Nick Kyrgios sorgt mal wieder für ordentlich Gesprächsstoff. Mit seiner sozialen Ader hat der 25-Jährige im vergangenen Jahr gepunktet. Zurück auf dem Court, bleibt der hochtalentierte Tennisprofi ein Problemfall.
Beim ATP 250 Murray River Open Event zeigt sich einmal mehr, dass Kyrgios ein Problem damit hat, seine Emotionen zu kontrollieren. In der zweiten Runde legt er sich mit dem Schiedsrichter an, gewinnt dann aber doch noch und meint im Anschluss: «Wenn ich auf dem Platz bin, weiss ich, dass ich schon eine Weile auf der Tour bin. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr so wütend werde wie früher. Ich habe das Gefühl, zu wissen, welchen Tennisstil ich spielen muss, um jetzt Spiele zu gewinnen.» Seine Beziehung zum Tennis könne sich aber in jeder Minute ändern. Zumindest Letzteres zweifelt kaum jemand an.
Nick Kyrgios und die kurze Zündschnur
Denn Stunden nach seinen Aussagen verliert Kyrgios in der dritten Runde komplett die Fassung. Von Knieschmerzen geplagt, unterliegt er Borna Coric in zwei Sätzen. Der Frust sitzt tief, er zertrümmert sein Racket und schmeisst es in hohem Bogen aus dem Stadion. Wieder einmal erlebt er einen psychologischen Absturz, so zumindest scheint es von aussen betrachtet.
An der offiziellen Pressekonferenz nach dem Spiel steht der Ausraster nicht im Zentrum, das Sportliche steht im Vordergrund. «Ich bin zufrieden mit meinem Tennis, ich habe ehrlich gesagt nicht viel erwartet in dieser Woche. Es war einfach positiv, wieder da draussen zu sein», sagt Kyrgios. Dass ihm sein linkes Knie Probleme macht, ist kein Geheimnis. Er werde sich jetzt ein paar Tage erholen, sein Körper fühle sich nicht grossartig an. Angst, die Australian Open zu verpassen, habe er aber nicht. «Ich habe diese Woche drei Spiele bestritten, genau das, was ich brauchte.»
Dass noch nicht alles rund läuft, mag nicht überraschen, hatte doch Kyrgios sein letztes Spiel vor dem ATP 250 Murray River Open Event im Februar letzten Jahres bestritten. Als die Corona-Pandemie ausbrach, hatte er sich dazu entschlossen, in Canberra zu bleiben und nicht an Tennis zu denken. Viel mehr engagierte er sich abseits des Platzes, bewies dabei eine ausgeprägte soziale Ader. Dies tat er auch schon während der letzten Australian Open, als er sich für die Opfer der Buschbrände engagierte.
Kyrgios in eine Schublade zu stecken, unmöglich. Langweilig wird es mit ihm aber bestimmt nie.