Für die Schweiz beginnt die Rad-WM in Imola optimal. Marlen Reusser sichert sich im Zeitfahren der Frauen die Silbermedaille und muss sich nur der Niederländerin Anna van der Breggen geschlagen geben.
Als Sechste war Marlen Reusser vor einem Jahr in Yorkshire trotz einer alles andere als optimalen Vorbereitung in die Weltspitze gefahren. Nun gelang ihr die erhoffte Steigerung. Einen Monat, nachdem sie in Plouay Bronze im EM-Zeitfahren geholt hatte, stand die 28-Jährige auch eine Stufe höher auf dem Podest.
Von Beginn an stark
Reusser ist die erste Schweizer Radrennfahrerin seit Karin Thürig im Jahr 2006, die es an einer WM auf das Podest schaffte. Thürig hatte damals ebenfalls Silber im Zeitfahren gewonnen. 14 Jahre später hat die Schweiz wieder eine Fahrerin der Extraklasse.
Im Kampf um die Medaillen in Imola lag Reusser von Beginn weg gut im Rennen. Bei der Zwischenzeit nach knapp der Hälfte der 31,7 Kilometer langen Strecke lag die Quereinsteigerin bereits im 2. Zwischenrang hinter der amerikanischen Titelverteidigerin Chloé Dygert.
Dygert-Owen stürzt spekatkulär
Weil die zuvor überlegene Dygert wenig später in einer Kurve stürzte und das Rennen aufgeben musste, kämpfte Reusser plötzlich um den WM-Titel.
Die 23 Jahre alte Dygert hatte bei der Zwischenzeit deutlich geführt und verlor anschliessend in einer Kurve die Kontrolle über ihr Rad. Die Amerikanerin war nach ihrem Sturz angeschlagen an ihrem Teamfahrzeug zu sehen, sie stieg vorzeitig aus dem Rennen aus. «Sie ist bei Bewusstsein und spricht», schrieb der nationale Verband später. Genauere Angaben zu ihrem Gesundheitszustand gab es zunächst nicht.
Reusser fährt erst seit 2017 Rennen
Auf der zweiten Streckenhälfte, die technisch etwas schwieriger und damit eher weniger nach dem Gusto der Schweizerin war, verlor Reusser gegenüber van der Breggen dann noch etwas Zeit.
Im Ziel betrug Reussers Rückstand auf die Niederländerin knapp 16 Sekunden. Für van der Breggen ist es nach vier zweiten Plätzen der erste WM-Titel. Dritte wurde mit Ellen van Dijk eine weitere Niederländerin.
Im Gegensatz zu den beiden Niederländerinnen ist Reusser eine absolute Quereinsteigerin. Die ausgebildete Ärztin aus dem bernischen Hindelbank fährt erst seit 2017 Rennen. Ganz auf den Radrennsport setzt sie erst seit dem letzten Jahr.
Ihre Fortschritte lassen sich am einfachsten an den WM-Resultaten im Zeitfahren dokumentieren: 29 – 17 – 6 – 2. Das lässt hoffen für die Zukunft.