Wegen des bevorstehenden Beginns der Ausgangssperre in Paris wurde die Viertelfinal-Partie in der Night Session unterbrochen. Die Zuschauer mussten das Stadion zu verlassen – was nicht alle goutierten. Danach sorgte Sieger Novak Djokovic noch für Verwunderung.
Nachdem sich Novak Djokovic die ersten beiden Sätze hart erkämpfte, schlug Matteo Berrettini zurück und krallte sich den dritten Durchgang im Viertelfinal der French Open. Die Zuschauer bekamen ein Duell auf Augenhöhe zu sehen. Beim Stand von 3:2 im vierten Satz aus Sicht des Serben wurde die gute Stimmung auf dem Court Philippe-Chatrier aber jäh getrübt.
Kurz vor 23 Uhr wurden die Zuschauer aufgefordert, das Stadion zu verlassen. Die Tennis-Fans quittierten das mit lauten Pfiffen und «Wir haben bezahlt»-Sprechchören.
Bei den French Open gibt es in diesem Jahr erstmals Spiele in der Night Session. Der Grund für die Premiere nach über 130 Jahren: Der Veranstalter FFT (Fédération Française de Tennis) kann so die Abend-Partien einem Pay-TV-Anbieter verkaufen, der die Übertragungsrechte an den Night-Session-Spielen erworben hatte.
Bislang hatten diese Partien immer um 21 Uhr begonnen und ohne Zuschauer stattgefunden. Weil in Paris der Beginn der coronabedingten Ausgangssperre von diesem Mittwoch an aber um zwei Stunden nach hinten verlegt wurde und nun erst um 23 Uhr beginnt, durften erstmals 5000 Zuschauer zum Abendspiel auf den grössten Platz der Anlage. Diese zahlten teilweise viel Geld (mehrere Hundert Euro) für das Spektakel und waren dementsprechend aufgebracht. Auch in den sozialen Medien bekamen die Organisatoren für ihre nicht durchdachten Pläne ihr Fett ab.
Statt Herzen schreit Djokovic seinen Frust raus
Die Partie wurde schliesslich nach über zwanzig Minuten Pause im leeren Stadion fortgesetzt. Am Ende behielt Djokovic das bessere Ende für sich. Nach dem gewonnen Matchball brüllt die Weltnummer 1 mit weit aufgerissenen Augen seine Emotionen hinaus (im Video ab Minute 1:20). «Meine Reaktion am Ende war meine Art, die ganze Spannung abzubauen, die sich während des Spiels aufgebaut hatte», meinte Djokovic im Anschluss.
Sein Urschrei verstörte aber viele Tennis-Fans, wie man auch in den sozialen Medien nachlesen kann. Der Tenor: Er versprühe nach dem Erfolg negative Energie, statt Freude (und Respekt für den Gegner) zu verbreiten. Zumal der 18-fache Grand-Slam-Sieger ja eigentlich nach gewonnen Spielen mit seinem Herzjubel ein anderes Motto vorleben will.
Seine Reaktion dürfte mit dem immensen Druck zusammenhängen, der auf ihm lastet. Nach der Demontage durch Rafael Nadal im Vorjahr will der ehrgeizige 34-Jährige seinen Erzrivalen nun endlich in Paris bezwingen.
Die Situation scheint ihm mehr zuzusetzen, als er wohl in der Öffentlichkeit zugeben will. So kickte er gegen Berrettini mit dem Fuss in eine Werbebande – nur mit viel Glück kam er ohne Verwarnung davon.
Weniger glimpflich kam er bei den letzten US Open weg, als er eine Linienrichterin (unbeabsichtigt) am Hals traf und daraufhin disqualifiziert wurde. Auch damals schien er von einer Mission (der Turniersieg lag ohne die Teilnahme von Nadal und Federer auf dem Silbertablett bereit) beseelt zu sein.