Noch vor dem ersten Spiel in New York weckte ein positiver Coronafall Zweifel am Sicherheitskonzept. Vor allem Noah Rubin, die aktuelle Weltnummer 228, hält nicht mit Kritik zurück.
«Es gibt momentan wohl keinen sichereren Platz auf der Welt als hier.» So beschreibt ein zuversichtlicher Dominic Thiem jüngst die Spieler-Blase der US Open in Flushing Meadows. Aufgrund der Coronapandemie unterliegen die Spieler in diesem Jahr strikten Regeln und werden 24 Stunden überwacht. Regelmässige Tests und Maskenpflicht sind ebenso Teil des rigorosen Sicherheits- und Hygienekonzepts wie virtuelle Pressekonferenzen für die Medien. Nur wer sich auf die Anlage in Flushing Meadows begibt, darf das Hotel überhaupt verlassen. Und trotzdem sorgt ein positiver Coronafall und dessen Handhabung für viel Skepsis – noch bevor das Turnier begonnen hat.
Die Rede ist von Benoit Paire. Der Franzose, der sich seit dem 18. August in der New Yorker «Bubble» bewegte, wurde nach fünf negativen Abstrichen zuletzt positiv auf Covid-19 getestet. Gemäss Protokoll wird der 31-Jährige deshalb vom Turnier ausgeschlossen und muss sich für zehn Tage im Hotel in Isolation begeben. Auch die Spieler und Betreuer, die mit Paire in Kontakt gestanden sind, müssen für 14 Tage in Quarantäne und fallen aus dem Tableau. So zumindest ist es im Sicherheitskonzept vorgesehen.
Ein Top-Spieler betroffen?
Wie die französische Zeitung «L'Equipe» schreibt, sollen davon elf Personen betroffen sein. Das bestätigt auch Noah Rubin (ATP 228), der sich auf Informationen von den Direktbetroffenen beruft. Der Amerikaner behauptet zudem, dass ausschliesslich Spieler betroffen sind. Doch statt die Teilnahme zu verbieten und die fällige Quarantäne anzuordnen, sollen die Organisatoren ein Dokument zur Unterzeichnung vorgelegt haben, dass den Betroffenen gemäss Rubin zwar den Zugang zu gewissen Arealen verbietet, nicht aber zur Anlage.
Für Rubin ein No-Go: «Ich vermute, dass mindestens einer, wenn nicht mehrere Top-Spieler betroffen sind, und man das Turnier nicht absagen will.» Dass Personen, die engen Kontakt zu Paire hatten, nicht sofort ausgeschlossen würden, sei verantwortungslos und nicht akzeptabel.
«Verarscht mich nicht mit dieser Bubble»
Damit aber nicht genug. Laut Rubin gehe der amerikanische Tennisverband USTA weit weniger konsequent vor als angekündigt. So sollen beispielsweise auch andere Gäste Zutritt zu den Spielerhotels in Long Island haben. Und die Bus- und Shuttle-Fahrer dürften nach getaner Arbeit nach Hause. «Wieso muss ich dann im Hotel bleiben?», hinterfragt Rubin im Podcast «Coffee Cast» und spricht Klartext: «Verarscht mich nicht mit dieser Bubble. Es ist absurd, was vor sich geht.»
Es gilt anzumerken, dass Rubins Kritik wohl nicht ganz frei von Eigeninteresse ausfällt. Der Lokalmatador stand auf der Nachrückerliste weit oben und hätte bei mehreren Turnierausschlüssen noch ins Tableau rutschen können.
So unterscheidet sich Rubins Wahrnehmung beispielsweise deutlich von Alexander Zverevs Einschätzung: «An jeder Ecke, wo du überhaupt eine Chance hast rauszugehen, stehen Security-Leute. Und du kannst erst recht nicht wieder reinkommen, wenn du rausgekommen bist», sagt der Deutsche. Dass dennoch ein gewisses Restrisiko bleibt, versteht sich bei 256 Einzelspielern von selbst. Vor allem dann, wenn die Regeln nicht wie festgelegt durchgesetzt werden.