Slalom-Unterbruch provoziert Neureuther kritisiert Klima-Aktivisten: «Sollen sie doch zu den Politikern gehen»

Von Luca Betschart

23.11.2023

Die Polizei entfernt einen Klima-Aktivisten aus dem Zielbereich von Gurgl.
Die Polizei entfernt einen Klima-Aktivisten aus dem Zielbereich von Gurgl.
Bild: Keystone

Klima-Aktivisten unterbrechen am vergangenen Wochenende den Slalom von Gurgl und lösen mit der Aktion hitzige Debatten aus. Die deutschen Ski-Stars Linus Strasser und Felix Neureuther erklären, was sie am Vorgehen der Klimaschützer stört.

Von Luca Betschart

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  • Am vergangenen Samstag stürmen Klima-Aktivisten während des 2. Slalom-Laufs von Gurgl den Zielraum und sorgen mit ihrer Protestaktion für eine minutenlange Unterbrechung.
  • «Verdammte Idioten», nervt sich Henrik Kristoffersen in einem Interview über die Klimaschützer. Der Norweger ärgert sich aber nicht alleine über deren Vorgehen. 
  • In einem Podcast rollen der zurückgetretene Felix Neureuther und der aktuell beste deutsche Slalom-Fahrer Linus Strasser den Zwischenfall noch einmal auf und verraten, was sie an der Protestaktion stört.

Mitten in der entscheidenden Phase stürmen Klima-Aktivisten in Gurgl den Zielraum und provozieren so eine mehrminütige Unterbrechung des zweiten Slalom-Laufs. Der Ärger bei Veranstalter und Fahrern ist gross, Henrik Kristoffersen will den Aktivisten gleicht selbst an die Gurgel und wirft mit Schneebällen nach ihnen.

Nach dem Zwischenfall hält der Norweger nicht zurück und beschimpft die Aktivisten in einem Interview als Idioten: «Ich sagte, ich habe null Respekt. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich einen von ihnen geschlagen.» Und weiter: «Jemand musste mich zurückhalten, als sie aus dem Zielbereich kamen», so Kristoffersen, der sich bei weitem nicht als Einziger über das Vorgehen der Aktivisten nervt.

Ein Protest am falschen Platz

«Ich muss sagen, ich habe mich ziemlich aufgeregt», gesteht Felix Neureuther im BR24Sport-Podcast «Pizza & Pommes». Der Ex-Slalomstar ist in Gurgl als Kommentator vor Ort und stört sich daran, dass der Vorfall das Rennen schlussendlich überschattet: «Ich fand es schade, dass nach dem Rennen so viel über das gesprochen wird und gar nicht über das, was das Rennen ausgemacht hat.»

Trotzdem oder genau deshalb findet Neureuther aber wichtig, die Thematik zu diskutieren. «Um mal zu zeigen, wie Skifahrer überhaupt ticken. Weil meines Erachtens sind Skifahrer alles Kinder der Berge und haben ein grosses Bewusstsein für die Natur. Und denen ist auch allen das Thema Nachhaltigkeit extrem wichtig», so Neureuther. «Meines Erachtens war dieser Protest einfach am falschen Platz und an der falschen Stelle.»

«Es steckt sehr wohl Gewalt dahinter»

Für Linus Strasser, der seine Fahrten zum Zeitpunkt des Protests bereits hinter sich hat und auf Schlussrang neun landet, handelt es sich um ein sehr schwieriges, emotionales Thema. «Aber es ist wichtig, dass wir alle in eine Richtung marschieren», glaubt der Deutsche und sieht das aktuell nicht gegeben: «Die Leute sind nur noch genervt. Das geht völlig am Ziel vorbei.»

Den grossen Ärger von Kristoffersen kann Strasser nachvollziehen, auch wenn er betont: «Henrik ist vielleicht auch ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen, obwohl ich seine Intension dahinter verstehe. Als Athlet, der oben steht und sein ganzes Leben darauf ausrichtet, ist das nicht sehr förderlich.»

Zudem merkt Strasser an: «Es wird behauptet, es ist ein gewaltfreier Protest. Aber es steckt sehr wohl Gewalt dahinter. Da müssen wir uns schon auch die Frage stellen, wo fangen wir an und wo hören wir auf. Was lassen wir zu?» Irgendwann werde es gefährlich. «Ich hätte noch damit gerechnet, dass sie über die Piste laufen und Sand verstreuen. Dann kannst das Rennen nämlich abbrechen. Von daher ist es noch glimpflich ausgegangen. Aber ich glaube nicht, dass das zielführend ist», sagt der aktuell beste deutsche Slalom-Fahrer.

Nur noch schwarz oder weiss

Auch Neureuther erkennt zielführendere Varianten. «Dann sollen sie doch zu den Politikern gehen, aber nicht die Sportler beeinflussen», fordert der 39-Jährige und macht darauf aufmerksam, dass ausgerechnet die Organisatoren in Gurgl enorm auf Nachhaltigkeit setzen. «Sie hätten ja darauf aufmerksam machen können, dass das hier der richtige Weg ist. Und nicht sagen: Ganz egal was ist, wir suchen sowieso nur Aufmerksamkeit.»

Felix Neureuther ist mit dem Vorgehen der Klima-Aktivisten in Gurgl nicht einverstanden.
Felix Neureuther ist mit dem Vorgehen der Klima-Aktivisten in Gurgl nicht einverstanden.
Imago

Neureuther stört sich ab einem Schwarz-Weiss-Denken. «Ein Mittelding gibt es nicht mehr. Du kannst ja auch nicht mehr deine Meinung sagen, ohne dass du sofort in eine krasse Schublade geschoben oder massiv attackiert wirst», sagt der einstige Slalom-Spezialist.

Neureuther muss das nach seiner jüngsten Kritik am frühen Saisonstart der Skifahrer selbst erfahren: «Wieso kann man nicht einfach normal miteinander sprechen? Wieso wird man sofort als Aktivist abgestempelt? Wieso kann man sich nicht einfach mal zusammen setzen und versuchen, an Lösungen zu arbeiten? Das verstehe ich auch bei den Klima-Aktivisten nicht.»