Ski-Star Marco Odermatt gehört zu den begehrtesten Testimonials im Schweizer Sport. Das ist auch das Verdienst seines Managers Michael Schiendorfer.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Michael Schiendorfer managt Zehnkämpfer Simon Ehammer, Schwingerkönig Joel Wicki und seit 2016 Ski-Superstar Marco Odermatt.
- Schiendorfer kümmert sich um nahezu alles – so auch die Medienarbeit und Fanpost: «Nach einem Sieg kommen etwa 400 Fan-Reaktionen.»
- Ein Markstein in der Zusammenarbeit mit Odermatt: Der Red-Bull-Deal. Schiendorfer erzählt bei blue Sport, wie dieser zustande kam und was für Red Bull gesprochen hat.
Kein Tag ohne Marco Odermatt. Auch Normalsterblichen lächelt der 27-jährige Gesamtweltcupsieger in täglicher Regelmässigkeit entgegen – im TV, auf Plakaten, in der Online-Werbung. Wie er mit Roger Federer cool in der VIP-Lounge des Flughafens sitzt, scherzt, lacht und den letzten Aufruf zu verpassen droht, weil die beiden alles um sich herum zu vergessen scheinen.
Das hat sich der Ski-Star selbstredend mit herausragenden Leistungen im Weltcup und an Weltmeisterschaften wie auch an Olympischen Spielen verdient. Ebenso taugt er mit seinem Charme und Schalk, die ihm nachgesagt werden, ohnehin bestens als Testimonial für wohl jedes Schweizer Unternehmen.
Anteil am wirtschaftlichen Erfolg Odermatts hat aber auch sein Manager: Michael Schiendorfer, der 56-jährige Agent und Kommunikationsexperte, der Odermatt seit sieben Jahren managt. Im September 2016 sassen sie sich erstmals gegenüber. Und sofort spürte Schiendorfer, dass Odermatt weiss, was er will – gerade auch finanziell.
«Er fragte: Hey, kannst du mir gewisse Geldsummen beschaffen? Er hatte sehr genaue Vorstellungen, was er braucht», erzählt Schiendorfer im Gespräch mit blue Sport. Nicht jeder Athlet beschäftige sich als 19-Jähriger mit Zahlen. «Für ihn war sofort klar, dass er für seinen enormen Trainingsaufwand zwischen 80'000 und 100'000 Franken zusätzlich bekommen muss als Sponsoring.»
Die Reaktion des Managers? «Ich war ja erst etwa 20 Tage im Business, und ich habe mich natürlich gehütet, ihn zu bremsen. Ich habe gesagt: Wow, der hat klare Vorstellungen. Das ist auch eine klare Ansage. Und ich wusste eigentlich vom ersten Tag an, was ich zu tun hatte.»
«Marco vertraut den Menschen»
Seither blüht die Zusammenarbeit. Odermatt ist der Chef, aber das Vertrauen in seinen Manager ist gross, wie dieser beteuert. «Eine Stärke von Marco ist, dass er die richtigen Fragen stellt und dann loslässt. Dann vertraut er den Menschen.»
Schiendorfer kümmert sich um nahezu alles, worum es sich zu kümmern gilt. Die Medienarbeit etwa: «Ich habe mir angewöhnt, Artikel kritisch zu lesen. Und wenn etwas falsch ist, dann versuche ich, das zu korrigieren oder mit dem Journalisten oder der Journalistin zu besprechen. Ich glaube, das Ping-Pong-Spiel gehört dazu.» Dabei hilft, dass Odermatt auch gegenüber den Medien natürlich auftritt, unverstellt. «In der Öffentlichkeitsarbeit ist es sehr wichtig, dass die Menschen sofort spüren, ob jemand ehrlich ist und sich selber ist. Und Marco ist sich selber.»
Schiendorfer regelt die Fanpost: «Nach einem Sieg kommen etwa 400 Fan-Reaktionen.» Als Manager müsse man aufpassen, dass ein Athlet den Kontakt nicht verliere. Alle beantworten – das sei aber unmöglich: «Es gibt oft nur eine Autogrammkarte. Wir können nicht jeden Sonderwunsch erfüllen. Das ist unmöglich. Wir bekommen pro Tag mindestens fünf Anfragen für eine Mitarbeit, für Diplomarbeiten, vom Kindergarten bis zu Doktorarbeiten. Diese Wünsche können wir nicht erfüllen.»
52 Kontakte bis zum Deal
Ein Markstein in der Zusammenarbeit von Schiendorfer und Odermatt war der Deal mit Red Bull. Nachdem Odermatt und sein Manager die Zusammenarbeit offizialisiert hatten, fragte Schiendorfer, welche Sponsoren er sich vorstellen könnte, die seinen Traum vom Aufstieg an die Weltspitze finanzieren könnten: «Welche Brands findest du cool? Und da war auch Red Bull darunter. Und heute sage ich mit einer gewissen Befriedigung und auch Freude: Von den zehn Marken, die wir bestimmt hatten, haben wir acht bekommen.» Entscheidend sei im Fall von Red Bull auch gewesen, dass Odermatt das Getränk auch wirklich möge. «Ich fand, dass das gut zusammenpasst. Darum habe ich gesagt: Okay, dann lohnt sich auch anzufragen.»
Dafür brauchte es Biss und Hartnäckigkeit. Bis der Red-Bull-Deal schliesslich zustande kam, hatten die beiden Parteien 52-mal Kontakt – persönlich, schriftlich, digital. Und irgendwann kam das Okay aus Fuschl am See: «Okay, das ist noch spannend. Der Junge entwickelt sich gut. Das interessiert uns wirklich.» Klar half auch, dass Odermatt 2018 mit fünf Goldmedaillen an der Junioren-WM in Davos für sich geworben hatte.
Schiendorfer muss erst gar nicht sagen, dass der Deal inzwischen mehr wert ist als die 80'000 bis 100'000, die sich Odermatt ursprünglich erhofft hatte – man weiss es auch so. Schiendorfer sagt: «Am Schluss gab es mehrere Unternehmen, die ihn gerne wollten.» Für Red Bull hätten die Trainingsmöglichkeiten, die Logistikmöglichkeiten oder die Unterstützung im Verletzungsfall gesprochen. «Red Bull ist nicht nur irgendein Sponsoringpartner für den Weltcup, sondern das sind Leute, die Athleten erwiesenermassen über mehrere Jahre an der Spitze gehalten haben.»
Im Fall von Odermatt wird das niemand bestreiten.