Neue Rivalität Medvedev kontert Tsitsipas: «Ich kann ihn nicht mehr ernst nehmen»

Luca Betschart

17.10.2019

Nicht wirklich beste Freunde: Daniil Medvedev (links) und Stefanos Tsitsipas.
Nicht wirklich beste Freunde: Daniil Medvedev (links) und Stefanos Tsitsipas.
Bilder: Getty

Nach der Halbfinal-Niederlage in Schanghai bezeichnet Stefanos Tsitsipas das Spiel von Gegner Daniil Medvedev als langweilig. Das lässt der Russe so nicht auf sich sitzen.

Nachdem Stefanos Tsitsipas in der vergangenen Woche in Schanghai überraschend Novak Djokovic eliminiert, kommt es im Halbfinal zum Aufeinandertreffen mit Daniil Medvedev aus Russland. Es ist das fünfte Duell zwischen zwei der grössten Versprechen für die Zukunft, das sich zu einem Kampf auf Augenhöhe entwickelt. Tsitsipas wehrt sich nach Kräften, kann die fünfte Niederlage im fünften Direktvergleich mit dem zwei Jahre älteren Medvedev letztlich aber nicht verhindern. Dementsprechend tief sitzt der Frust.

«Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ehrlich gesagt ist es langweilig», stichelt der Grieche an der Pressekonferenz auf das unorthodoxe Spiel seines Kontrahenten angesprochen und erklärt: «Er hat einen grossartigen Aufschlag und wenn du ihn zurückbringst, sind es nur unzählige Ballwechsel auf dem Platz.» Nicht wirklich anerkennende Worte für den zuletzt überragend aufspielenden Medvedev, der von diesem Kommentar erst nachträglich Wind bekommt.

Medvedev: «Das ist lächerlich»

In einer Pressekonferenz in Moskau, wo die ATP-Tour in dieser Woche gastiert, kontert die aktuelle Weltnummer vier nun Tsitisipas' Aussagen. «Er sagt, mein Spiel ist langweilig? Wirklich? Gut, ich werde nicht mit ihm diskutieren. Jeder hat seinen eigenen Stil», zeigt sich Medvedev irritiert. «Ich habe mir dazu viele Gedanken gemacht. Ich werde nur eine Sache sagen: Nach seinem Interview in Schanghai, als Stefanos erzählte, wie sie ihren Laver Cup feierten, ist es schwer, ihn ernst zu nehmen. Er hat erzählt, dass er gezwungen wurde, Alkohol zu trinken und dass es widerlich war.»

Das sei ja noch in Ordnung – aber: «Er sagte auch: Mama, du hörst, es war widerlich. Ich kann dir ein Video zeigen», erzählt der 23-Jährige und macht klar: «Das ist lächerlich. Ich kann ihn nicht weiter ernst nehmen.»

Bereits in der Vergangenheit sickerte durch, dass Tsitsipas und Medvedev neben dem Court nicht die dicksten Freunde sind. Wenn man sich die eher kalten Handshakes nach den bisherigen Direktduellen anschaut, passt das ins Bild – ein Eindruck, den Medvedev nun bestätigt: «Wir sind definitiv keine Freunde, aber Feinde sind wir auch nicht. Wir sind Kollegen, das ist alles.»

Im März 2018 eskalierte ein Streit der beiden jedoch beinahe. Medvedev wollte nach dem Spiel gegen Tsitsipas auf seinen Kontrahenten losgehen, weil der Grieche ihn mit den Worten «Scheiss Russe» beleidigt haben soll.

Zverev stärkt Medvedev den Rücken

Auch Alexander Zverev, der beide Akteure gut kennt, meldet sich nach dem jüngsten Schlagabtausch zu Wort. «Ich habe eine gute Beziehung zu Daniil, seit wir Kinder sind. Und seit dem Laver Cup führe ich eine gute Beziehung mit Stefanos. Die zwei haben eine seltsame Beziehung. Was immer sie haben, ich werde das ihnen überlassen.»



Wie Tsitispas bleibt auch der Deutsche in Schanghai an Medvedev hängen – im Gegensatz zum Griechen ist seine Anerkennung aber offensichtlich: «Daniil spielt auf eine Weise, die wir niemals zuvor gesehen haben. Also kann man das von zwei Seiten betrachten. Vielleicht schlägt er nicht viele Winner oder eingesprungene Vorhände oder so etwas, aber er spielt so, wie wir es noch nie gesehen haben. Für mich ist das nicht langweilig.»

Ob langweilig oder nicht – der Russe spielt in letzter Zeit vor allem unglaublich erfolgreich. Seit Wimbledon verliert er bei 25 Siegen nur drei Matches und ergattert drei ATP-Titel. In Schanghai triumphiert er ohne Satzverlust. Ein Mammutprogramm, dass Medvedev abspult und seine Spuren hinterlässt, weshalb er in dieser Woche eine Pause einlegt und auf das Heimturnier in Moskau verzichtet.

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