Fringer kritisiert «fahrlässigen» Meister «YB hätte ein bisschen Geld in die Hand nehmen müssen …»

Sandro Zappella

29.7.2024

Fringer: «Die Mischung im YB-Kader ist momentan nicht ideal»

Fringer: «Die Mischung im YB-Kader ist momentan nicht ideal»

Nach dem Fehlstart von YB erörtert blue Sport Experte Rolf Fringer die Baustellen beim Schweizer Meister und bringt Lösungsvorschläge.

29.07.2024

Die Young Boys erleben unter Neu-Trainer Patrick Rahmen einen Albtraum-Start in die Super League. blue Sport Experte Rolf Fringer erklärt, was bei YB falsch läuft und was jetzt passieren muss.

Sandro Zappella

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Young Boys stehen nach drei Super-League-Spielen noch ohne Punkte da und liegen am Tabellenende.
  • Der Schweizer Meister ging am Sonntag gegen St. Gallen gleich mit 0:4 unter.
  • Für blue Sport-Experte Rolf Fringer ist klar: «Bei YB passt überhaupt nichts zusammen.»

YB steht nach drei Partien noch ohne Punkte da. Wie hast du die Young Boys bisher erlebt?

Es ist für alle sehr unerwartet und sehr enttäuschend. Man hatte das Gefühl, es war ein kleiner Unfall im ersten Spiel gegen Sion. Gegen Servette hat man gemerkt, dass etwas fehlt und gestern gegen St. Gallen hat man gesehen, dass YB eine Riesen-Baustelle hat, total verunsichert ist und dass überhaupt nichts zusammenpasst. Das kam sicher für alle sehr überraschend.

Wo siehst du die grössten Probleme bei YB?

Ich habe das Gefühl, sie hatten Pech mit den verletzten Innenverteidigern Camara und Benito. Sie haben Amenda abgegeben und Lustenberger verloren und nur den 21-jährigen Zoukrou geholt. Es wäre aber wichtig, einen Spieler zu haben, zu dem die Mannschaft hochschaut. Es geht nicht nur um die Innenverteidigung. YB sollte nicht nur 20-Jährige verpflichten, die man in zwei, drei Jahren verkaufen kann. Es braucht auch Leader, um das Ganze aufzufrischen. Es sind alle ziemlich verwöhnt, sie hatten viel Erfolg. Da muss man schauen, dass die Spieler wieder unter Druck kommen. Deshalb hätten ein, zwei routinierte, gute Ausländer der Mannschaft sehr gut getan.

Würdest du sagen, das Kader ist im Moment eher zu schwach, dass noch etwas auf dem Transfermarkt passieren muss?

Es ist immer heikel, wenn man relativ erfolgreich ist und dann mit der gleichen Mannschaft wieder in die nächste Saison geht. YB hat Spieler wie Lustenberger und Amenda nicht adäquat ersetzt. Das ist fahrlässig, man muss zu Beginn der Saison schon gut sein. Ich habe schon in der letzten Saison gesagt, man hat ein bisschen viele Indianer und wenig Häuptlinge. Und jetzt hat man noch weniger Häuptlinge und hat das Gefühl, das sollte eigentlich schon gehen. Ich glaube, sie hätten ein bisschen Geld in die Hand nehmen müssen, um den einen oder anderen guten Routinier zu holen. Dass die Spieler auch ein bisschen unter Druck kommen würden, auch was den Konkurrenzkampf anbelangt. YB hat aber immer wieder junge Spieler geholt. Die Mischung ist nicht ideal im Moment.

Die Situation ist für den neuen Trainer Patrick Rahmen sehr schwierig. Was muss er jetzt tun?

Er hat sich das Ganze natürlich anders vorgestellt. Er übernimmt den Meister, die erfolgreichste Mannschaft. Da hat man natürlich ein Stück weit das Gefühl, das kann man dann so weiterlaufen lassen. Er ist sicher ein sehr emphatischer Trainer, der auch eine gewisse Harmonie will mit den Spielern, sie stark reden möchte. Die Frage ist einfach, mögen diese erfolgsverwöhnten Spieler das verleiden oder müsste man – salopp gesagt – dem einen oder anderen «die Eier schleifen»? Klar, das will man als neuer Trainer natürlich nicht unbedingt. 

In drei Wochen steht noch die wichtige Champions-League-Qualifikation an für YB. Was muss passieren, dass man zurück in die Spur findet?

Das geht nur, wenn man nah beisammensteht. Man muss selbstkritisch sei, wieder einfach spielen und über gewonnene Zweikämpfe Selbstvertrauen gewinnen. So kann man sich sukzessive verbessern. Natürlich sind Erfolgserlebnisse jetzt zwingend nötig. Man muss die nächsten Spiele gewinnen, dann kann es im Fussball schnell gehen. Nach einem Sieg hat man wieder ein besseres Gefühl, glaubt wieder an sich. Im Moment sieht es aber nicht so aus, als wäre der Sieg nah. Das nächste Spiel gegen den FCZ wird auch nicht einfach. Es wird auch in den nächsten Wochen keine einfache Zeit. Da gibt es nicht nur irgendeine eine Massnahme, die man machen sollte, damit es greift, sondern es hat überall ein bisschen Baustellen gehabt, was wir gestern in St. Gallen sehr gut gesehen haben.