Der Australier Nick Kyrgios äussert sich in einem Interview zur GOAT-Frage und huldigt dabei Rafael Nadal und Roger Federer ganz besonders.
Die «GOAT-Debatte» um den «grössten Spieler aller Zeiten» im Tennis geht in den nächsten Jahren gezwungenermassen in die Entscheidung. Roger Federer (39) wird realistischerweise und bestenfalls noch ein, zwei Jahre vorne mitmischen können. Rafael Nadal (34) und Novak Djokovic (33) bleibt vielleicht noch etwas mehr Zeit, um weitere Rekorde einzufahren. Die Altersguillotine wird kommen – früher oder später.
Ihr Vermächtnis haben die drei ganz grossen Aushängeschilder der letzten zwei Dekaden indes ohnehin längst deponiert. In praktisch allen Statistiken sind Federer, Nadal und Djokovic vorne anzutreffen, vor allen Dingen in den relevanten. Der aktuelle Vergleich (am 29. Oktober 2020):
Federer / Nadal / Djokovic: Die Stats
- Anzahl Grand-Slam-Siege: 20 / 20 / 17
- Karriere-Titel: 103 / 86 / 81
- Wochen als Nummer 1 der Welt (per Ende 2020): 310 / 209 / 300
- Anzahl Siege auf der Tour : 1242 / 999 / 930
- Preisgeld in USD: 129'946'683 / 122'905'214 / 145'147'979
- World-Tour-Finals-Siege: 6 / 0 / 5
- Davis-Cup-Siege: 1 / 5 / 1
- Head-2-Head Federer vs. Nadal: 16 – 24
- Head-2-Head Federer vs. Djokovic: 23 – 27
- Head-2-Head Nadal – Djokovic: 27 – 29
Es ist und bleibt Ansichtssache jedes Einzelnen, wer der Grösste ist. Sind es die Anzahl Major-Siege? Die Direktduelle? Die Wochen an der Weltranglistenspitze? Oder zählen auch Faktoren, die nicht wirklich gemessen werden können, wie etwa Ausstrahlung, Beliebtheit oder Reputation?
Für den Australier Nick Kyrgios, der gegen alle drei schon gespielt (und gewonnen) hat, ist ein Vergleich ebenfalls schwierig – und dennoch legt er sich letztlich fest.
Im Interview mit dem Basketball-Magazin «Courtside Huddle» hält er zunächst zwar eine Lobeshymne auf Rafael Nadal: «Ich glaube nicht, dass wir so etwas jemals wieder erleben werden. Jemand, der auf einem Untergrund so dominant ist (Nadal hat in Paris 13 Mal gewonnen, Anm. d. Red.). Man kann argumentieren, dass er der Grösste ist».
«Er hat fast schon einen 'Jordan-Status'»
Dann erklärt er aber auch, warum er die Errungenschaften und das Vermächtnis Federers doch noch etwas höher einstufe. Kyrgios hebt Federer gar in die Sphären eines Michael Jordan bezüglich seines Status: «Er war der erste Spieler, der auf jeder Art von Untergrund so dominant war. Ich glaube, die Art und Weise, wie er das Spiel spielt, ist etwas Besonderes.»
Und Djokovic? Über die serbische Weltnummer 1 verliert Kyrgios in dieser Sequenz nicht allzu viele Worte. Er erwähnt ihn zwar in den «Big three», zieht dann aber auch noch Andy Murray aus dem Register. Dass Kyrgios und Djokovic (Head-2-Head 2:0 für Kyrgios) nicht beste Freunde sind, ist kein Geheimnis. Schon mehrfach kritisierte der Australier seinen Kontrahenten öffentlich, wonach dieser nach Aufmerksamkeit lechze – und damit scheitere. Nach der umstrittenen Adria-Tour kritisierte er Djokovic zudem scharf, was den Serben nicht erfreut haben soll.