Kollaps in den 2030ern möglich Nordatlantische Strömung: Frieren wir bald alle ein?

tgab

1.12.2024

Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Atlantische Umwälzbewegung (abgekürzt Amoc für Atlantic Meridional Overturning Circulation) schneller als bislang vermutet kollabieren könnte.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Atlantische Umwälzbewegung (abgekürzt Amoc für Atlantic Meridional Overturning Circulation) schneller als bislang vermutet kollabieren könnte.
Felipe Dana/AP/dpa

Der Nordatlantikstrom könnte laut einer aktuellen Studie schon ab den 2030er Jahren zusammenbrechen. Die Auswirkungen wären dramatisch.

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  • Einer aktuellen Studie zufolge könnte die nordatlantische Strömung mit grösserer Wahrscheinlichkeit und deutlich früher kollabieren als bislang angenommen.
  • Das belegt eine aktuelle Studie von Forschenden der Universität Utrecht, die mit modernsten Modellen arbeiteten.
  • Die Folgen für Europa: kältere Durchschnittstemperaturen und noch stärkere Wetterextreme.
  • Ein Faktor, der das Versiegender Strömung noch beschleunigen könnte, wurde dabei noch gar nicht berücksichtig: Das Schmelzen des grönländischen Eises.

Der Nordatlantikstrom ist Teil der Atlantischen Umwälzzirkulation, kurz AMOC (Atlantic Meridional Overturning Circulation), die Wassermassen durch den Atlantik transportiert. Als solcher funktioniert er sozusagen als die Warmwasserheizung Europas.

Mehrere Studien der letzten Jahre deuten darauf hin, dass sich AMOC auf dem Weg zum Kollaps befindet – geschwächt durch wärmere Meerestemperaturen und gestörte Salzhaltigkeit aufgrund des Klimawandels. 

Untersuchungen von Forschenden der Universität Utrecht zufolge könnte ein solcher Zusammenbruch deutlich früher erfolgen, als bislang angenommen, nämlich bereits in den 2030er Jahren, ziemlich wahrscheinlich bis zum Jahr 2050. Die Stuidie befindet sich im Prozess des Peer-Review und wurde noch nicht in einer Zeitschrift veröffentlicht.

In Europa würde es kälter werden

«Bis vor ein paar Jahren haben wir darüber, diskutiert ob ein Kollaps überhaupt möglich wäre, als eine Art Risiko mit geringer Wahrscheinlichkeit und grossen Auswirkungen», sagt Stefan Rahmstorf, physikalischer Ozeanograph an der Universität Potsdam, der nicht an der neuesten Forschung beteiligt war, gegenüber «CNN».. «Und jetzt sieht es ganz danach aus.»

Die Auswirkungen wären dramatisch, schreiben die an der Studie beteiligten Forschenden. Das arktische Eis würde nach Süden vordringen und sich nach 100 Jahren bis zur Südküste Englands erstrecken. Die Durchschnittstemperatur in Europa würde ebenso sinken wie in Nordamerika – einschliesslich Teilen der USA. Im Amazonas-Regenwald würden sich die Jahreszeiten völlig umkehren: die aktuelle Trockenzeit würde zur Regenmonate werden und umgekehrt, heisst es in dem Bericht weiter.

Für ihre Untersuchungen verwendeten die Forschenden der Uni Utrecht modernste Modelle und identifizierten damit erstmals ein Gebiet im Südatlantik als optimalen Ort, um Veränderungen in der Zirkulation zu überwachen und Beobachtungsdaten zu nutzen. Sie analysierten dort die Temperaturen und den Salzgehalt der Ozeane, um frühere Vorhersagen zu präzisieren, wann die AMOC ihren Wendepunkt erreichen könnte.

Es gibt jedoch auch Kritik an den Modellen. Beispielsweise berücksichtigen sie nicht das Schmelzen des grönländischen Eises. Grosse Mengen Süsswasser lösen sich dort vom Eisschild und fliessen in den Nordatlantik, wodurch eine der treibenden Kräfte der Zirkulation beeinflusst wird: der Salzgehalt. «Es kommt bereits zu einem enormen Zustrom von Süsswasser in den Nordatlantik, der das System völlig zum Erliegen bringen wird», warnt Rahmstorf.

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