Alexander Zverev verliert am ATP Cup auch sein drittes Spiel. Gegen Denis Shapovalov geht er mit 2:6 und 2:6 unter. Kam bei der deutschen Nummer eins die Erholung zu kurz?
Zverev gibt beim Saisonauftakt kein gutes Bild ab, ja, seine Auftritte in Brisbane sind fast schon erschreckend schwach. Der 22-Jährige reiht Doppelfehler an Doppelfehler, hadert, flucht und staucht bei seinem zweiten Auftritt den Vater zusammen. Was ist bloss los mit Zverev?
Im November 2018 scheint Zverev endgültig oben angekommen zu sein. Auf dem Weg zu seinem Triumph bei den ATP-Finals besiegt er erst Roger Federer und dann auch Novak Djokovic. Boris Becker meinte damals: «Ein Star ist angekommen.» Doch 2019 kann er diese Top-Leistungen nicht bestätigen.
Das Tennisspielen hat er natürlich nicht verlernt. Doch im Tennis muss der Kopf frei sein, um das Maximum abrufen zu können. Probleme abseits des Platzes verunmöglichten dies. Ein kräfteraubender Rechtsstreit mit Ex-Manager Patricio Apey und die Trennung von Trainer Ivan Lendl sorgten für Unruhe. Zudem ging seine Beziehung in die Brüche, bei grossen Turnieren gab es viele Rückschläge. Zverev sagte dem Guardian vor wenigen Tagen: «Ich hatte den Spass verloren. Nicht nur am Tennis, sondern an allem, was ich gemacht habe. Für eine Zeit lang war ich nicht ich selbst.»
Kam bei Zverev die Erholung zu kurz?
2020 sollte alles wieder besser werden. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein, die Weltnummer sieben ist noch tiefer gefallen. Der frühere Davis-Cup-Captain Patrick Kühnen meinte bei Sky Sport News HD: «Das sind nicht die Bilder, die wir von Alexander Zverev sehen wollen. Da gilt es, einen Weg heraus zu finden. Das ist schwer, da tut er mir schon fast leid.»
Dabei hat Zverev im vergangenen Sommer die Weichen neu gestellt. Sein Vater kehrte als Trainer zurück und er schloss sich der von Federer gegründeten Agentur «Team8» an. Kurzfristig zeigte die Formkurve dann auch tatsächlich wieder nach oben. Und so stellt sich nun auch die Frage, ob Zverev schlichtweg zu wenig Zeit hatte, um seine Batterien neu aufzuladen.
Ende des vergangenen Jahres verlängerte Zverev seine Saison freiwillig, um mit Federer Showmatches in Süd- und Mittelamerika zu bestreiten. Und dann füllte auch noch eine Augen-OP in New York seinen Terminkalender. Wirklich viel Zeit sich zu erholen blieb da nicht. Und dabei hat sich der Deutsche in Vergangenheit auch schon über die zu kurze Pause zwischen den Saisons beklagt.
Zverev muss nun schnell einen Weg aus der Krise finden. Das schafft er nur, wenn er das Selbstvertrauen zurückerlangt. Doch das ist kein Selbstläufer. Selbstvertrauen tankt man in der Regel durch Siege. Und mit jeder Pleite verkrampft sich Zverev noch mehr. Vielleicht braucht Zverev frische Impulse, um der Negativspirale zu entfliehen. Oder bräuchte er schlichtweg eine kurze Pause, um den Kopf durchzulüften?