Roger Federer bleiben nach seinem Saisonabbruch Antworten auf schwierige Fragen erspart. Anders sieht es bei Novak Djokovic und Rafael Nadal aus.
Von den weltbesten Tennisspielern hat nun zumindest Roger Federer Gewissheit. In diesem Jahr wird die Schweizer Tennis-Legende nicht mehr auf die Tour zurückkehren. Ein erneuter Eingriff an seinem bereits im Februar erstmals operierten rechten Knie zwingt den 38-Jährigen zu einer längeren Zwangspause. Er wolle sich nun «die notwendige Zeit nehmen, um 100 Prozent bereit zu sein, um auf meinem höchsten Level zu spielen», verkündet der Rekord-Grand-Slam-Turniersieger am Mittwoch in den sozialen Medien. «Ich freue mich, jeden auf der Tour beim Start der Saison 2021 wiederzusehen.»
Wirklich böse dürfte Federer über die verlängerte Auszeit nicht sein. Sie erspart ihm Antworten auf die Fragen, ob er zum Beispiel an den US Open in New York unter strengen Hygieneregeln teilnimmt oder nicht. Die anderen Profis könnten bald vor dieser Entscheidung stehen. Denn hinter den Kulissen gibt es derzeit heftige Diskussionen darüber, wann und wo wieder gespielt werden soll. Aktuell ist das Turniergeschehen bis zum 31. Juli ausgesetzt.
Grosser finanzieller Druck
Im Mittelpunkt der Debatten stehen die US Open, deren Organisatoren in diesen Tagen verkünden wollen, ob das Event Anfang September in New York stattfindet oder nicht. Nachdem es lange Zeit danach aussah, als sei eine Austragung im von der Coronavirus-Pandemie ganz besonders schwer getroffenen New York ausgeschlossen, gibt es nun Anzeichen, dass das Turnier ab dem 31. August doch stattfinden soll.
Der US-Tennis-Verband USTA scheint vor allem aus finanziellen Gründen gewillt, die zweiwöchige Veranstaltung durchzuziehen. Zu Beginn der Woche hatte der Verband die Entlassung von mehr als 100 Mitarbeitern verkündet. Das zeigt, wie gross der finanzielle Druck auf die Macher in Flushing Meadows ist.
Djokovic zieht French Open vor
Deshalb gibt es nun Überlegungen, auch das Masters-Turnier von Cincinnati in New York austragen zu lassen – quasi als Probelauf für die US Open. Die Spielerinnen und Spieler sollen für insgesamt vier Wochen in Flughafenhotels untergebracht sein und keinen Zugang nach Manhattan haben, wo die Profis normalerweise während der US Open wohnen. Zudem soll jeder Profi nur einen Trainer oder Betreuer mit auf die Anlage nehmen dürfen.
Federers Rivalen Novak Djokovic und Rafael Nadal hatten zuletzt Kritik an den geplanten strengen Hygieneregeln geübt. Djokovic deutete nun in serbischen Medien an, dass er auf die US Open verzichten wolle, um sich auf die für Ende September geplanten French Open in Paris vorzubereiten: «Die meisten Spieler, mit denen ich gesprochen habe, haben sich ziemlich negativ dazu geäussert, ob sie nach New York reisen wollen», sagt er in einem Interview mit dem serbischen Sender «RTS» und ergänzt: «Momentan sieht es so aus, als würde ich die Saison Anfang September auf Sand fortsetzen.»
Auch Nadal wird sich reiflich überlegen, ob er in diesen unsicheren Zeiten nach New York fliegt oder sich nicht auch lieber in Europa auf den Sandplatz-Klassiker in Paris einstimmt, den er bereits elfmal gewonnen hat und der stets der Höhepunkt seiner Saison ist. Federer wird die Entwicklung entspannt verfolgen. Und 2021, wenn sich die Situation hoffentlich entspannt hat, wieder angreifen.