FIS-Präsident Eliasch «Kleine Minderheit macht Stimmung gegen mich»

SB10/DPA

13.2.2023

Seit Johan Eliasch die FIS übernommen hat, ist es vorbei mit der Ruhe. 
Seit Johan Eliasch die FIS übernommen hat, ist es vorbei mit der Ruhe. 
Imago

Johan Eliasch, der umstrittene Präsident des Ski-Weltverbandes FIS, sorgt im Skisport für viel Unruhe. Der 60-Jährige wehrt sich gegen die Kritik. 

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Seit 2021 steht der britisch-schwedische Unternehmer an der Spitze der FIS – und befindet sich im Dauerstreit mit manchen Verbänden. Es geht um die Frage, wer künftig das Sagen über die Vermarktung des Weltcups hat. Es geht um Expansionspläne des Milliardärs, der Ski-Rennen in Asien durchführen will. Und es geht um eine Klage der vier grossen Verbände im Alpenraum vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS: Deutschland, die Schweiz, Kroatien und Österreich zweifeln die Rechtsmässigkeit von Eliaschs Wiederwahl an.



Eliasch hat seine Beziehung zu den meisten der 142 Mitgliedsverbände als «sehr gut» bezeichnet. «Es ist eine kleine Minderheit, die öffentlich Stimmung macht und versucht, uns über die Medien unter Druck zu setzen. Diese Art der Kommunikation entspricht jedoch nicht unserem Wertekodex», sagte der 60-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

«Wir sind von unserem Weg überzeugt und die grosse Mehrheit unserer Mitglieder ist es auch», sagte Eliasch. Er habe sein Amt mit einer Vision angetreten und sehe es als seine Aufgabe an, für diese Vision zu kämpfen. «Es ist wichtig, Ideen auszutauschen und gleichzeitig Anregungen aufzugreifen. Das ist für mich das Markenzeichen einer guten Diskussionskultur und der Schlüssel zum Erfolg», sagte Eliasch.

Er bescheinigte der FIS eine positive Entwicklung unter seiner Führung: «Wir haben den Weg geebnet, um die FIS ins 21. Jahrhundert zu führen. Wir können wirklich stolz auf das sein, was wir bisher gemeinsam erreicht haben.»

Eliasch: «Kommerzieller Selbstmord»

Eliasch beschäftigt vor allem die Vermarktungsrechte der Rennen. «Was derzeit passiert, ist kommerzieller Selbstmord! Wir lassen viel, viel Geld auf dem Tisch liegen», hält er gegenüber «Krone» fest.

Bisher liegen diese bei den Nationalverbänden, auf deren Gebieten die Weltcups stattfinden. Eliasch will hingegen eine zentrale Vermarktung und Kommerzialisierung der Weltcups durchsetzen. Die Eigentums-, Handels- und Marketingrechte aller Weltcups sollen nach Meinung des milliardenschweren Geschäftsmanns der FIS zugesprochen werden.

Die Zentralvermarktung gibt es «schon in allen relevanten Sportarten –  ausser im Skisport», betont Eliasch. Manche Leute würden ihre persönlichen Interessen über dasjenige der Athleten stellen, resümiert er in Richtung seiner Kritiker. 

Eliasch will mit Netflix-Formaten à la «Drive to survive» (Formel 1) oder «Break Point» (Tennis) den Sport für die jüngere Generation schmackhaft machen. Zudem sollen Stars – das österreichische Boulevardblatt nennt Lindsey Vonn oder Marco Büchel – direkt in den Athleten-Zonen am Start und im Ziel die Interviews führen.

FIS-Präsident mit Imageproblem

Der Ex-Freund von Hollywoodstar Sharon Stone tickt anders als sein Vorgänger Gian Franco Kasper. Eliasch hält sich im Hintergrund, wirkt kühl, erinnert vom Sprachduktus an einen Politiker und kommuniziert lieber über die FIS-Homepage, als direkt mit den Verbänden und Journalisten in Kontakt zu treten.

Eliasch ist Quereinsteiger im Verband. Er war dem Ski-Zirkus zuvor vor allem verbunden, weil er seit 1995 CEO beim Sportartikelhersteller Head war und die Marke in der Ski-Welt eine feste Grösse ist. Nun ist Eliasch zwar nicht mehr Geschäftsführer bei Head, aber immer noch Mehrheitsaktionär. Die Doppelrolle wirft immer mehr Fragen auf. Zuletzt beim Ausrüstungs-Skandal: Lassen sich die FIS-Mitarbeiter in diesem Winter doch ausgerechnet von Head ausstatten.

Der Weltverband sieht überhaupt keinen Interessenskonflikt und kontert: «Die FIS hat die FIS-Markenbekleidung für die Saison 2022/2023 von Head bezogen, da es keine geeigneten Angebote von anderen Anbietern gab.»

Mikaela Shiffrin – hier bei einer Podiumsdiskussion mit Marco Odermatt – ist kein Fan von FIS-Präsident Johan Eliasch. 
Mikaela Shiffrin – hier bei einer Podiumsdiskussion mit Marco Odermatt – ist kein Fan von FIS-Präsident Johan Eliasch. 
KEYSTONE

Der Frage, ob er Fehler gemacht habe, weicht Eliasch aus. Stattdessen teilt er mit, dass es wichtig sei, Ideen auszutauschen. «Das ist für mich das Markenzeichen einer guten Diskussionskultur und der Schlüssel zum Erfolg», sagt er. 

Mittlerweile erheben auch die Athleten ihre Stimme gegen den FIS-Boss. In einem offenen Brief richteten sich am Sonntag rund 140 Wintersportler an Eliasch und forderten ihn und die FIS auf, eine Vorreiterrolle im Kampf gegen den Klimawandel zu übernehmen. «Wir kennen die derzeitigen Nachhaltigkeitsbemühungen der FIS und bewerten sie als unzureichend», hiess es in dem Schreiben, das auch US-Superstar Mikaela Shiffrin unterzeichnete.

Eliasch selbst sieht sich übrigens als Klimaschützer und betont immer wieder, die FIS sei durch Projekte zur Vermeidung von Waldrodung klimapositiv. Viele Fachleute bezeichnen seine Initiative als Greenwashing – einige Athleten zumindest für unzureichend. Zur Übergabe des Briefes schickte die FIS derweil nur ihre Kommunikationschefin. Eliasch selbst machte sich wieder einmal rar.


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