Der Chef der russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA), Juri Ganus, fordert angesichts neuer drohender Sanktionen gegen sein Land tiefgreifende Reformen in der Moskauer Sportpolitik.
«Insgesamt ist es so, dass einiges faul ist – und an vielen Stellen bei uns Sportfunktionäre ausgewechselt werden müssen», sagte Ganus. «Wir brauchen tiefgreifende Reformen.» Allerdings rechnet er nicht mit schnellen Veränderungen beim Umgang mit dem Thema Doping. «Das dauert wohl noch eine Generation.»
Ganus erwartet, dass das Exekutivkomitee der Welt-Anti-Doping-Agentur am 9. Dezember in Lausanne neue Strafen gegen Russland verhängt. «Die Strafen sind wohl unausweichlich», meinte er. Es habe ganz klar Manipulationen an alten Labordaten gegeben. «Ich hoffe aber, dass im Fall eines neuen Banns gegen Russland nicht die Sportler leiden müssen. Sie sind die Geiseln von Fehlern, die Sportfunktionäre in diesem Land verschuldet haben», betonte Ganus. Die Sportler sollten wie bisher wenigstens unter neutraler Flagge antreten dürfen, «damit sie nicht für die Fehler anderer bezahlen».
Sitzung am Montag
Wegen der Manipulation von Dopingdaten aus dem Moskauer Analyselabor drohen der RUSADA nach der Sperre wegen des Staatsdopingskandals 2015 neuerliche Sanktionen. Eine unabhängige Expertenkommission hat der WADA-Führung eine vierjährige Sperre empfohlen. Zudem sollen Russlands Sportler bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio und bei den Winterspielen 2022 in Peking nur noch in Ausnahmefällen als neutrale Athleten ohne Nationalflagge starten dürfen.
Die Sitzung des WADA-Exekutivkomitees am kommenden Montag zum Entscheid über Sanktionen gegen Russland wurde von Paris nach Lausanne verlegt. Grund sind die «wahrscheinlichen Störungen und Unsicherheiten aufgrund des bevorstehenden Generalstreiks in Paris», teilt die WADA mit.
SDA