«Uns wird nicht die Wahrheit erzählt» Mysteriöse Drohnen-Sichtungen halten die USA in Atem

Philipp Dahm

13.12.2024

Unbekanntes Flugobjekt über New Jersey: Kommen sie von einem iranischen Mutterschiff, aus China oder gar aus dem Weltraum? In den USA gibt es wilde Spekulationen.
Unbekanntes Flugobjekt über New Jersey: Kommen sie von einem iranischen Mutterschiff, aus China oder gar aus dem Weltraum? In den USA gibt es wilde Spekulationen.
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Seit Mitte November werden über New Jersey immer wieder Drohnen gesichtet, die gross, ausdauernd – und mysteriös sein sollen. Inzwischen beschäftigt der Fall nicht nur die Lokal-, sondern auch die Bundespolitik.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Seit Mitte November werden über New Jersey immer wieder Drohnen gesichtet, die sehr gross und ausdauernd sein sollen.
  • Bilder und Videos in sozialen Netzwerken haben eine Hysterie ausgelöst.
  • Zunächst ist die Lokalpolitik auf das Phänomen eingegangen, dann äussert sich auch der Gouverneur. Phil Murphy sagt: «Wenn man sie anschaut, werden sie dunkel.»
  • Ein republikanischer Abgeordneter behauptet, ein iranisches Drohnen-Mutterschiff vor der Küste sei verantwortlich, und schreibt an Präsident Joe Biden.
  • Das Weisse Haus hat Stellung genommen. Auch das FBI musste auf dem Kapitol Red und Antwort stehen.
  • Was hinter den Drohnen-Sichtungen steckt, ist derzeit noch unklar.

Die Sichtungen halten die USA, aber vor allem den Bundesstaat New Jersey seit Mitte November in Atem: In den sozialen Netzwerken werden Videos von Drohnen veröffentlicht, die dort durch den Nachthimmel zischen. Alleine am 8. Dezember gab es 49 entsprechende Meldungen.

«Ich habe drei mysteriöse Drohnen in der Luft gefunden», sagt etwa eine Filmende. Eines der Lichter bewegt sich plötzlich äusserst schnell. «Das ist wild. Was um alles in der Welt passiert?» 10 bis 15 Minuten beobachte sie die Flugobjekte bereits, heisst es weiter.

Die Drohnen sollen mitunter gross wie Autos sein und bleiben lange in der Luft, sagen Augenzeugen. Dass solche Aufnahmen auf X jene auf den Plan rufen, die an UFOs glauben, versteht sich von selbst. Doch auch ganz offizielle Stellen nehmen sich der Sache an: Zunächst haben 21 Bürgermeister vom Gouverneur New Jerseys Antworten verlangt.

«Ich sage euch, was wirklich Sache ist»

Doch Phil Murphy kann auch kein Licht in die Sache bringen. Im Gegenteil: «Wenn man sie anschaut, werden sie dunkel», erklärt der Gouverneur dem Sender MSNBC, aber er versichert auch «Das ist etwas, das wir todernst nehmen.»

Jon Bramnic, ein Senator aus dem Bundesstaat, fordert sogar, einen begrenzten Notstand auszurufen – «bis die Öffentlichkeit eine Erklärung bekommt». Und dann hat Jeff Van Drew seinen grossen Auftritt: Der Kongressabgeordnete behauptet, Teheran verursache die ganze Aufregung.

«Ich sage euch, was wirklich Sache ist», zitiert das Krawallblatt «New York Post» den Republikaner: «Der Iran hat ein Mutterschiff, das diese Drohnen enthält. Es liegt vor der Ostküste der Vereinigten Staaten von Amerika. [Die Iraner] haben diese Drohnen gestartet. Diese Drohnen sollten abgeschossen werden.»

«Uns wird nicht die Wahrheit erzählt»

Van Drew hat auch Präsident Joe Biden geschrieben. Ein iranisches Drohnen-Mutterschiff «fehlt derzeit im Hafen», hätten ihm «hochrangige Quellen» verraten. Auch die Zeitpunkte des Verschwindens und der Sichtungen in New Jersey würden passen, ist sich der 71-jährige Politiker sicher.

Das hat zur Folge, dass sich die stellvertretende Pressesprecherin des Weissen Hauses zum Thema äussern muss: «Da ist nichts Wahres dran», sagt Sabrina Singh am 11. Dezember ganz offiziell. «Es gibt kein iranisches Schiff vor der Küste.» und erst recht kein «Mutterschiff», betont die 36-Jährige.

Van Drew ficht das aber nicht an. «Uns wird nicht die Wahrheit erzählt», grätscht er am 12. Dezember bei Fox News nach. Das Pentagon «behandelt die amerikanische Öffentlichkeit, als wäre sie blöd». Doch der Druck, eine Antwort auf das Phänomen zu finden, wächst.

Behörden müssen Stellung nehmen

Am 12. Dezember muss auch Bidens wichtigster Sicherheitsberater Stellung nehmen. John Kirby versichert, es gebe «derzeit keine Beweise dafür, dass die gemeldeten Drohnen-Sichtungen eine Bedrohung für die nationale oder öffentliche Sicherheit darstellen oder einen Bezug zum Ausland haben».

Inzwischen werden Drohnen auch in anderen Bundesstaaten gesichtet. Die Affäre wird nun auch in Washington thematisiert. Politiker verlangen Antworten: Die Bundespolizei FBI hat keine, untersucht die Angelegenheit aber. Van Drew bringt bei Fox News jetzt Peking ins Spiel: «China ist uns eine volle Dekade voraus», warnt der Republikaner.

Das Drohnen-Mysterium kostet die Amerikaner nicht nur Nerven. Mitunter sorgen sie auch dafür, dass Verkehrsflugzeuge oder auch Rettungshelikopter nicht aufsteigen können. Manchmal überfliegen sie militärische Anlagen, doch auch über Donald Trumps Golfclub in Bedminster, New Jersey sind sie schon gesehen worden.

Noch halten sich die Behörden bei der Bekämpfung der Drohnen zurück – aus Angst, herabfallende Trümmer könnten Menschen treffen. Angesichts der wachsenden Unsicherheit und Hysterie werden sie aber womöglich bald dazu gezwungen, andere Saiten aufzuziehen.