Stan Wawrinka schafft gegen Holger Rune den Coup und zieht nach grossem Kampf in den Achtelfinal von Indian Wells ein. Sein junger Gegner hat dem Schweizer nach dem Matchball aber noch etwas mitzuteilen.
Was für eine Partie zwischen Stan Wawrinka und Holger Rune in Indian Wells. Der Schweizer weist den favorisierten Dänen während eineinhalb Sätzen überraschend in die Schranken, verpasst es dann aber mehrfach, den Sieg nach Hause zu bringen. Beim Stand von 5:3 im 2. Satz kann der 37-Jährige einen Matchball nicht verwandeln und kassiert umgehend das Rebreak. Wenig später zieht Wawrinka im Tie-Break trotz 4:0- und 5:2-Vorsprung den Kürzeren und muss in den Entscheidungssatz.
Doch der dreifache Grand-Slam-Sieger beweist Kämpferherz, fordert der aktuellen Weltnummer 8 auch im dritten Satz alles ab und schafft schliesslich das Break zum 6:5. Diesmal packt Wawrinka zu und verwandelt nach über zweieinhalb Stunden seinen zweiten Matchball – rund 70 Minuten nach seiner verpassten ersten Gelegenheit.
Am Netz kommt es anschliessend zu einem kühlen Handshake – inklusive eines kurzen Wortwechsels. «Jetzt hast du mir nichts zu sagen?», fragt Rune den leicht verdutzten Wawrinka, der mit ernster Miene entgegnet: «Was willst du von mir hören?»
Ein Duell mit Vorgeschichte
Rune spielt mit seiner Bemerkung wohl auf das letzte Duell in Paris-Bercy im November 2022 an. Damals musste sich Wawrinka nach drei vergebenen Matchbällen noch geschlagen geben und knöpfte sich den Dänen beim Handshake vor. «Mein Ratschlag an dich ist, dass du aufhörst, dich auf dem Platz wie ein Baby zu benehmen», sagte der Schweizer am Netz. Worte, die Rune offenbar nicht vergessen hat.
Während sich Wawrinka in Indian Wells für die Niederlage rächen kann, scheint sich Rune also mit der Retourkutsche beim Handshake zu revanchieren. Davon lässt sich der routinierte Schweizer aber nicht aus der Ruhe bringen. «Die letzten 45 Minuten waren schwierig. Ich hatte das Match unter Kontrolle, spielte gut und hätte das Spiel früher beenden sollen», gibt Wawrinka im Platzinterview zu Protokoll und lobt auch seinen Gegner: «Ich begann zu zögern und verlor meine Spiellinie komplett. Er kam zurück ins Spiel, er ist ein grossartiger junger Spieler.»
Wawrinkas Meilenstein
Der nicht mehr ganz so junge Wawrinka fährt dank des Coups seinen 550. Sieg auf der ATP-Tour ein. Ein Meilenstein, den nur sieben noch aktive Spieler ebenfalls erreicht haben. «Es ist für mich sehr speziell. Einer der grossen Gründe, warum ich weiterspielen will, sind die Emotionen, die ich von den Fans bekomme. Das geniesse ich sehr», unterstreicht Wawrinka, der sich in Indian Wells 2017 erst im Final Landsmann Roger Federer geschlagen geben muss. Wer weiss, wohin die Reise in diesem Jahr führt.