Noch fährt Lindsey Vonn nur als Vorfahrerin mit. Doch beim Speed-Auftakt in Beaver Creek zeigt die 82-fache Weltcup-Siegerin, dass sie trotz fast sechs Jahren Rennpause absolut konkurrenzfähig ist.
Vonn genoss am Samstag nach ihrer Fahrt auf der «Birds of Prey» sichtlich den Applaus im Zielraum von Beaver Creek. Ausgiebig liess sie sich von den vielen Fans feiern. Diese bereiteten ihr einen euphorischen Empfang, fast so, als wäre die Rückkehrerin Bestzeit gefahren.
Dies tat Vonn, die ihr bis dato letztes Rennen auf höchster Stufe im Februar 2019 bestritten hatte, zwar (noch) nicht. Schliesslich war sie auf der Raubvogel-Piste als Vorfahrerin unterwegs, lief ihre Zeit nicht öffentlich mit. Doch natürlich wurde die prominente Vorfahrerin, deren Comeback für den Ski-Zirkus eine überaus tolle Geschichte ist und hohe Aufmerksamkeit generiert, genauestens beobachtet.
Weniger als eine Sekunde Rückstand
Die von den TV-Anstalten integral übertragene Fahrt der 40-Jährigen war optisch tadellos – und sehr schnell, wie jeder, der die Stoppuhr mitlaufen liess, feststellen konnte. Wohl keine Sekunde, eher nur acht bis neun Zehntel, verlor Vonn auf die österreichische Abfahrts-Siegerin Cornelia Hütter. Mit diesem Rückstand hätte sich die US-Amerikanerin zwischen der Obwaldnerin Michelle Gisin und der Italienerin Federica Brignone als Neunte eingereiht.
«Es war wirklich ein super Rennen», leistete sich Vonn gleich zu Beginn des SRF-Interviews einen Versprecher. Um sich umgehend selbst zu korrigieren: «Also, es war ja kein Rennen. Aber für mich hat es sich im Ziel mit dieser tollen Stimmung fast wie eines angefühlt. Diese Unterstützung hat mir geholfen, so liebe ich es.»
Sie sei sehr dankbar, dass sie diese Möglichkeit als Vorfahrerin erhalten habe, so die langjährige Speed-Dominatorin, die inzwischen mit einem teilweise künstlichen Kniegelenk fährt. Zu ihrer Fahrt am Samstag sagte Vonn: «Ich habe noch nicht hundert Prozent gegeben. Aber ich habe schon mehr Druck gegeben als bei den ersten paar Trainingsfahrten.»
«Drückt mir die Daumen»
Der nächste Schritt ist für die vierfache Gesamtweltcup-Siegerin deshalb klar: Am kommenden Wochenende wird Vonn in St. Moritz ihr Comeback auf Stufe Weltcup geben. Im Engadin finden am 21. und 22. Dezember zwei Super-G statt.
Beim Interview im ORF zeigte sie sich überzeugt: «Ich bin für das Comeback bereit. Vielleicht dauert es ein paar Rennen, bis ich wieder im richtigen Rhythmus bin, aber ich denke, ich bin bereit. Es ist alles wie vorher und fühlt sich normal an. Drückt mir die Daumen.»