Fünf Schlüsselmomente aus dem Interview Harris zeigt Trump die kalte Schulter – und überrascht 

Sven Ziegler

30.8.2024

Das Interview mit Harris dauert rund eine Stunde. 
Das Interview mit Harris dauert rund eine Stunde. 
Keystone

Erstmals äussert sich Kamala Harris in einem grossen Interview zu ihrer Präsidentschaftskandidatur. Dabei überrascht sie immer wieder – und lässt Trump eiskalt abblitzen.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Kamala Harris äussert sich erstmals seit ihrer Nominierung zur US-Präsidentschaftskandidatin in einem grossen Interview. 
  • Gemeinsam mit ihrem Vize-Kandidaten Tim Walz steht sie CNN Red und Antwort.
  • blue News fasst dir das Wichtigste zusammen.

Erstmals seit ihrer Nominierung zur US-Präsidentschaftskandidatin hat Kamala Harris in der Nacht auf Freitag Schweizer Zeit ein Interview gegeben.  Gemeinsam mit ihrem Vize-Kandidaten Tim Walz steht sie CNN Red und Antwort.

Dabei überraschte Harris mit einigen Punkten. blue News fasst dir das Wichtigste zusammen.

Pancakes, Speck, Biden

So erfuhr Harris von Bidens Rückzug.
2:19

So erfuhr Harris von Bidens Rückzug.

Selbst Kamala Harris wusste erst einige Stunden vor der offiziellen Bekanntgabe, das sich Joe Biden zurückziehen würde. Der Anruf Bidens sei nach einem Frühstück mit ihrer Schwester und der Grossnichte gekommen, erzählt Harris im CNN-Interview.

Selbst Kamala Harris wusste erst einige Stunden vor der offiziellen Bekanntgabe, das sich Joe Biden zurückziehen würde. Der Anruf Bidens sei nach einem Frühstück mit ihrer Schwester und der Grossnichte gekommen, erzählt Harris im CNN-Interview. Sie habe Pancakes mit Speck gegessen.  

«Joe rief mich an und sagte, dass er sich zurückziehen wird», erinnert sich Harris. Auf die Nachfrage, ob er ihr von Beginn weg die Unterstützung zugesagt hat, sagt Harris: «Ja, das hat er. Er hat gesagt, dass er sich zurückziehen will und mich unterstützen wird.»

Neue Haltung im Bereich der Einwanderung

Vor fünf Jahren hat sich Kamala Harris zu einem Thema dezidiert klar geäussert. Als sie 2019 das erste Mal ins Präsidentschaftsrennen einsteigt, sagt sie mehrmals klar, sie wolle keine Kriminalisierung der Einwanderer.

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Donald Trump
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Kamala Harris
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49%
An 100 fehlende Prozente entfallen auf den Kandidaten der Unabhängigen. Quelle: National Polls: Quantus Polls and News, 26.-27. August 2024

Diese Einstellung hat sich geändert. Sie sei bereit, die Gesetze zu verschärfen, sofern dies notwendig sein, betonte Harris. «Ich habe zwei Amtszeiten als Generalstaatsanwältin von Kalifornien damit verbracht, grenzüberschreitende kriminelle Organisationen und Verstösse gegen amerikanische Gesetze im Zusammenhang mit der illegalen Einfuhr von Waffen, Drogen und Menschen über unsere Grenze zu verfolgen. Meine Werte haben sich nicht geändert.»

Ihre ungewohnt scharfen Töne dürften laut Einschätzung des CNN-Politexperten Van Jones ein klares Ziel haben: «Sie könnte versuchen, republikanische Wähler, die eher dem gemässigten Flügel angehören und nicht viel von Trump halten, auf ihre Seite zu ziehen.»

Harris lässt Trump abblitzen

So lässt Harris Trump abblitzen
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So lässt Harris Trump abblitzen

In einem CNN-Interview geht Kamala Harris auf einen Angriff von Donald Trump ein – und zeigt ihm kurzerhand die kalte Schulter.

Harris ging auch auf Donald Trump ein. Dieser sagte kürzlich, Harris habe aus politischen Gründen angeblich erst kürzlich angefangen, sich als schwarze Amerikanerin zu identifizieren.

Darauf hatte Harris eine klare Antwort: «Es ist immer die gleiche, alte, abgestandene Masche. Nächste Frage.» Auf die erstaunte Frage der Moderatorin, ob das alles gewesen sei, sagt sie klar: «Ja, das war's.» Viel klarer kann man Trump nicht die kalte Schulter zeigen.

Republikaner in Harris-Kabinett

Auf die Frage, ob Harris auch Republikaner für ihr Kabinett nominieren würde, hatte die demokratische Kandidatin eine klare Antwort. «Absolut, das würde ich.»

Harris bricht damit mit einem eigentlichen Tabu, welches in den vergangenen Jahren aber immer wieder auf die Probe gestellt wurde. So nominierte etwa Barack Obama mehrere Republikaner in hochrangige Positionen. Der Republikaner Ray LaHood etwa machte Obama zum Transportminister, Chuck Hagel wurde Verteidigungsminister.

Das TV-Interview mit dem Sender war für Harris eine Bewährungsprobe.
Das TV-Interview mit dem Sender war für Harris eine Bewährungsprobe.
Jacquelyn Martin/AP

«Ich denke, es ist wichtig, bei einigen der wichtigsten Entscheidungen Leute am Tisch zu haben, die andere Ansichten und andere Erfahrungen haben», so Harris. «Und ich denke, dass es für die amerikanische Öffentlichkeit von Vorteil wäre, ein Mitglied meines Kabinetts zu haben, das Republikaner ist.»

Auf Namen wollte sich Harris aber nicht einlassen. «Wir haben noch 68 Tage im Wahlkampf vor uns, da will ich nicht vorgreifen. Aber ja, in meinem Kabinett wären auch Republikaner vertreten.» Auch hier sendet Harris ein klares Signal in Richtung des gemässigteren Republikaner-Flügels.

Kein Fehltritt

Rund eine Stunde dauert das Interview von Walz und Harris. Die richtig heiklen Themen spricht Harris dabei nicht an. Der Krieg in der Ukraine etwa kommt nicht zur Sprache – wohl bewusst. In den USA läuft derzeit eine hitzige Debatte, ob und wie die Unterstützung für das kriegsgeplagte Land fortgesetzt werden soll. 

US-Wahlen 2024 im Fokus

Amerika wählt am 05. November einen neuen Präsidenten. Aber nicht nur der Präsident, sondern auch 35 Senatssitze, das komplette Repräsentantenhaus sowie elf Gouverneure werden neu gewählt. blue News begleitet die heisse Phase des Duells um das Weisse Haus nicht nur mit dem Blick aus der Schweiz, sondern auch mit Berichten direkt aus den USA.

Im Weissen Haus wurde Kokain gefunden.
Patrick Semansky/AP/dpa

Auch zur Abtreibungsdebatte äusserte sich Harris in dem Interview nicht. Diese wird in den USA derzeit fast täglich geführt und erhitzt die Gemüter. Arizona etwa reaktiviert ein rigoroses Abtreibungsrecht von 1864. Ein Bundesgericht in Texas hat im vergangenen Jahr per einstweiliger Verfügung die Zulassung des Abtreibungsmedikaments Mifepriston ausgesetzt. Der Zugangsstopp ist mittlerweile vom Supreme Court für nichtig erklärt worden. 

Harris' Strategie hier ist klar: Keine falschen Aussagen, die Angriffsfläche bieten oder potenzielle Neuwähler abschrecken könnten. Ob ihre Strategie aufgeht, wird sich in den kommenden Wochen weisen. In rund einem Monat steht das erste grosse TV-Duell gegen Donald Trump auf dem Programm.