Der FC St.Gallen bringt gegen Lugano eine Pausenführung nicht über die Runden und wartet seit acht Liga-Spielen auf einen Sieg. blue Fussball-Experte Rolf Fringer erklärt, wieso Trainer Peter Zeidler nach wie vor fest im Sattel sitzt.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Der FC St.Gallen kann die Talfahrt vorerst nicht stoppen und verliert gegen den FC Lugano trotz Pausenführung.
- Während die europäischen Plätze immer weiter in die Ferne rücken, nähert sich langsam aber sicher die Konkurrenz am Tabellenende.
- blue Fussball-Experte Rolf Fringer ist überzeugt, dass der Trainerstuhl von Peter Zeidler nicht wackelt.
Der FC St.Gallen startet wie die Feuerwehr ins Heimspiel gegen Lugano, dominiert die Tessiner in der ersten Halbzeit nach Belieben und scheint wild entschlossen, die Durststrecke von sieben sieglosen Partien am Stück zu beenden. Die 1:0-Pausenführung ist der verdiente, aber zu knappe Lohn für einen starken Auftritt.
Je länger die Partie aber dauert, desto mehr kommt Lugano in Fahrt – und der FCSG aus dem Tritt. «Wenn man gegen Lugano geschaut hat, haben die St.Galler einfach eine Stunde lang das Pulver verschossen. Mit der Müdigkeit kommen die Konzentrationsfehler und für den Gegner entstehen Löcher», analysiert Rolf Fringer im Gespräch mit blue Sport. «Ein Marathonläufer kann auch nicht die ersten 10 Kilometer Vollgas geben und dann stellt es ihn auf.»
Übermotiviert, aber kopflos
So schafft Lugano im Kybunpark nach dem Seitenwechsel gegen die immer müder wirkenden Espen tatsächlich noch die Wende und fügt dem in der Tabelle abgerutschten FCSG die dritte Pleite in Folge zu. Der Vorsprung der Espen auf das Tabellenende schmilzt – und könnte am Donnerstag gar auf mickrige vier Zähler zusammenschrumpfen.
blue Fussball-Experte Rolf Fringer glaubt aber nicht, dass der Trainerstuhl von Peter Zeidler deshalb ins Wackeln gerät. «Wenn eine Mannschaft fightet und das Letzte gibt, aber nicht gewinnt, dann liegt es selten am Trainer», sagt Fringer und erkennt andere Baustellen. «In letzter Zeit hat man das Gefühl, es ist eher eine Übermotivation. Sie rennen und wollen viel zu viel, aber schalten den Kopf zu wenig ein. Ich sehe dort die Probleme. Die Einstellung ist top, aber sie machen es zu wenig clever.»
«Hüppi, Sutter und Zeidler – das ist wie eine Einheit»
Während die hohe Einsatzbereitschaft dafür spricht, dass Zeidler seine Jungs nach wie vor erreicht, hängt die ausgemachte Kopflosigkeit für Fringer auch mit dem Coach zusammen. «Man kann nicht nur Pressing spielen, obwohl das super ist für die Zuschauer», macht der blue Fussball-Experte klar. «Aber die beiden Innenverteidiger stehen zu oft Mann-gegen-Mann, weil einfach alles nach vorne rennt. (…) Diese Balance – zusammen mit der Übermotivation, die auch herrscht, – werden sie finden müssen, um wieder erfolgreich zu sein.»
Das sei auch Zeidlers Aufgabe, betont Fringer und sieht auch an der Seitenlinie Luft nach oben. «Was auf dem Feld etwas hektisch ist, gilt natürlich auch für das Verhalten neben dem Platz. Man ist auch da dünnhäutig und immer etwas nervös», so Fringer. «Es ist wichtig, dass sie sich wieder auf den Fussball konzentrieren. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch neben dem Platz.»
Nichtsdestotrotz ist Fringer überzeugt, dass die Mannschaft die Kurve unter dem dienstältesten Coach der Liga kriegt. «Hüppi, Sutter und Zeidler – das ist eine Einheit. Da wird keiner infrage gestellt», sieht er den 60-jährigen Deutschen fest im Sattel und fügt an: «Deshalb muss man nicht am Trainer rütteln. Mehr als alles geben und mit Leidenschaft kämpfen, was die St.Galler immer gemacht haben, kann man nicht machen.»