Strikte Regeln Tennisprofi in Australien positiv getestet – Djokovic blitzt mit Antrag auf Lockerungen ab

wer / dpa

18.1.2021

Novak Djokovic hatte sich für eine Verkürzung der Quarantäne-Zeit eingesetzt – ohne Erfolg.
Novak Djokovic hatte sich für eine Verkürzung der Quarantäne-Zeit eingesetzt – ohne Erfolg.
Bild: Keystone

Drei Wochen vor dem geplanten Beginn der Australian Open herrscht unter den Profis weiter grosse Unruhe. Zahlreiche Spielerinnen und Spieler befinden sich in Quarantäne. Es gibt Forderungen nach Lockerungen der Massnahmen. Doch die Politik lehnt das strikt ab.

Nach der Einreise von mehr als 1000 Tennisprofis, Trainern und Betreuern ist australischen Medienberichten zufolge auch ein Profi positiv auf Corona getestet worden. Ein Name wurde nicht genannt. Der für Melbourne zuständige Gesundheitsbehörden-Chef Brett Sutton wurde in der Zeitung «The Age» mit den Worten zitiert: «Ich glaube, unter den vier (positiv getesteten Personen, Anm. d. Red.) ist ein Profi.»

Der Premierminister des Bundesstaates Victoria, Daniel Andrews, teilte unterdessen mit, dass die vier positiv Getesteten «sicher in Hotel-Quarantäne» untergebracht seien. Von den Australian-Open-Veranstaltern gab es zunächst keine Stellungnahme.

72 Spielerinnen und Spieler in Quarantäne

Mit mehreren Charterflügen waren in den vergangenen Tagen Profis und Betreuer aus verschiedenen Städten nach Melbourne geflogen worden. Nach der Ankunft waren ersten Angaben zufolge fünf Menschen positiv auf Covid-19 getestet worden, darunter ein Crew-Mitglied, das nicht zu den vier Fällen zählt, die mit den Australian Open in Verbindung gebracht werden.



Der Trainer der ehemaligen US-Open-Siegerin Bianca Andreescu, Sylvain Bruneau, hatte seinen positiven Test öffentlich gemacht und sich für die Folgen entschuldigt. Alle Mitreisenden auf den Flügen mit positiv getesteten Personen müssen als Erstkontakt in ihren Hotels in eine strikte 14-tägige Quarantäne, darunter nach jüngsten Angaben insgesamt 72 Profis.

Zu ihnen gehört auch Belinda Bencic. Die Schweizerin bedauerte nach Bekanntwerden, dass die Trainingsbedingungen nun nicht für alle gleich seien. Dass sie gewusst habe, was sie erwartet, verneinte Bencic via Twitter.

Dort schrieb sie: «Wir haben unseren Entscheid, hierher zu kommen, aufgrund von Regeln gefällt, die uns zugeschickt wurden. Dann sind wir angekommen und haben ein Informations- und Regelbuch erhalten mit neuen Regeln, von denen wir nichts wussten.»

Sämtliche betreffenden Profis dürfen ihre Hotelzimmer nicht verlassen und auch nicht trainieren. Den anderen werden fünf Stunden Training pro Tag zugestanden. Davon profitiert etwa auch Stan Wawrinka, der am Wochenende seinen strikten Tagesplan auf Instagram veröffentlichte. 



Minister stellt klar: «Es gibt keine Vorzugsbehandlung, weil ein Virus auch keine Vorzugsbehandlung kennt»

Novak Djokovic, der wie andere Top-Stars der Branche (etwa Rafael Nadal oder Dominic Thiem) seine Quarantäne in Adelaide statt in Melbourne verbringt, forderte die Behörden und Organisatoren in einem Brief auf, die Auflagen zu lockern.

Auszug von Djokovics Forderungen an die Australian Open (Quelle: «The Age»):

  • Fitness und Trainings-Ausrüstung für die Spieler in den Hotelzimmern.
  • Besseres Essen (dem Status des Turniers und der Profi-Athleten entsprechend).
  • Die 72 Spielerinnen und Spieler sollen aus dem harten Lockdown entlassen werden, sobald negative Testergebnisse vorliegen.
  • Erlaubnis, Trainer und Physio treffen zu können, sobald beide den PCR-Test absolviert haben.
  • So viele Spieler wie möglich in Privatunterkünfte mit Tennis-Court verlegen.

Die Behörden wiesen die Wünsche umgehend zurück – in deutlichen Worten. Die Regeln für die Profis seien die gleichen wie für alle anderen Menschen auch, betonte Premier Andrews.

Victorias Premierminister Andrews: «Leute stellen Forderungen, aber die Antwort ist Nein»

Victorias Premierminister Andrews: «Leute stellen Forderungen, aber die Antwort ist Nein»

18.01.2021

Andrews sagt entgegen Bencics Vorwurf auf einer Pressekonferenz (Video oben) auch: «Alle wurden darüber informiert, bevor sie hierher geflogen sind, und dies war eine Voraussetzung, unter der sie gekommen sind.» Es gebe keinesfalls Vorzugsbehandlungen, «weil ein Virus auch keine Vorzugsbehandlung kennt». Jeder könne Forderungen stellen, sagte Andrews, «aber die Antwort ist Nein». 

Auch die Verantwortliche des Bereichs «COVID-19 Quarantine Victoria», Emma Cassar, stellte hinsichtlich Djokovics Forderungen auf ein Face-to-Face-Treffen zwischen Spielern und Traineren sowie Training in privaten Unterkünften klar: «Sicherlich nicht.»

Novak Djokovic bei der Ankunft am Flughafen von Adelaide am 14. Januar 2021.
Novak Djokovic bei der Ankunft am Flughafen von Adelaide am 14. Januar 2021.
Bild: Keystone

Eine vorzeitige Entlassung aus der Quarantäne, sollten die kommenden Tests negativ ausfallen, steht ebenfalls nicht zur Debatte. «Auch das ist ein Nein. Wir werden das Prozedere nicht ändern», ergänzt Cassar. 

Australien will unter keinen Umständen, dass das Turnier Ursache für eine neue Virusverbreitung wird. Die Fallzahlen auf dem Kontinent sind seit Monaten sehr tief – mit zuletzt 19 gemeldeten Infektionen am 17. Januar.

Die Australian Open sollen erst am 8. Februar beginnen, beschäftigen werden Sie die Spieler, Organisatoren und Bevölkerung aber bis auf Weiteres.


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