Interview Feuz: «Eine Absage hätte ich mental nicht verkraftet»

sda

22.1.2021 - 21:32

Da ist das Ding: Beat Feuz präsentiert die goldene Gams für den Sieg in der Hahnenkamm-Abfahrt
Da ist das Ding: Beat Feuz präsentiert die goldene Gams für den Sieg in der Hahnenkamm-Abfahrt
Keystone

Elf Jahre nach seiner Premiere gelingt Beat Feuz der ersehnte Sieg auf der Streif – dank der Bereitschaft zum Risiko, wie er hinterher sagt.

Ja, für diesen Sieg war Beat Feuz bereit zum Risiko, ging er «All-in». Das zeigte sich in seinen Aussagen nach dem Triumph. Wäre das Rennen wegen des Windes nach 23 Fahrern abgebrochen und somit nicht gewertet worden, «hätte mich in den nächsten Tagen niemand mehr in Kitzbühel gesehen», sagte er. Er glaube nicht, dass er noch einmal imstande gewesen wäre, das Risiko einzugehen, zu dem er dieses Mal bereit war. Die zweite Abfahrt am Samstag und der Super-G am Sonntag hätte ohne ihn stattgefunden.

Beat Feuz, der Sieg auf der Streif war Ihnen in den letzten Jahren einige Male entglitten. Bangten Sie auch dieses Mal in der Leaderbox?

Schon ein bisschen. Auf einmal wurde auch noch der Wind zum Faktor. Als nach 23 Fahrern sogar eine Absage zur Diskussion stand, war mir ziemlich bange. Ich glaube nicht, dass ich tags darauf noch einmal imstande gewesen wäre, das Risiko einzugehen, zu dem ich dieses Mal bereit war.



Jetzt, wo die Lücke im Palmarès geschlossen ist, noch einmal die Frage: Wie sehr nervte dieser fehlende Kitzbühel-Sieg in den letzten Jahren?

Am meisten nervte es mich nach 2017, als ich mit klarer Bestzeit in der Traverse vor dem Zielhang im Netz gelandet bin. Da hatte ich das Gefühl, dass ich es hätte gewinnen müssen und diese grosse Chance vergeben zu haben. Ich wusste nicht, wie viele Gelegenheiten ich noch bekommen würde. Mit der Zeit änderte sich meine Sicht aber wieder, und ich war hauptsächlich glücklich über die vielen 2. Plätze hier. Auf diese Weise gelang es mir, mich vom Druck zu befreien. Ab da verschwendete ich keine Sekunde mehr mit Gedanken an den Sieg, sondern konzentrierte mich darauf, sauber, gut und schön Ski zu fahren und das abzurufen, was ich kann – so wie dieses Mal.

Ist der Sieg nun trotzdem eine Erleichterung? Fällt etwas von Ihnen ab?

Erleichterung ist vielleicht das falsche Wort. Es ist vor allem wunderschön, dass es jetzt geklappt hat. Wer mich kennt, weiss, dass ich einen Klassiker wie Kitzbühel auf jeden Fall gewinnen will. Wenn du viermal Zweiter gewesen bist, weisst du auch, dass du nahe dran bist. Fünf Siege irgendwo sind mir aber immer noch lieber als ein Sieg hier.

Was ging Ihnen in der Leaderbox durch den Kopf, als das Rennen während 40 Minuten unterbrochen war?

Ich äusserte mich da ziemlich deutlich. Ich sagte, dass ich am Samstag nicht am Start stehen würde und mich in den nächsten Tagen niemand mehr in Kitzbühel sehen würde, sollte das Rennen nach 23, 24 Fahrern abgebrochen werden. Das hätte ich mental nicht verkraftet. Es wäre dann alles zusammengekommen: meine mit Risiko verbundene Fahrt, der Sturz von Urs (Kryenbühl – die Red.), die Absage. Es wäre dann zu gefährlich gewesen für mich am Samstag.


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