Datenschutzalbtraum auf Rädern Autos spionieren massenhaft ihre Besitzer aus

Von Dirk Jacquemien

6.9.2023

Nissan ist besonders dreist, wenn es um Datenschutz geht.
Nissan ist besonders dreist, wenn es um Datenschutz geht.
Bild: Keystone

Eine Untersuchung der Datenschutzpraktiken von Autoherstellern kommt zu einem vernichtenden Urteil. Ein Hersteller will sogar Daten über die «sexuellen Aktivitäten» seiner Kund*innen sammeln.

Von Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Browser-Hersteller Mozilla hat sich den Datenschutz bei grossen Autoherstellern angeguckt.
  • Die Bilanz fällt vernichtend aus, kein Hersteller sorge sich genügend um den Schutz von persönlichen Daten.
  • Diese sind auch sehr lukrativ für die Hersteller, die sie oft an Dritte weiterverkaufen.

Mozilla, die Stiftung hinter dem Webbrowser Firefox, hat die Datenschutzpraktiken von 25 Autoherstellern unter die Lupe genommen. Allen attestierte Mozilla zu versagen, es handele sich um einen «Datenschutzalbtraum auf Rädern».

Getestet wurden alle grossen Hersteller, von Volkswagen über Ford bis hin zu Tesla. Moderne Autos sind mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet, die Daten sowohl über das Fahrzeug als auch die Fahrer*innen sammeln können. Inzwischen gibt es auch vielfach Apps, die sich mit den Fahrzeugen verbinden können und zusätzliche Daten aufsaugen.

Hersteller wollen das Sexleben kennen

Daten sind bekanntlich das Gold des 21. Jahrhunderts und so versuchen quasi alle Autohersteller, damit zusätzliche Einnahmen zu generieren. Volkswagen nutzt laut Mozilla etwa unter anderem das Bremsverhalten, um zielgerichtete Werbung auszuspielen.

Am schlimmsten hat sich der japanische Hersteller Nissan geschlagen. «Die Datenschutzrichtlinie von Nissan ist wahrscheinlich die irrsinnigste, gruseligste, erschreckendste, traurigste und verkorkste Datenschutzrichtlinie, die wir je gelesen haben», schreibt Mozilla.

In den USA nimmt sich der Hersteller sogar das Recht, die «genetischen Daten» und die «sexuellen Aktivitäten» seiner Kund*innen zu erfassen und weiterzugeben. Auch Kia gibt an, Daten über das «Sexleben» seiner Fahrer*innen zu sammeln.

Datensicherheit ebenfalls mangelhaft

Mangelhaft ist laut Mozilla auch die Datensicherheit der Autohersteller. Bei keinem einzigen konnte sichergestellt werden, dass die von den Autos gesammelten persönlichen Daten auch verschlüsselt gespeichert werden. So gibt es das zusätzliche Risiko, dass all diese sensiblen Daten auch noch in die falschen Hände geraten.

Mozilla beklagt auch, dass es für Fahrer*innen kaum eine Möglichkeit gibt, der Nutzung ihrer Daten zu widersprechen. Den teils extrem laxen Datenschutzbedingungen der Hersteller zuzustimmen, ist meist Voraussetzung für den Kauf eines Wagens.