Gilles Simon ist der grosse Einfluss von Roger Federer im Tennissport ein Dorn im Auge. In seiner veröffentlichten Biografie erklärt der Franzose seine Bedenken.
Seit mittlerweile 18 Jahren reist Gilles Simon als Tennisprofi um die Welt und hat in dieser Zeit schon so einiges gesehen. Nun teilt der Franzose seine gemachten Erfahrungen mit der Öffentlichkeit. In seiner am Mittwoch veröffentlichten Autobiografie «Ce sport qui rend fou» («Der Sport, der dich verrückt macht») nimmt die einstige Nummer 6 der Welt kein Blatt vor den Mund.
Ein Kapitel widmet Simon auch Weggefährte Roger Federer. «Er ist die beste Werbung, die unser Sport haben kann», äussert der 35-Jährige erst seine Bewunderung, bevor er den Schweizer mit Kritik eindeckt. Dabei geht es einerseits um den immensen Einfluss von Federer in dieser Sportart. «In Frankreich wird jedem Kind im Training beigebracht, dass es so spielen muss wie Roger, um zu gewinnen», schreibt Simon. Das Problem: «Bis man jemanden findet, der sein Spiel reproduzieren kann, muss man lange suchen.»
«Federer kann verkaufen, was er will»
Generationen von Spielern würden darunter leiden, glaubt Simon. «Federer hat uns bereits 20 Jahre gekostet. Es wäre gut, wenn er uns nicht noch 20 weitere kostet.» Nur sei es halt so, dass die Sieger immer recht haben. «Wenn er sagen würde, er esse eine Banane eine Stunde vor jedem Match, würde das nachher die ganze Welt machen. Er kann verkaufen, was er will, wir kaufen es», klagt der 14-fache Turniersieger auf ATP-Stufe.
Aus diesem Grund sei Federer weltweit auch so gut zu vermarkten. Aber: «Wer kann sagen, dass er den wirklichen Federer kennt, jener, der sich hinter seiner Konstruktion versteckt?», gibt Simon zu Bedenken. Spieler würden nur das zeigen, was sie wollen. «Und am Fernsehen verkauft man Superstars und Geschichten. Man erklärt, dass Federer Blinde heilen kann, und da übertreibe ich nur ein wenig.»
Simon hofft darauf, dass Federers Stahlkraft nachlässt, wenn Novak Djokovic und Rafael Nadal die Rekorde des Baselbieters brechen. Denn eines stellt die aktuelle Weltnummer 58 klar: «Ich höre oft: Wer Federer nicht liebt, liebt das Tennis nicht. Damit bin ich nicht einverstanden. Ich würde vielmehr sagen: Jene, die nur Federer lieben, lieben das Tennis nicht.»