Während sich Novak Djokovic und Rafael Nadal unaufhaltsam den wohl wichtigsten Rekorden von Roger Federer nähern, schuftet der Baselbieter in der Schweiz für sein langersehntes Comeback im Januar.
Nach einem hart erkämpften Sieg über Borna Coric im Achtelfinal des ATP-Turnieres in Wien steht fest: Novak Djokovic wird auch das Tennisjahr 2020 an der Weltranglistenspitze beenden. Ein Kunststück, das dem Serben nach 2011, 2012, 2014, 2015 und 2018 zum insgesamt sechsten Mal gelingt – und damit einmal mehr als Roger Federer und Rafael Nadal. Einzig Pete Sampras, der in seiner Aktivzeit zum Ende des Jahres ebenfalls sechsmal zuoberst stand, kann in dieser Statistik noch mithalten.
Geht es im ähnlichen Stil weiter, wird Djokovic schon bald die nächste magische Marke egalisieren – und wohl übertreffen. Der Serbe steht aktuell bei insgesamt 292 Wochen als Weltranglistenerster, nur noch 18 Wochen hinter Federers Allzeitrekord. Es ist nicht die einzige Bestmarke, die der Schweizer in den nächsten Monaten zu verlieren droht.
Rafael Nadal könnte die von Federer gesetzte, magische Marke von 20 Grand-Slam-Titeln bereits im Januar übertreffen. Und wenn nicht im Januar, dann ergattert sich Nadal seinen 21. Triumph wohl spätestens im Juni bei den French Open in Paris. Fakt ist: Die Luft für den Schweizer in der GOAT-Debatte («The Greatest of all Times») wird immer dünner.
Bartoli: «Federer kann Wimbledon gewinnen»
Die Zeichen stehen aber gut, dass Federer seine beiden wohl wichtigsten Rekorde ab Januar immerhin noch selber zu verteidigen versuchen kann. Denn der Maestro ist nach langer Pause und vielen Stunden im Kraftraum endlich zurück auf dem Tennisplatz! Gemäss Medienberichten soll er bereits auf einem ähnlichen Belag trainieren, auf dem im Januar in Australien gespielt wird. Federer selbst bestätigt erst kürzlich, dass der Fahrplan für das geplante Comeback stimme.
Eine andere Frage ist hingegen, ob der 39-Jährige den Anschluss an die Weltspitze nach einem Jahr mit nur einem gespielten Turnier – Federer bestritt 2020 wegen Knieproblemen nur die Australian Open – auf Knopfdruck wiederherstellen kann. Wie etwa 2017, als er nach halbjähriger Pause auf die Tour zurückkehrte und sogleich die Australian Open gewann.
Ein ähnlich sensationelles Comeback trauen dem Schweizer wohl nur die wenigsten zu. Auch Marion Bartoli, die ehemalige Nummer 1 bei den Frauen, geht davon aus, dass Federer diesmal etwas Anlaufzeit braucht. Dann aber sei der 21. Major-Titel absolut im Bereich des Möglichen – insbesondere auf Federers Lieblingsunterlage. «Ich denke, es ist besser, dass er sich vier bis fünf Monate aufwärmen kann, bevor er in Wimbledon ankommt», glaubt Bartoli und fügt an: «Wenn Roger Federer etwas Schwung und Selbstvertrauen aufbauen kann, kann er Wimbledon gewinnen.»