Gammenthaler wittert Verschwörung «Die Geschichte mit Flückiger stinkt zum Himmel»

Von Roman Müller und Jan Arnet

9.9.2022

Gammenthaler: «Die Geschichte mit Flückiger stinkt zum Himmel»

Gammenthaler: «Die Geschichte mit Flückiger stinkt zum Himmel»

Henri Gammenthaler ist ehemaliger Amateur-Rennfahrer, Rad-Experte und vor allem auch leidenschaftlich Radsportfan. Zum Fall «Mathias Flückiger» hat er eine ganz klare Meinung.

09.09.2022

Drei Wochen nach Bekanntgabe seiner positiven Dopingprobe hat sich Mathias Flückiger erstmals zu Wort gemeldet und seine Unschuld beteuert. Rad-Experte Henri Gammenthaler glaubt dem Berner – und erhebt schwere Anschuldigungen gegen Swiss Cycling.

Von Roman Müller und Jan Arnet

Er habe das verbotene Mittel nie wissentlich zu sich genommen, erklärte Mathias Flückiger am Mittwoch. Ausserdem ist für den 33-Jährigen und sein Betreuerteam klar, dass die A-Probe als atypisches und nicht als positives Resultat hätte gewertet werden müssen, weil die nachgewiesene Menge an Zeranol deutlich unter dem Grenzwert gelegen habe. 

Swiss Sport Integrity hätte die von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA für derartige Fälle erlassene Handlungsanweisung nicht befolgt, erklärte das Team Flückiger und verwies auch auf zwei negative Dopingproben kurz vor und kurz nach dem Test vom 5. Juni.

Henri Gammenthaler glaubt dem Mountainbiker. «Er hat es nicht nötig, er ist ein seriöser Sportler, er sagt immer die Wahrheit und trainiert hart», sagt der Rad-Experte im Gespräch mit blue Sport. Gammenthaler wittert gar eine Verschwörung: «Flückigers Ziel war es, in diesem Jahr Weltmeister zu werden. Und davor in München auch noch den EM-Titel zu holen. Er hätte eine riesige Chance auf diese Titel gehabt, aber die hat man ihm gestohlen. Diese Story stinkt zum Himmel!»

Was Gammenthaler nicht nachvollziehen kann, ist, dass Flückiger am Tag seiner Anreise nach München Mitte August die Nachricht erhielt, dass er provisorisch gesperrt wird. Die positive A-Probe war ja schon mehr als zwei Monate alt. «Das ist doch unglaublich, dass es so lange dauert, bis er davon erfährt. Schon da konnte etwas nicht stimmen.»

«Einer, der dopen will, nimmt etwas anderes»

Henri Gammenthaler
Bild: zVg

Henri Gammenthaler analysiert das Radsport-Geschehen für «blue Sport». Der Zürcher war einst selbst Fahrer, später TV- und Radio-Experte und Kommentator der Tour de Suisse.

In seiner Mitteilung erklärt das Team Flückiger, dass der in seinem Urin gemessene Wert der verbotenen Substanz Zeranol nur 0,3 Nanogramm pro Milliliter betragen haben soll – deutlich unter dem Grenzwert von 5 Nanogramm pro Milliliter. Der Fall hätte deshalb – aus Sicht von Flückiger – von Swiss Cycling nie an die Öffentlichkeit gebracht werden dürfen.

«Die bei Mathias Flückiger scheinbar in der A-Probe gefundene Menge ist so gering, dass seine A-Probe nur als atypisches Resultat hätte gewertet werden dürfen, nicht jedoch als positives Resultat», heisst es im Flückiger-Communiqué.

«Die gefundene Menge ... das bringt gar nichts, das ist auch kein Doping, denn es steigert die Leistung nicht», meint auch Gammenthaler. «Ein Profi, der wirklich dopen will, nimmt etwas anderes.» Der Verband habe Flückiger mit der Veröffentlichung des Falls «ein faules Ei ins Nest» gelegt, glaubt der Rad-Experte. Weil der Berner oft nicht am selben Strang gezogen habe wie Swiss Cycling.

Wie geht es jetzt weiter?

«Flückiger ist sauber. Und er wird kämpfen, bis er total rehabilitiert ist und bis die Zeitungen schreiben, dass Flückiger nichts dafür kann», ist sich Gammenthaler sicher. «Das ist eine Sache des Verbandes, eine Boshaftigkeit sondergleichen.»

Der Rad-Verband weist diese Vorwürfe indes von sich. «Swiss Cycling erhielt am Nachmittag des 18. Augusts von Swiss Sport Integrity den Auftrag, die provisorische Sperre gegen Mathias Flückiger durchzusetzen», ist im «Blick» zu lesen. Und weshalb wurde der Fall publik gemacht? «Swiss Cycling hätte die Frage, warum Mathias Flückiger nicht am Start stehe, mit Unwahrheiten beantworten müssen. Das kommt nicht infrage.»


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