Historisch schlechter Saisonstart Meister YB von der Rolle: «Wir waren in jedem Bereich überfordert»

Luca Betschart

28.7.2024

YB-Sportchef Steve von Bergen: «Heute waren wir überall überfordert»

YB-Sportchef Steve von Bergen: «Heute waren wir überall überfordert»

YB-Sportchef Steve von Bergen spricht nach der dritten Niederlage im dritten Liga-Spiel Klartext.

28.07.2024

Die Young Boys bleiben beim FC St.Gallen chancenlos, verlieren gleich mit 0:4 und stehen nach drei Liga-Spielen noch ohne Punkte da. Für Trainer Patrick Rahmen ist es klubübergreifend gar die 10. Pleite in Serie. Entsprechend gross ist der Frust im Berner Lager. 

Luca Betschart

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • YB bleibt beim FC St.Gallen chancenlos und muss sich gleich mit 0:4 geschlagen geben. Damit steht der Meister nach drei Spielen ohne Punkt da – zum ersten Mal überhaupt in der Super League. 
  • Schon während der Partie liegen die Nerven bei den Bernern blank, David von Ballmoos und Jaouen Hadjam geraten noch auf dem Platz aneinander. Nach dem Schlusspfiff gesteht der YB-Goalie: «Das war sicher nicht korrekt.»
  • Sportchef Steve von Bergen wählt im Interview mit blue Sport deutliche Worte, kündigt Einzelgespräche an und sagt mit Blick auf das offene Transferfenster: «Wir werden noch etwas tun.»

Was ist nur mit dem Meister aus Bern los? In St.Gallen wird die Mannschaft von Patrick Rahmen von der ersten Sekunde an vorgeführt und bleibt über 90 Minuten chancenlos. Erstmals seit 2014 verliert YB drei Super-League-Partien in Folge. Und erstmals überhaupt stehen die Berner nach drei Super-League-Spielen noch ohne Punkte da. Und für den neuen Trainer Patrick Rahmen ist es klubübergreifend gar die zehnte Pleite in Folge.

Die Nerven scheinen bei den Bernern schon in der Schlussphase des dritten Saisonspiels blank zu liegen. Bestes Beispiel ist eine Szene mit David von Ballmoos, der kurzzeitig die Contenance verliert und sich Teamkollege Hadjam zur Brust nimmt.

81. Minute: Von Ballmoos knöpft sich Mitspieler Hadjam vor

81. Minute: Von Ballmoos knöpft sich Mitspieler Hadjam vor

28.07.2024

Nachdem die YB-Mannschaft zuerst geschlossen in der Garderobe verschwindet, erklärt David von Ballmoos anschliessend im Interview mit blue Sport: «Das entstand in den Emotionen. Es hat jetzt ihn getroffen, das war sicher nicht korrekt in dieser Situation. Wir haben es schon angeschaut und für beide ist es vergessen.»

Für jeden Fehler ein Gegentor

Zum Vergessen ist für den YB-Goalie aber auch, wie die Berner Reaktion nach der schwachen ersten Hälfte ausfiel. «Wenn du so in die zweite Halbzeit startest, dann ist der Match vorbei», sagt Von Ballmoos. «Wir werden aktuell brutal hart bestraft. Logisch, wir machen nicht alles perfekt. Aber wir bekommen gefühlt für jeden Fehler ein Tor. Wir müssen uns das Glück des Tüchtigen auch wieder erarbeiten. Da kommen wir nur zusammen raus.»

«Nicht korrekt» – das sagt David von Ballmoos zum Rencontre mit Mitspieler Hadjam

«Nicht korrekt» – das sagt David von Ballmoos zum Rencontre mit Mitspieler Hadjam

David von Ballmoos im Interview nach der Niederlage gegen St.Gallen.

28.07.2024

Dem schliesst sich Sandro Lauper an. «Wir müssen zusammenstehen und zuerst mal ruhig sein und dann schauen wir in Bern weiter», sagt der 27-Jährige und macht klar, dass die zahlreichen Gegentore nicht nur auf die Verteidigung zurückzuführen sind. «Es fängt vorne bei den Stürmern an und hört bei uns hinten auf. Wir (Defensivspieler) sind die, die am Schluss blöd aussehen. Es fehlt überall ein wenig – und das ist im Moment einfach zu viel.»

Lauper erinnert aber auch daran, dass man in der vergangenen Spielzeit schon schwierige Phasen zu überstehen hatte. «Da sind wir auch rausgekommen. Nun gilt es, dort anzuknüpfen. Wir haben jetzt eine Woche Zeit, um zusammen zu reden und die Fehler zu analysieren.» Vielleicht habe die Misere zum Saisonstart gar etwas Positives. «Wir haben noch Zeit, um zu reagieren. Die Saison ist noch lang», sagt Lauper. «Wir müssen das Feld von hinten aufrollen.»

Von Bergen: «Wir verfallen nicht in Panik»

Deutliche Worte wählt auch Steve von Bergen. «Wir waren in jedem Bereich überfordert. Wir konnten keine Reaktion zeigen. Eine schwierige Woche für uns», macht der YB-Sportchef klar, hat dafür so kurz nach dem Schlusspfiff aber keine Erklärung. «Es ist klar, dass jeder von uns die richtigen Fragen stellen muss. Wir sind als Mannschaft in diese Situation gekommen und müssen als Mannschaft da raus.» 

Es zudem einfach, jetzt über die Verteidiger zu sprechen. «Aber es ist nicht nur die eine oder andere Position. Wir machen allgemein nicht genug. Das muss jedem von uns bewusst zu sein», sagt von Bergen. «Es ist immer die gleiche Sache. Wenn du verlierst, redet man über Leadership. Aber am Schluss geht es nicht um ein, zwei oder drei Spieler, sondern um ein gesamtes Team.»

Aus diesem Grund kündigt der 41-Jährige in den kommenden Tagen viele Gespräche an – und auch einige personelle Nachbesserungen. «Wir sind am Analysieren, wir werden noch etwas tun», sagt Von Bergen mit Blick auf das noch offene Transferfenster. «Aber eins ist sicher: Wir verfallen nicht in Panik. Wir werden nicht in den nächsten Wochen fünf neue Spieler holen.»

St.Gallen – YB 4:0

St.Gallen – YB 4:0

Credit Suisse Super League, 2. Runde, Saison 24/25

28.07.2024