Aufruhr im Weltcup Klima-Aktivisten unterbrechen Skirennen – wie es dazu kam und welche Konsequenzen drohen

Linus Hämmerli

19.11.2023

Die Klima-Aktivisten wurden von den Sicherheitskräften abgeführt.
Die Klima-Aktivisten wurden von den Sicherheitskräften abgeführt.
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Ein Klima-Protest sorgt beim Weltcup-Slalom in Gurgl für eine Unterbrechung. Die Verantwortlichen zeigen wenig Verständnis für den Vorfall – die Klima-Aktivisten können den Unmut nachvollziehen.

Linus Hämmerli

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Klima-Aktivisten stürmen im 2. Lauf des Slaloms in Gurgl ins Zielgelände und sorgen mit einer Protestaktion für eine Unterbrechung des Rennens.
  • Ausser Manuel Feller fallen alle Athleten, die nach der Klima-Aktion starteten, tabellarisch zurück.
  • ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer hält bei ORF fest: «Wir hatten Security-Dienste, aber die Aktivisten haben sich sehr gut getarnt.»
  • Die Klima-Aktivisten zeigen Verständnis für den Ärger bei den Athleten: «Wir verstehen den Unmut absolut. Ich weiss aber nicht, was wir sonst noch tun sollen.»

Was ist passiert?

Beim 2. Lauf beim Slalom in Gurgl überquert Marco Schwarz mit der Bestzeit die Ziellinie. Während der Österreicher die Faust ballt und sich über die grün aufleuchtende Zeit freut, dringen Klima-Aktivisten ins Zielgelände und verteilen orange Farbe auf dem Schnee. Daraufhin wird das Rennen unterbrochen.

«Hört auf den Klimarat!» – so die Botschaft der österreichischen Klima-Aktivisten.
«Hört auf den Klimarat!» – so die Botschaft der österreichischen Klima-Aktivisten.
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Wen hat es am schwersten getroffen?

Die Leidtragenden: Alexander Steen Olsen, Loïc Meillard, Fabio Gstrein, Clement Noel und Manuel Feller. Die Top-Fünf aus dem 1. Lauf musste sich wegen des Unterbruchs auf den Start gedulden – derweil wurden die Wetterbedingungen garstiger. Der Norweger Steen Olsen stand bereits in den Startlöchern und war bereit, mit vollem Fokus die Piste hinunterzubrettern, ehe er die Info des Unterbruchs erhielt. Bis auf Manuel Feller fielen nach der Klima-Aktion alle Athleten zurück. Meillard schied aus, Gstrein rutschte vom dritten auf den achten Rang zurück. Noel musste mit Rang zwölf vorliebnehmen. Steen Olsen wurde gar 18.

Wie konnte das passieren?

«Wir hatten Security-Dienste, aber die Aktivisten haben sich sehr gut getarnt», ärgert sich ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer im Gespräch mit ORF. Es sei schade, dass so ein tolles Skifest von einigen wenigen Chaoten beeinträchtigt werde. «Heutzutage muss man scheinbar leider mit solchen Vorfällen rechnen»

OK-Chef Alban Scheiber erklärte, man habe einen Green Event veranstaltet und darauf geachtet, unterschiedliche Aspekte möglichst nachhaltig zu organisieren. «Mehr kann man ja gar nicht machen im ersten Jahr, und dann passiert so etwas. Da sind wir natürlich schon sauer», betonte er. «Viel grüner, wie das alles da organisiert ist, kann man es nicht machen», sagte der österreichische Slalomspezialist Michael Matt.

Welche Konsequenzen drohen?

ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer will dieses Thema «endlich abhaken». «Diese Gruppierung sucht die Aufmerksamkeit und diese wollen wir ihnen nicht geben. Wir müssen schauen, dass wir diese Chaoten in Zukunft in Zaum halten können. Sie sind nun in polizeilicher Verwahrung, Personaldaten werden aufgenommen und ich hoffe, dass es nun auch zu dementsprechenden Bestrafungen kommt.»

Für die Zukunft hält Scherer fest: «Wir werden die Sicherheitskonzepte noch weiter stärken müssen.»

Was sagen die Klima-Aktivisten?

Zwei Klima-Aktivisten stellten sich nach der Protestaktion vor die Kameras des ORF. «Unsere Aktion ist nicht gegen den Sport oder die Fans gerichtet. Wir nutzen den Event dafür, um darauf aufmerksam zu machen, dass wir auf eine Klimakatastrophe zusteuern», sagt eine Klima-Aktivistin.

Der Klima-Aktivist nebenan meint: «Ich liebe das Skifahren. Ich will auch mit meinen Kindern noch Skifahren können.» Ob diese Aussage nicht ein Widerspruch mit der Protestaktion sei, will die ORF-Reporterin vom Aktivisten wissen. Diese Frage umkurvt er wie die Fahrer die Slalomstangen zuvor: «Die Farbe besteht aus Maisstärke und ist abbaubar. Die Regierung muss handeln.»

Die Klima-Aktivisten zeigen Verständnis für den Ärger bei den Athleten: «Wir verstehen den Unmut absolut. Ich weiss aber nicht, was wir sonst noch tun sollen.» Irgendwann hätte man nicht mehr genug zu essen, zu trinken und man hätte andere Probleme, als dass ein solcher Event angegriffen wurde. Sie seien auf vielen verschiedenen Demos gewesen, passiert sei seitens der Regierung nie etwas.

@letztegenerationat 🦺⛷️ EILT: WELTCUP IN GURGL UNTERBROCHEN - HÖRT AUF DEN KLIMARAT! Heute tragen wir unseren Protest auf die Weltcup-Piste und unterbrechen das Slalom-Rennen für mehrere Minuten. Bürger:innen haben bereits bewiesen, dass sie gemeinsam sinnvolle Lösungen, wie den Stopp fossiler Subventionen, erarbeiten können. Wann hört die Regierung endlich auf ihre eigenen Bürger:innen? #a22network #LetzteGeneration #weltcup #gurgl #skiweltcup ♬ Originalton - Letzte Generation AT

Weitere Stimmen

FIS-Renndirektor Markus Waldner

Athleten aus dem norwegischen Lager versuchten, die Klima-Aktivisten aus dem Weg zu räumen. Dies stösst bei FIS-Renndirektor deshalb auf Unverständnis, weil er sich diesen Einsatz von Sicherheitsleuten gewünscht hätte. «Es kann nicht sein, dass Athleten intervenieren, das muss die Polizei tun.» Man müsse sich besser aufstellen. «Wir müssen Polizisten haben, die gleich intervenieren können.»

Trotz der Aktion der Klima-Aktivisten zieht Waldner vom Rennen positive Bilanz: «Sonne, Schnee, viele Leute und ein gutes Rennen – einfach toll.»