Adria Tour Auch Troicki und schwangere Gattin angesteckt – Djokovic auf Tauchstation

lbe

23.6.2020

Eine Umarmung zur Gratulation: Viktor Troicki und Novak Djokovic nach ihrem Direktduell am 13. Juni in Belgrad.
Eine Umarmung zur Gratulation: Viktor Troicki und Novak Djokovic nach ihrem Direktduell am 13. Juni in Belgrad.
Bild: Getty

Am Montagabend wurde mit Viktor Troicki der nächste Teilnehmer der Adria Tour positiv auf das Coronavirus getestet, ebenso seine hochschwangere Ehefrau Aleksandra. Auf eine Stellungnahme von Novak Djokovic wartet man bisher vergebens.

Die von Novak Djokovic mitinitiierte Adria Tour wird zum grossen Fiasko. Nach Grigor Dimitrov und Borna Coric ist Viktor Troicki (ATP 184) bereits der dritte Spieler, der nach seiner Teilnahme positiv auf Covid-19 getestet worden ist. Auch Ehegattin Aleksandra, die im Juli Mutter wird, hat sich mit dem Virus angesteckt. Die ehemalige Weltnummer 12 erklärte der serbischen Nachrichtenagentur «Telegraf» am Montagabend, zunächst sei am vergangenen Freitag bei seiner Ehefrau das Virus festgestellt worden. Seine Tochter und er hätten sich dann am Sonntag testen lassen.

Weil zuvor bereits die Tests bei Dimitrovs Trainer und Djokovics Fitnesscoach einen positiven Befund ergaben, fällt die diesbezügliche Turnierbilanz mit insgesamt mindestens sechs Corona-Fällen düster aus. Kroatischen Medienberichten zufolge hat sich zudem ein fünfjähriges Kind angesteckt, über 100 Menschen wurden unter Quarantäne gestellt – darunter auch der Bürgermeister von Zadar. Für Turnier-Sprachrohr Novak Djokovic hagelt es Kritik.



Im Kölner «Stadt-Anzeiger» schimpft Deutschlands Frauentennis-Chefin Barbara Rittner: «Das ist für die gesamte Tennis-Familie eine absolute Katastrophe. Da verstehe ich nicht, in welcher Welt die leben. Einigen ist ihr Erfolg wohl zu Kopf gestiegen.» Auch Spieler melden sich zu Wort. Nick Kyrgios wählt auf Twitter deutliche Worte: «Eine blöde Entscheidung, mit der Exhibition weiterzumachen. Gute Besserung Jungs, aber das passiert, wenn man alle Vorschriften missachtet.»

«Das passiert, wenn man alle Vorschriften missachtet»

Auch Andy Murray, der als guter Freund von Djokovic gilt, bemängelt: «Das ist kein gutes Aussehen. Wenn man durch eine Zeit wie diese geht, ist es wichtig, dass jeder Spitzensportler auf der Welt zeigt, dass wir das äussert ernst nehmen.» Und Noah Rubin, die aktuelle Weltnummer 225, stellt gar Djokovics Funktion als Präsident des Spielerrats infrage.

Immerhin sind erste Tests bei Dominic Thiem und Alexander Zverev, die ebenfalls zu den Aushängeschildern der Tour gehörten, negativ. «Ich entschuldige mich zutiefst bei allen, die ich mit der Teilnahme möglicherweise in Gefahr gebracht habe», bereut der Deutsche auf Twitter.

Keine Stellungnahme von Djokovic

Von Organisator Djokovic dagegen gibt es zur Stunde noch keine Stellungnahme. Gemäss Medienberichten sei der Serbe mit seiner Familie am Montag in die Heimat nach Belgrad zurückgekehrt, wo er sich habe testen lassen. Die Ergebnisse seien noch ausstehend.

So müssen sich andere Verantwortliche den vielen Fragen der Medien stellen – wie etwa Turnierdirektor und Bruder Djordje Djokovic oder Trainer Goran Ivanisevic. Die beiden waren es auch, die in Zadar die Öffentlichkeit über die Vorkommnisse und das abgesagte Endspiel informieren mussten – und teilweise ausgepfiffen wurden. Ivanisevics Antwort ins Mikrofon spricht Bände: «Ich weiss nicht, wieso ihr pfeift. Ich bin nicht derjenige, der positiv ist.»

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