Kanadas Ski-Ass Broderick Thompson stürzte beim Training in Beaver Creek schwer. Gemäss FIS-Direktor Markus Waldner hätte ein Airbag die Folgen minimieren können. Doch nicht alle Fahrer sind Befürworter des Schutzes.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Der Kanadier Broderick Thompson brach sich bei einem Sturz beim Abfahrtstraining in Beaver Creek das Schulterblatt und mehrere Wirbel.
- Mit einem Airbag hätten die Folgen weniger gravierend sein können, ist FIS-Direktor Markus Waldner überzeugt.
- Marco Odermatt trägt seit Jahren einen Airbag. Dies, weil ihn seine Freundin eines Tages darauf ansprach. Fahrer wie Dominik Paris oder Aleksander Aamodt Kilde verzichten auf den Airbag.
- Ski-Experte Hans Knauss macht mit einer Idee auf sich aufmerksam: Ein Airbag, der die Luft nicht abweist, sondern aufsaugt. Ein solcher Schutz würde das Tempo der Fahrer reduzieren und somit zu einer grösseren Sicherheit beitragen.
Eisige Pisten, technisch knifflige Passagen und horrende Tempi: Skifahren ist ein Risikosport. Immer wieder kommt es zu gravierenden Unfällen im Skisport, zuletzt in Beaver Creek.
Der kanadische Ski-Star Broderick Thompson stürzte beim Abfahrtstraining in Amerika schwer. Der 29-jährige Speedspezialist musste daraufhin ins künstliche Koma versetzt werden.
Seit dem Unfall Thompsons nimmt die Debatte um Sicherheitsmassnahmen in der Abfahrt neue Dimensionen an. Der Kanadier brach sich das Schulterblatt und mehrere Wirbel. Geht es nach FIS-Renndirektor Markus Waldner hätten die Folgen des Sturzes weniger schlimm ausfallen können. Doch wie? Mit dem Tragen eines Airbags.
Odermatts Freundin überzeugte ihn vom Airbag
Die FIS will gemäss dem «Blick» auf die nächste Saison hin die Airbag-Pflicht einführen. Für Marco Odermatt würde sich hierbei nichts ändern. Der Nidwaldner setzt seit bald drei Jahren auf den Schutz. «Das ist auf meine Freundin zurückzuführen», sagt Odermatt gemäss dem Artikel. «Der Airbag war für mich länger kein Thema, bis mich Stella eines Abends gefragt hat, ob ich einen benutze. Als ich mit ‹Nein› antwortete, hakte sie nach – warum nicht? Das hat mich zum Nachdenken animiert. Und ich bin zur Überzeugung gekommen, dass mir dieser Airbag wirklich helfen kann.»
Diese Meinung vertritt auch Teamkollege Niels Hintermann. «Ich fühle mich in der Rennhocke mit Airbag wohler als in den Jahren ohne Airbag. Ich habe das Gefühl, dass sich meine Position damit schöner schliesst», so der 28-jährige Zürcher.
Paris, Kilde und Crawford verzichten auf den Airbag
Broderick Thompson stand dem Airbag kritischer gegenüber als Hintermann und Odermatt und verzichtete auf das Tragen des Luftkissens. Mit diesem Entscheid ist er nicht alleine. Teamkollege James Crawford, Aleksander Aamodt Kilde und Dominik Paris sehen von einem Airbag ab. Letzterer sagt: «Ich habe den Airbag einmal angezogen und fühlte mich dadurch in meinen Bewegungen zu stark eingeschränkt.»
Auch die Schweizer Skilegende Beat Feuz hat bis zu seinem letzten Rennen in Kitzbühel keinen Airbag getragen. «Ich stand diesem System aufgrund des Sturzes meines österreichischen Kumpels Matthias Mayer 2015 in Gröden sehr skeptisch gegenüber», so Feuz und führt aus: «Mayer hat sich damals zwei Brustwirbel gebrochen, obwohl er den Airbag getragen hat. Und für mich gibt es nach wie vor keinen Beweis, dass diese Konstruktion wirklich vor Verletzungen schützt.»
Weniger Tempo als zusätzlicher Schutz?
Österreichs Ski-Experte Hans Knauss hat eine Idee in Petto: «Der Abfahrtssport entwickelt sich seit Jahren in eine viel zu schnelle Richtung, deshalb müssen wir immer noch mehr schwere Verletzungen registrieren», so der Kitzbühel-Sieger von 1999. «Wenn in Zukunft alle Athleten den Airbag desselben Ausrüsters tragen, könnte man sich gemeinsam mit den Herstellern der Rennanzüge auf ein Produkt einigen, das die Luft nicht abweist, sondern aufsaugt und damit das Tempo um fünf Kilometer pro Stunde reduziert. Das würde einiges zu einer grösseren Sicherheit der Athleten beitragen.»