Unzählige Turniere wurden bereits abgesagt, weitere Absagen dürften folgen. Schon jetzt treibt dieser Umstand den einen oder anderen Tennisprofi an den Rand der Verzweiflung.
Denn während die Topspieler im Tennis Millionen an Preis- und Sponsorengeldern absahnen, kämpfen die weniger prominenten Spieler um jeden Franken. Die Corona-Krise hat das ohnehin existierende Problem noch zusätzlich massiv verschärft.
Im «Blick» spricht Sandro Ehrat (ATP 393) über seine Situation. Der Schweizer hat in diesem Jahr rund 2’500 Franken an Preisgeldern eingeheimst und weil das zum Leben nie und nimmer ausreicht, gibt er nebenbei Tennisstunden. Normalerweise. Denn auch diese Einnahmequelle bricht derzeit aus bekannten Gründen weg.
Um den dreiköpfigen Haushalt – Ehrat lebt mit Frau und Kind in einer Mietwohnung – durchzubringen, müsse er rund 3’500 Franken im Monat einnehmen. Derzeit ein Ding der Unmöglichkeit. «Die Eltern und Grosseltern unterstützen uns ein wenig beim Einkauf. Und zum Glück habe ich noch ein paar Sponsoren. Aber ich bräuchte mehr.»
Ehrat: «Wenn die Pause noch länger dauert, weiss ich nicht, ob ich nächstes Jahr noch spielen kann»
Allerdings steckt er, wie so viele andere Sportler auch, in einem Teufelskreis fest. Denn die Suche nach Sponsoren erweist sich als extrem harzig. Einerseits kann er sich auf keiner Bühne präsentieren, da unzählige Turniere abgesagt wurden, andererseits zeigen sich die meisten Firmen in Zeiten von Corona im Bereich Sponsoring zurückhaltend. Ehrat hofft nun auf staatliche Unterstützung für selbständig Erwerbende.
«Mal sehen, wo das alles hinführt», meint der Tennisprofi, der sich zu Hause so gut wie möglich fit hält. Er wolle bereit sein, wenn es wieder losgehe, wann auch immer das sein mag. Gleichzeitig hat er Angst um seine Karriere: «Wenn die Pause noch länger dauert, weiss ich nicht, ob ich nächstes Jahr noch spielen kann.»
Dennoch sei seine Motivation nach wie vor gross. Sein Ziel, sich im Ranking so zu verbessern, dass er bei Grand-Slam-Qualifikationsturnieren antreten darf, ist in Gefahr. An einen persönlichen Coach, wie er sich das wünschen würde, ist derzeit ebenfalls nicht zu denken. Es sind wahrlich schwierige Zeiten für die wenig prominenten Tennisspieler. Gleiches gilt natürlich auch für unzählige Athleten «kleinerer» Sportarten.
Auch Turnierveranstalter leiden unter der Corona-Krise
In der «New York Times» sprach Bill Oakes, ehemaliger Turnierdirektor der Winston-Salem Open und Chairman über die finanzielle Notlage vieler Turnierveranstalter. «Das durchschnittliche 250er-Turnier ist einen mittelgrossen Sponsor davon entfernt, in den roten Zahlen zu landen. Jedes Turnier muss zurzeit sehr besorgt darüber sein, was passieren wird.» Sollten aus finanziellen Gründen auch noch einige Turniere gestrichen werden, so schnürt sich die Schlinge auch bei Ehrat noch mehr zu.