Terroristen auf Geldsuche «Islamischer Staat» setzt neu auf Kryptokunst

Von Dirk Jacquemien

6.9.2022

NFTs werden fast ausschliesslich über zentrale Plattformen wie OpenSea gehandelt.
NFTs werden fast ausschliesslich über zentrale Plattformen wie OpenSea gehandelt.
Getty Images

Die Terroristen vom selbst ernannten «Islamischen Staat» setzen lang nach Ende des NFT-Hypes nun plötzlich auch auf Kryptokunst. Das wird kaum gut gehen.

Von Dirk Jacquemien

Der einst boomende Markt um die Kryptokunstwerke NFTs ist in den vergangenen Monaten fast völlig zusammengebrochen. Das Handelsvolumen auf der grössten NFT-Plattform OpenSea ist seit Januar um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Doch noch glaubt jemand an NFTs, die Terrormiliz «Islamischer Staat».

Sie hat ein NFT auf der Blockchain platziert, das einen vom «IS» durchgeführten Anschlag gegen die konkurrierende Terrorgruppe Taliban feiert, wie das «Wall Street Journal» berichtet.

«IS-NEWS #01», so der Name des NFT, wurde bislang noch nicht gehandelt, könnte allerdings von der Terrorgruppe theoretisch sowohl zu Propagandazwecken als auch als Einnahmequelle verwendet werden.

NFT-Markt ist hoch zentralisiert

In einer Blockchain platzierte NFTs können in der Regel nicht entfernt werden. Auch ist es zumindest technisch nicht möglich, den Handel mit selbigen zu unterbinden.

Doch wie im Kryptosektor generell hat sich auch bei NFTs ein hohes Mass an Zentralisierung etabliert. Der überwiegende Handel mit NFTs läuft über zentrale Plattformen wie OpenSea, geführt von legitimen Unternehmen. Auf diesen werden Terror-NFTs natürlich unmittelbar blockiert. Der Handel ausserhalb solcher Plattformen ist theoretisch möglich, hat aber kaum praktische Bedeutung.

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Transaktionen sind öffentlich

Ein Problem für allfällige Käufer*innen eines «IS»-NFT ist auch, dass die Transaktion in der Blockchain öffentlich festgehalten wird und man somit schnell ins Visier von Strafverfolgungsbehörden geraten würde.

Dass Krypogeschäfte nun die Koffer voller Dollars als Einnahmequelle für den «IS» ersetzen, erscheint also eher unwahrscheinlich. Zumal die Umwandlung von Einnahmen aus Kryptogeschäften oder -diebstählen in eine brauchbare Fiatwährung schon souveränen Staaten wie Nordkorea arge Probleme bereit. Für den «IS» wäre es entsprechend noch schwieriger, seine NFT-Einnahmen zur Terrorfinanzierung zu nutzen.