Rote Köpfe am Lauberhorn Wie sich Salzgeber für den ausgebuhten Kriechmayr einsetzte

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17.1.2022

Rainer Maria Salzgeber verteidigt in Wengen den ausgebuhten Sieger Vincent Kriechmayr.
Rainer Maria Salzgeber verteidigt in Wengen den ausgebuhten Sieger Vincent Kriechmayr.
Bild: Keystone (Archiv)

Vincent Kriechmayrs Sieg am Lauberhorn sorgt für rote Köpfe bei den Schweizer Ski-Fans. Marco Odermatt und Beat Feuz nehmen den Österreicher, der auf die Abfahrts-Trainings verzichtete, aber in Schutz. Genauso wie auch Rainer Maria Salzgeber.

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Wer nicht trainiert, darf die Lauberhorn-Abfahrt nicht bestreiten – so lautet die Regel in Wengen. Vincent Kriechmayr war nach Absitzen seiner Corona-Quarantäne erst am späten Mittwochabend in Wengen angekommen und hatte deswegen die Abfahrtstrainings am Dienstag und Mittwoch verpasst. Mit einer Sondergenehmigung – für deren Erhalt Kriechmayr in Form eines Alibi-Trainings vor dem Rennen am Freitag aus dem Starthaus fahren musste, um nach rund drei Metern wieder abschwingen zu können – durfte er dann trotzdem antreten. Die Rennleitung erklärte, dass man keinem Athleten «wegen diesem verdammten Covid» den Start verbieten wolle.



So kam es, wie es kommen musste: Am Samstag gewann der 30-jährige Österreicher das legendäre Rennen und vermieste Lokalmatador Beat Feuz den Rekordsieg. Das «Worst-Case-Szenario» sei eingetroffen, sagte Marco Odermatt nach dem Rennen, dass er auf dem undankbaren vierten Platz beendete. Damit meinte Odermatt, dass es für die Schweizer ein bitteres Resultat sei. Und nicht, dass Kriechmayr den Sieg nicht verdient hätte. Ganz im Gegenteil: «Er hat gar nichts gestohlen. Er hat weder betrogen noch irgendwelche Materialvorschriften nicht beachtet. So wie er gefahren ist, hat er den Sieg verdient.»

Einen «fahlen Beigeschmack», wie Bruno Kernen meint, hat das Resultat trotzdem. Beat Feuz sagt: «Vincent hat heute ganz klar ausgespielt, dass er mehr Kraft hatte als wir anderen.» Der Berner Oberländer hätte mit einem Sieg alleiniger Abfahrts-Rekordsieger in Wengen werden können, wurde aber «nur» Zweiter. Nichtsdestotrotz würdigt Feuz Kriechmayrs Sieg: «Es gibt wohl keine fünf Athleten, die im Kopf und Körper bereit sind, ohne vorgängiges Training ihre Fahrt von ganz oben bis unten so durchzuziehen.»



Salzgeber verteidigt ausgebuhten Sieger

Das Schweizer Publikum sieht das etwas anders. Kriechmayr muss sich schon während seiner Fahrt laute Buhrufe anhören. Und als bei der Siegeszeremonie sein Name ausgerufen wird, wird noch lauter gebuht. Rainer Maria Salzgeber nimmt den Sieger aber sofort in Schutz. Der SRF-Moderator, der während der Lauberhorn-Rennen als Platzsprecher im Einsatz ist, sagt: «Vincent kann nichts für die Entscheidung der FIS-Jury. Ich bitte euch deshalb, dass ihr die tolle Leistung, die er im Rennen gezeigt hat, entsprechend würdigt.»

Kriechmayr erhält schliesslich doch noch seinen wohlverdienten Applaus. Die Heimreise tritt der Lauberhorn-Sieger aber dennoch mit gemischten Gefühlen an. «Ursprünglich wollte Vincent ja aufgrund der Gefahr einer Corona-Infektion gar nicht bei dieser öffentlichen Siegerehrung teilnehmen. Doch weil er den sonst so tollen Schweizer Fans die Ehre erweisen wollte, hat er es dann aber dennoch getan. Entsprechend hart haben ihn dann diese Pfiffe getroffen», wird sein Trainer Sepp Brunner im «Blick» zitiert. 

Er hätte seinen Ohren nicht getraut, als er während Kriechmayrs Siegesfahrt laute Buhrufe gehört habe. «Für mich waren die Schweizer bis dahin immer das fairste Ski-Publikum der Welt», so der Coach. Für Brunner, der jahrelang erfolgreich für Swiss Ski gearbeitet hat, ist klar, dass sich «die sonst so fachkundigen Schweizer Ski-Freunde in diesem Fall von den heftigen Reaktionen der Schweizer Teamführung haben in die Irre führen lassen». 



Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann und der Schweizer Alpin-Direktor Walter Reusser hatten die Entscheidung der FIS im Vorfeld des Rennens harsch kritisiert. Die Schweizer Teamführung will sich nach dem Rennen nicht mehr zu dem Fall äussern, hält aber fest, dass die Kritik nie an die Person Kriechmayr gerichtet war, sondern an die Entscheidung der FIS.