Die «Big Three» haben in Wimbledon geliefert: Djokovic, Nadal und Federer stehen allesamt im Halbfinal. Der grosse Aussenseiter unter den letzten Vier heisst Bautista Agut.
Bautista Aguts Junggesellenabschied fällt ins Wasser: «Meine Freunde sind bereits in Ibiza»
Zum ersten Mal überhaupt schafft es der einstige Sandplatzspezialist Roberto Bautista Agut an einem Grand Slam bis in den Halbfinal – und das auf Rasen in Wimbledon. Er ist die grosse und einzige Überraschung unter den verbliebenen vier Akteuren. Am wenigsten damit gerechnet hat wohl der Spanier selbst.
Nach dem Sieg über Guido Pella verrät er nämlich, dass er vor der anstehenden Hochzeit im November dieses Wochenende seinen Junggesellenabschied feiern wollte: «Ich hatte eigentlich geplant, jetzt in Ibiza zu sein. Es war alles organisiert, meine Freunde sind zu sechst bereits dort.»
Der Plan geht nicht auf, Bautista Agut wird zumindest bis Freitag in London bleiben müssen – oder eher dürfen: «Es fühlt sich besser an, hier in London zu sein», sagt er lachend. Und was machen jetzt seine Freunde? «Ich denke, sie werden am Freitag herfliegen.» Unterstützung, die er gegen Titelverteidiger Novak Djokovic definitiv brauchen kann.
Die Spiele des Tages im Überblick
Nadal räumt Querrey aus dem Weg und macht Traum-Halbfinal mit Federer perfekt
3. Satz
Im dritten Satz kommt kaum noch Gegenwehr von Querrey und so sichert sich Nadal nach etwas mehr als zwei Stunden den Sieg. Damit steigt am Freitag der Traum-Halbfinal zwischen Nadal und Federer.
2. Satz
Nadal legt eine Schippe drauf und holt sich erneut das frühe Break, später folgt ein zweites. Und bei eigenem Aufschlag lässt er nichts anbrennen. Schliesslich gewinnt Nadal den 2. Satz souverän mit 6:2.
1. Satz
Der US-Amerikaner Sam Querrey wurde im gesamten Turnierverlauf nur einmal gebreakt. Dann kam Nadal…. Der Spanier nimmt dem 31-Jährigen bereits beim zweiten Aufschlagspiel den Service ab. Erst beim Stand von 4:3 beginnt Querrey besser zu retournieren und so entwickelt sich ein packendes Duell auf Augenhöhe. Beim Stand von 6:5 wehrt Nadal zwei Breakbälle ab und holt sich schliesslich den Startsatz nach knapp einer Stunde mit 7:5. Da freuen wir uns doch auf den zweiten Satz.
Federer zieht dank seinem 100. Sieg in den Halbfinal ein
Roger Federer qualifiziert sich am Grand-Slam-Turnier in Wimbledon zum 13. Mal für die Halbfinals. Der Viersatzsieg gegen den Japaner Kei Nishikori ist sein 100. Erfolg in Wimbledon.
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Traum-Doppel Murray/Williams scheidet aus
Für Andy Murray und Serena Williams bedeutet das Achtelfinal in der Mixed-Konkurrenz Endstation. Gegen das Duo Bruno Soares und und Nicole Melichar können sie zwar einen Satzrückstand wettmachen, müssen sich dann aber im Entscheidungssatz 2:6 beugen und scheiden aus. Während Williams am Donnerstag im Halbfinal der Frauen erneut im Einsatz stehen wird, verabschiedet sich Andy Murray, der im Doppel der Herren ebenfalls scheiterte, für dieses Jahr aus Wimbledon. Kleiner Trost: Den spektakulärsten Punkt des Spiels bucht Williams.
Die Highlights des Spiels im Video:
Viertelfinal der Aussenseiter: Pella fordert Bautista Agut
4. Satz
Auch im vierten Satz ist das erste Break zugleich das entscheidende. Diesmal gelingt es allerdings wieder Bautista Agut. Nach etwas mehr als drei Stunden verwandelt er sogleich seinen ersten Matchball zum 7:5, 4.6, 6:3 und 6:3 und zieht erstmals in den Halbfinal von Wimbledon ein.
3. Satz
Guido Pella steckt nicht auf und meldet sich im Spiel zurück. Im dritten Satz gelingt dem Argentinier der optimale Auftakt, nach wenigen Minuten führt er 3:0. Anschliessend lässt er sich nicht mehr breaken und fügt dem Spanier mit 6:3 den ersten Satzverlust im laufenden Turnier zu.
2. Satz
Wiederum gelingt Bautista Agut gleich im ersten Spiel das Break, im Unterschied zum ersten Satz gibt er diesen Vorsprung in der Folge aber nicht mehr preis. Der 31-Jährige verwertet den zweiten Satzball zum 6:4 und steht kurz vor dem Einzug in den Halbfinal.
1. Satz
Der favorisierte Bautista Agut schafft im ersten Anlauf das erste Break und ist zu Beginn der bessere Spieler. Das Geschehen gleicht sich aber schnell aus und Pella meldet sich mit dem Servciedurchbruch zum 4:4 zurück, es entwickelt sich ein Duell auf Augenhöhe. Bei 5:5 ist es dann erneut der Spanier, der dank mit einem Break vorlegen und den ersten Satz nach einer vollen Stunde mit 7:5 für sich entscheiden kann.
Djokovic lässt Goffin keine Chance
Novak Djokovic erreicht in Wimbledon auf überzeugende Art und Weise die Halbfinals. Der Titelverteidiger siegt gegen den Belgier David Goffin 6:4, 6:0, 6:2. Zum Matchbericht.
Auf dem Centre Court wird derweil gezaubert…
Hier finden Sie den Live-Ticker zur Partie zwischen Djokovic und Goffin.
Konta legt sich mit Journalisten an: «Bevormunden Sie mich nicht»
Als letzte britische Hoffnung scheitert Johanna Konta am Dienstag etwas überraschend an der Tschechin Barbora Strycova, dementsprechend gross ist die Enttäuschung – auch bei den einheimischen Journalisten, die der 28-Jährigen teilweise sehr kritische Fragen stellen: «Sie machten 33 unerzwungene Fehler, hatten einen Smash, den Sie ihrer Gegnerin genau in den Schläger spielten und machten Ende des dritten Satzes einen Doppelfehler. (...) Müssen Sie sich nicht selbst etwas mehr hinterfragen?»
Die Weltnummer 18 wehrt sich: «Ich denke nicht, dass Sie mich so harsch angehen müssen.» Sie sei sehr offen und sage, wie sie sich auf dem Platz fühle. «Wenn Sie meine Antwort nicht akzeptieren wollen oder damit nicht einverstanden sind, ist das in Ordnung.» Aber sie selbst glaube nach wie vor an die Art und Weise, wie sie Tennis spiele.
Als der Journalist nachhacken will, verliert Konta die Geduld: «Bevormunden Sie mich nicht. So wie Sie ihre Frage stellen, sind Sie respektlos gegenüber mir. Ich bin eine professionelle Spielerin, die heute ihr bestes gegeben hat. Das ist alles.»
Federer wärmt sich auf – der Ansturm ist erneut riesig
Acht Zahlen rund um den Viertelfinal-Tag
0 – Der spanische Weltranglisten-22. Roberto Bautista Agut ist der einzige der acht Viertelfinalisten, der in seinen bisherigen vier Spielen im Turnierverlauf noch keinen Satz abgegeben hat.
1 – Für den Weltranglisten-26. Guido Pella aus Argentinien ist es die Premiere im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers.
3 – Rafael Nadal würde gern zum dritten Mal im Jahr eines French-Open-Sieges auch in Wimbledon gewinnen. Bisher ist ihm das 2008 und 2010 gelungen.
5 – Fünf von acht Viertelfinalisten sind über 30: Roger Federer (37), Rafael Nadal (33), Novak Djokovic (32), Bautista Agut (31) und Querrey (31). Jüngster Viertelfinalist ist Goffin (28).
9 – Roger Federer strebt seinen neunten Wimbledon-Titel an. Das hat nur bei den Frauen die US-Amerikanerin Martina Navratilova geschafft.
10 – Federer, Nadal und Djokovic dominieren die Tennis-Szene. Die vergangenen zehn Grand-Slam-Titel haben die Drei unter sich aufgeteilt. Der bisher letzte Grand-Slam-Sieger, der nicht zu den grossen Drei zählte, war Stan Wawrinka bei den US Open 2016.
20 – Roger Federer hat so viele Grand-Slam-Titel geholt wie kein anderer bei den Herren. Nadal (18) und Djokovic (15) würden gern näher heranrücken.
100 – Mit einem Sieg über Nishikori würde Roger Federer als erster Spieler seinen 100. Sieg in Wimbledon holen.
Mutter ist man immer: So lässt Serena Williams den Tag nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Alison Riske ausklingen ...
Therapeutische Hilfe nach dem US-Open-Final
Mit 23 Major-Titeln ist Williams die zweiterfolgreichste Frau in der Tennisgeschichte. Doch seit zweieinhalb Jahren läuft sie dem Rekord der Australierin Margaret Court (24) erfolglos hinterher. In Wimbledon ist der nächste Grand-Slam-Sieg wieder in Reichweite – nach einer zuletzt bitteren Niederlage an den US Open im letzten Herbst.
Nun offenbart die Amerikanerin, sich damals in therapeutische Behandlung begeben zu haben. In einer Kolumne für das US-Magazin «Harper's Bazaar» erklärt die 37-Jährige, sie habe nach der Niederlage gegen Naomi Osaka nach Antworten gesucht. «Und obwohl ich das Gefühl hatte, Fortschritte zu machen, war ich noch nicht bereit, einen Schläger in die Hand zu nehmen», schreibt sie für das Magazin, in dem sie ungeschminkt in teilweise freizügigen Fotos zu sehen ist.
Beim verlorenen Endspiel hatte die jahrelange Nummer eins der Weltrangliste nach verbotenen Zeichen ihres Trainers und heftiger Schiedsrichter-Kritik drei Strafen kassiert, darunter einen Spielverlust. Anschliessend hatte sie dem Unparteiischen unterstellt, er würde Männer in dieser Situation anders behandeln. Davon wich sie auch jetzt nicht ab: «Warum werden Frauen als 'emotional, verrückt und irrational' abgestempelt, wenn sie leidenschaftlich werden», fragt sie. «Aber wenn das Männer machen, werden sie als leidenschaftlich und stark angesehen?»
Durch den emotionalen Ausbruch war der erste Grand-Slam-Titel für Osaka nach dem Endspiel in den Hintergrund gerückt. Der einzige Weg, die Niederlage abzuhaken, sei eine Entschuldigung bei der 21-Jährigen gewesen, berichtete Williams. Osaka habe sie in ihrer Antwort darin bestärkt, für das zu kämpfen, woran sie glaube. «Als Naomis Antwort kam, sind mir die Tränen das Gesicht heruntergelaufen», schreibt Williams
Murray-Comeback im US-Open-Einzel «unwahrscheinlich»
Andy Murray hat wenig Hoffnung auf eine baldige Rückkehr ins Tennis-Einzel. Es sei «unwahrscheinlich», dass er rechtzeitig zu den US Open fit genug sei, sagt der dreimalige Grand-Slam-Sieger, nachdem er zusammen mit Serena Williams in die dritte Runde des Mixed-Wettbewerbs von Wimbledon eingezogen war. Im Doppel ist der Schotte bereits ausgeschieden.
Wieder «stark genug» für Partien über möglicherweise fünf Sätze zu sein, «das ist leider noch ein gutes Stück entfernt», so der zweimalige Wimbledonsieger, der mit langwierigen Hüftbeschwerden zu kämpfen gehabt hatte. Im Januar hatte der 32-Jährige sogar befürchtet, seine Karriere beenden zu müssen. «Ich würde es lieben zu spielen», sagte Murray, er müsse jedoch mit Weitsicht planen. «Ich möchte nicht noch eine grosse Operation in ein paar Jahren durchmachen müssen. Ich muss sichergehen, dass die, die ich hatte, so lange wie möglich Wirkung zeigt.»
Zwar plane er derzeit, zu den US Open (26. August bis 8. September) nach New York zu reisen, genauere Pläne habe er aber noch nicht. «Vielleicht trainiere ich und spiele im Doppel. Vielleicht trainiere ich auch nur für das Einzel. Ich weiss es wirklich nicht.»
Es gibt wichtigeres als Tennis
Laut Jan-Lennard Struff geht es der Frau, die während seiner Drittrundenpartie hatte reanimiert werden müssen, wieder besser. Das schreibt der Deutsche auf seinem Twitter-Kanal.
Anlässlich von Struffs Partie gegen Michail Kukuschkin in der ersten Woche kam es zu einem medizinischen Notfall auf der Tribüne. Nach dem Spiel twitterte Struff: «Heute haben wir wieder erkannt, dass es viel wichtigere Dinge gibt als Sport. Ich hoffe, dass es der Frau, die während des Matchs heute kollabierte, bald besser geht.»
Nun die Entwarnung: Strufft retweetete am Dienstagabend einen Post, wonach es der Frau wieder besser gehe. Zuvor hatte sich die Tochter der Frau bei Struff bedankt.
«Danke St. Johan Ambulanz, die meine Mutter zurück ins Leben holten», schreibt sie. «Ich bin für immer den Helfern, die Erste-Hilfe-Massnahmen ergriffen haben, dankbar. Meine Mutter war unter guter medizinischer Obhut, als ihr Herz in Wimbledon kurzzeitig aufhörte zu schlagen.»
Neue Tiebreak-Regel erstmals angewendet
Am Dienstag ist im Doppel-Wettbewerb der Männer erstmals die neue Tiebreak-Regelung im entscheidenden Satz zur Anwendung gekommen. Im Achtelfinale am Dienstag besiegten Henri Kontinen und John Peers aus Finnland und Australien den US-Profi Rajeev Ram und den Briten Joe Salisbury 7:6 (7:2), 6:4, 3:6, 4:6, 13:12 (7:2). Dank der neuen Regel wird in London im entscheidenden Durchgang bei einem Stand von 12:12 nicht mehr weitergespielt, bis einer – wie bisher – zwei Spiele Vorsprung hat. Stattdessen kommt es sofort zum Tiebreak.