Die Kantonspolizei Graubünden hat bisher keine klaren Hinweise zum Unfallhergang von Gino Mäder erhalten. Dabei hat sie scheinbar aber auch noch nicht alle möglichen Augenzeugen befragt.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Bis heute ist unklar, was genau zum Sturz von Gino Mäder an der Tour de Suisse geführt hat.
- Die Kantonspolizei hat schon Augenzeugen befragt, bisher aber keine entscheidenden Hinweise bekommen.
- Clément Berther fuhr bei der Abfahrt vom Albula vor Gino Mäder und erlebte dessen Sturz aus dem Augenwinkel mit. Mit ihm hat die Polizei aber noch nicht gesprochen.
Einen Monat nach dem tragischen Todesfall von Gino Mäder bei der Tour de Suisse bleibt das Rätsel um die genauen Umstände des Unfalls weiter bestehen. Dabei könnten Amateurvideos aufschlussreiche Informationen liefern. Sie zeigen den französischen Radfahrer Clément Berthet, vom Team AG2R, unweit von Mäder am Albulapass.
Bisher wurde Berthet von der Kantonspolizei Graubünden jedoch nicht befragt. Offizielle Pressestellen verweigern jeglichen Kommentar zum Vorfall. Auf Anfrage verweist eine Sprecherin der Kantonspolizei an die Staatsanwaltschaft in Chur. Diese gibt an, solange die strafrechtliche Untersuchung noch läuft, könne keine Information preisgegeben werden.
Berthet erlebte den Sturz aus dem Augenwinkel
Dabei wäre Berthet nicht so schwer zu finden. Er nimmt derzeit an der Tour de France teil und nahm sich kürzlich sogar Zeit für ein Interview. Berthet erinnert sich in diesem, dass er den Albulapass zusammen mit Mäder und dem Amerikaner Quinn Simmons erreicht hatte. Dies stimmt mit anderen Aussagen überein. Aufnahmen, die kurz danach gemacht wurden, zeigen, dass Mäder die Führung auf dem Weg nach La Punt übernahm, mit Berthet direkt hinter sich und Simmons ein Stück dahinter.
Berthet erzählt, dass er Mäder kurz darauf überholte. Den Sturz des Schweizers habe er hinter sich gehört. Als er am Ende der Kurve aus dem Augenwinkel noch einen Blick auf Mäder erhaschte, war ihm sofort klar, dass es sich um einen schweren Unfall handelte. Am folgenden Tag war das Entsetzen gross, als die Nachricht verbreitet wurde, dass Mäder im Krankenhaus seinem Schicksal erlegen war. Berthet berichtet, dass die Polizei ihn seitdem nicht kontaktiert habe.
Auch einen Monat nach dem Vorfall bleibt Berthet ratlos, was genau passiert sein könnte. Er bemerkte keine Verschmutzungen auf der Strasse und erinnert sich nicht daran, von Motorrädern oder Autos bedrängt worden zu sein. Berthet gesteht zudem, dass er schnell unterwegs war und hatte das Gefühl, die Kurve gut gemeistert zu haben. «Es gibt in diesem Bereich keine grosse Marge, bis etwas passiert», wird er in der «NZZ» zitiert.
Die Suche geht weiter
Es ist denkbar, dass Mäders Sturz durch einen Fahrfehler zustande kam. Allerdings ist es angemessen, diese Ursache erst dann anzunehmen, wenn alle anderen Möglichkeiten überprüft und ausgeschlossen wurden. In einem Gespräch mit einer unbeteiligten Augenzeugin deutete die Polizei an, bisher keine Erklärung für den Unfall zu haben. Der Austausch liess die Zeugin allerdings zweifeln, ob die Beamten bereits GPS-Daten von Mäder und anderen Teilnehmern ausgewertet hatten. Viele Profiradfahrer speichern ihre Fahrten auf Fahrradcomputern, was eine präzise Analyse ermöglicht.
Bereits befragt hat die Polizei Magnus Sheffield, der sich bei einem Sturz in derselben Kurve eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Sein Team Ineos bestätigte auf Anfrage, dass Sheffield um eine Aussage gebeten wurde. Allerdings stürzte Sheffield früher als Mäder, was es unwahrscheinlich macht, dass er den Ermittlern entscheidende Hinweise liefern konnte.