Der Schweizerische Turnverband STV beschliesst für das Frauen-Kunstturnen einen Neubeginn. Der Trainerstab mit Chefcoach Fabien Martin ist per sofort freigestellt. Der Entscheid ist nicht nur die Folge der Querelen der vergangenen Monate, sondern auch der sportlichen Situation geschuldet.
Die Missstände im STV nahmen im vergangenen Oktober ihren Anfang. Zwei ehemalige Athletinnen, Lynn Genhart und Fabienne Studer, hatten im «Magazin» die herrschende Atmosphäre am Nationalen Sportzentrum in Magglingen kritisiert und gegen Cheftrainer Martin schwere Vorwürfe erhoben. Sie hatten von einer Kultur der Angst gesprochen und davon, vom Franzosen mit Kommentaren zum Essverhalten und Körpergewicht abgekanzelt worden zu sein.
Den Entscheid zur Kündigung fassten die Verantwortlichen des STV nicht (nur) aufgrund der Schuldzuweisungen von Athletinnen-Seite, sondern auch mit Blick auf die sportliche Situation. Eine Gesamtbeurteilung unter der Führung von David Huser, dem neuen Chef Spitzensport und Nachfolger des schon früher freigestellten Aargauers Felix Stingelin, förderte eine seit längerer Zeit stagnierende Leistungsentwicklung zutage.
Auch die Erkenntnis, dass hinter der Teamleaderin Giulia Steingruber eine zu grosse Lücke klafft und damit die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris für eine Schweizer Frauen-Equipe nicht realistisch ist, haben Huser und seine Leute zum Handeln gezwungen.
sda