Luzern gewinnt am Sonntag gegen den FCZ eine total verrückte Partie. Aussergewöhnlich sind nicht nur die Ereignisse auf dem Rasen, sondern auch das ganze Drumherum.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die FCZ-Spieler verursachen gegen Luzern drei Elfmeter und kassieren zwei Rote Karten.
- Obschon FCZ-Goalie Yanick Brecher zwei Elfmeter abwehrt, verlieren die Zürcher 1:3. Zwei Mal können die Luzerner den abgewehrten Ball im Nachschuss über die Linie schieben.
- Brecher findet es «zum Kotzen». Aber auch FCL-Coach Mario Frick gefiel nicht, was er sah. «Wir hatten nach dem Platzverweis die Hosen voll», poltert er.
- FCZ-Coach Ricardo Moniz bleibt dagegen für einmal ganz ruhig und zeigt sich auch aufgrund der Personalsorgen nicht besorgt: «Wir sind der FCZ. Wir haben immer eine Lösung.»
In der 12. Minute scheitert Sinan Karweina mit seinem Elfmeter an Yanick Brecher. Über den Fehlschuss braucht er sich nicht ärgern, denn der abgewehrte Ball fliegt ihm vor die Nase und so nickt er doch noch zum 1:0 ein. Sechs Minuten später gibt es den nächsten Elfer für Luzern, Adrian Grbic verwandelt souverän. Und so erstaunt es nicht, dass er auch beim dritten Elfmeter als Schütze antreten darf. Nun scheitert auch der Österreicher an Brecher, doch Pius Dorn ist hellwach und verwandelt den Abpraller in der 61. Minute zum 3:0.
Was den zweiten Elfmeter angeht, da scheiden sich die Geister. Im blue Sport Studio wird es gar richtig hitzig (Siehe Video unten).
Ereignisse mit Seltenheitswert
Der Statistik-Anbieter «Opta», der seit der Saison 2017/18 Daten aus der Super League erfasst, weiss: Dass ein Team drei Elfmeter in einem Spiel verursacht, gab es erst einmal. Und das ist noch gar nicht lange her: Am 15. Dezember verwandelt Lausanne auf dem Weg zum 4:1-Auswärtssieg gegen Leader Lugano drei Elfmeter. Dass ein Torhüter zwei Elfmeter in einem Spiel hält, auch wenn es den Zürchern letztlich nichts bringt, gab es in der Super League im genannten Zeitraum auch erst zwei Mal.
Im August 2018 hielt der damalige FCB-Goalie Jonas Omlin gegen GC zwei Elfer, im Februar 2024 schaffte Yverdon-Schlussmann Karlo Letica dieses Kunststück gegen Lausanne. Brecher interessiert das alles herzlich wenig. Er fasst den Nachmittag folgendermassen zusammen: «Es ist zum Kotzen – es sind drei Penalty-Gegentore – du bist lange in der Unterzahl.» Für die Wortwahl folgt eine Entschuldigung.
Tatsächlich spielt der FCZ lange in Unterzahl. In der 22. Minute fliegt Daniel Denoon mit Gelb-Rot vom Platz. Nach dem Platzverweis opfert Trainer Ricardo Moniz Angreifer Umeh Emmanuel und wechselt für ihn Lindrit Kamberi ein. In der 78. Minute trifft der Verteidiger zum 1:3, ehe er in der 90. Minute erstmals in seiner Karriere mit Rot vom Platz gestellt wird. Eingewechselt, Torschütze, Rote Karte – das hat in der Super League vor ihm einzig Elies Mahmoud von Stade Lausanne-Ouchy geschafft, am 30. Juli 2023, ebenfalls in einem Spiel gegen Luzern.
Dass ein Team drei Elfmeter verschuldet und dazu noch zwei Rote Karten kassiert, sowas hat es in den 1427 anderen Super-League-Spielen seit Sommer 2017 noch nie gegeben.
Verkehrte Welt auf der Trainerbank
Wer sich die Interviews der beiden Trainer nach der Partie anhört, der staunt auch nicht schlecht. Luzern-Coach Mario Frick wirkt trotz des Sieges leicht genervt, denn für seinen Geschmack hätte man die Partie früher entscheiden müssen. Und so sagt er: «Wir hatten nach dem Platzverweis die Hosen voll.»
Verlierer-Coach Moniz wird von blue Sport Reporter Chris Augsburger gefragt, was er seinem Team nach dem Spiel gesagt habe: «Dass ich teilweise stolz bin auf die Art und Weise, wie wir gespielt haben. […] Ich kann nur sagen, dass meine Mannschaft auf einem guten Weg ist.» Auch dass ihm im nächsten Spiel mehrere Spieler fehlen, bereitet Moniz keine Kopfschmerzen: «Wir sind der FCZ. Wir haben immer eine Lösung, wir sind mental stark.»
Nüchtern betrachtet, hat der FCZ allerdings nicht immer die besten Lösungen. Von den letzten acht Super-League-Spielen haben die Zürcher nämlich nur eines gewonnen und vier verloren. Im Klassiker gegen den FC Basel dürfte es am kommenden Sonntag nicht einfacher werden. Sollte der FCZ verlieren und St.Gallen auswärts in Luzern punkten, so würden die Zürcher in die untere Tabellenhälfte abrutschen. Allerdings ist die Tabelle gar nicht so aussagekräftig, kann es doch in beide Richtungen sehr schnell gehen. Der Rückstand des aktuell im 6. Rang klassierten FCZ auf Leader Lugano beträgt nach 20 Runden lediglich 5 Punkte.