Nordkorea im PechKims Krypto-Beute ist plötzlich viel weniger wert
Von Dirk Jacquemien
30.6.2022
Nordkorea war in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich bei Krypto-Hacks und erbeutete Milliarden Dollar für sein Waffenprogramm. Doch der Krypto-Crash trifft auch Kim Jong-uns Hacker-Armee.
Von Dirk Jacquemien
30.06.2022, 12:34
30.06.2022, 15:33
Dirk Jacquemien
Die erfolgreichsten Krypto-Hacker*innen der Welt arbeiten für den nordkoreanischen Geheimdienst. Dessen Lazarus-Gruppe ist neben zahlreichen konventionellen Ransomware-Angriffen auch gross im Geschäft bei Krypto-Diebstählen. Das abgeschottete und mit zahlreichen Sanktionen belegte Land sieht in der Cyber-Kriminalität eine lukrative Einnahmequelle, vor allem für seine Waffenprogramme.
Genaue Zahlen sind schwierig zu ermitteln, aber Expert*innen gehen davon aus, dass Nordkorea im Laufe der Jahre Krypto-Währungen im einstigen Gegenwert von weit über einer Milliarde Dollar erbeutete. Doch wie «Reuters» berichtet, hat der allgemeine Krypto-Crash auch Nordkorea schwer getroffen.
Umwandlung ist schwierig
Wie bei gewöhnlichen Krypto-Dieben ist es auch für Nordkorea nicht einfach, seine auf dem Papier, oder genauer gesagt: in der Blockchain vorhandenen Reichtümer auch zu verwerten. Die Umwandlung in international akzeptierte Währungen wie Dollar oder Franken ist etwas schwierig, wenn kein Finanzinstitut der Welt mit dir Geschäfte machen will. Hier muss Nordkorea also noch einigen Aufwand für die Geldwäsche betreiben.
Aufgrund dieser Komplikationen befindet sich ein grosser Teil der Beute noch in Krypto-Währungen und partizipierte somit vollständig an den drastischen Kursverlusten der vergangenen Monate, die etwa bei Bitcoin ein Minus von rund 70 Prozent im Vergleich zum Allzeithoch bedeuten.
Die Anlaysefirma Chainalysis hat sich beispielsweise einen Korb von Krypto-Raubgut aus 49 verschiedenen Angriffen von 2017 bis 2021, die Nordkorea zugeschrieben werden, angeschaut. Anfang des Jahres hatte diese Sammlung einen Gesamtwert von 170 Millionen Dollar – heute sind es nur noch 65 Millionen Dollar.
Im März stahl Nordkorea dann bei seinem bisher grössten Krypto-Diebstahl Ethereum – die zweitgrösste Krypto-Währung – im Gegenwert von damals 615 Millionen Dollar. Dieser Raubzug ist heute aber «nur» noch 230 Millionen Dollar wert
Nordkorea gibt sich unbesorgt
Besorgt zeigt sich das Regime von Kim Jong-un allerdings nicht, denn laut nordkoreanischer Botschaft in London führe man ja gar keine Krypto-Hacks durch. Das seien alles «komplette Fake News», so die Botschaft zur Nachrichtenagentur Reuters.
In der Wirklichkeit sind Kims Hacker*innen aber tatsächlich nicht abgeschreckt vom «Krypto-Winter». Letzte Woche wurde die Krypto-Firma Harmony gehackt und um Krypto-Währungen erleichtert, die selbst bei den aktuell tiefen Kursen einen Gegenwert von 100 Millionen Dollar haben. Verantwortlich dafür war wohl die Lazarus-Gruppe, wie «Bloomberg» berichtet.