Amherd-Nachfolge völlig offenWird ein Sprengkandidat Bundesrat?
Lea Oetiker
21.1.2025
Mitte-Partei setzt Findungskommission für Bundesratswahl ein
Die Mitte-Partei hat eine Findungskommission für die Vergabe des Sitzes von Bundesrätin Viola Amherd eingesetzt. Präsidiert wird sie von Mitte-Präsident Gerhard Pfister und Fraktionschef Philipp Matthias Bregy. Kandidierende müssen sich bis 3. Februar anmelden.
20.01.2025
Nach dem überraschenden Rücktritt von Bundesrätin Viola Amherd per Ende März ist die Mitte-Partei auf der Suche nach einem Nachfolger. Doch ganz so einfach ist es nicht. Kommt es zu einem Sprengkandidaten?
Lea Oetiker
21.01.2025, 04:30
21.01.2025, 07:21
Lea Oetiker
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Viola Amherd tritt per Ende März zurück. Nun ist ihre Partei auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger.
Nur: Bisher folgt eine Absage nach der anderen durch Top-Kandidatinnen und Kandidaten.
Sarah Bütikofer, Politikwissenschaftlerin, Projektpartnerin Sotomo, Herausgeberin DeFacto, ordnet die Situation für blue News ein.
Sie vermutet sogar: «Vielleicht ist es auch jemand von ausserhalb des Parlaments, aber mit langjähriger Politerfahrung.»
Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger von VBS-Chefin Viola Amherd (Die Mitte) gestaltet sich schwieriger als gemeinhin angenommen.
Bisher folgt eine Absage nach der anderen durch Top-Kandidatinnen und Kandidaten: Gerhard Pfister (62), Matthias Bregy (46), Benedikt Würth (57), Isabelle Chassot (59), Heidi Z'graggen (58) und der Mitte-Favorit Martin Candinas (44) wollen alle nicht Bundesrat oder Bundesrätin werden.
Hat die Mitte ein Bundesratsproblem? «Dass zuerst die Absagen folgen und sich erst später die Interessierten äussern, ist keine Überraschung. Überraschend ist eher, dass sich bisher mehrere der über Jahre als Topfavoriten gehandelten Personen aus dem Rennen genommen haben», sagt Politikwissenschaftlerin Sarah Bütikofer zu blue News.
Ein unbeliebtes Departement macht die Suche schwer
Bütikofer vermutet, dass es auch mit dem frei werdenden Departement zusammenhängt. «Es ist im Moment nicht davon auszugehen, dass von den amtierenden Bundesräten jemand wechseln will.» Die Aufgaben im Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) seien für die neue Person «anspruchsvoll bis unmöglich zu lösen», meint sie.
Zudem konnte man als Parlamentsmitglied hautnah miterleben, wie sehr Amherd dem Gegenwind ausgesetzt war und wie stark sie auch persönlich und verletzend angegriffen wurde. «Das ist natürlich keine zusätzliche Motivationsspritze.»
Ein weiterer Grund: Die Wahl ist bereits in sieben Wochen. Viel Zeit ist also nicht mehr übrig. «Es ist für alle Beteiligten positiv, wenn die Sachlage schnell klar ist und mit den Vorbereitungen der Nominationen durch die Fraktion angefangen werden kann», erklärt sie weiter. Zudem sei parteiintern viel los, da das Präsidium ebenfalls bald neu besetzt werden müsse.
Wird jemand ausserhalb des Parlaments kandidieren?
Wer könnte also das Amt von Amherd übernehmen? Laut Bütikofer wäre die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger (60) eine gute Wahl. «Sie erfüllt fachlich, persönlich, regional und familiär viele Voraussetzungen», so Bütikofer. Bisher hat Gmür-Schönenberger sich nicht geäussert.
Dann gäbe es aber noch Nationalratsmitglieder, wie beispielsweise Markus Ritter oder Philipp Kutter, die potenzielle Kandidaten wären. «Einige Regierungsrätinnen und Regierungsräte überlegen offenbar auch, ob sie ihren Hut in den Ring werfen wollen», sagt Bütikofer.
Zudem ist die Mitte ein Fusionsprojekt aus den früheren Parteien CVP und BDP. «Es könnte sogar sein, dass sich jemand der ehemaligen BDP für eine Kandidatur interessiert. Oder vielleicht auch jemand von ausserhalb des Parlaments, aber mit langjähriger Politerfahrung», so Bütikofer.
Bisher sah es so aus, als ob ein Mann der Nachfolger von Amherd wird. «Da nun aber etliche prominente Mitte-Männer abgesagt haben, kann es gut sein, dass am Ende eine Frau das Rennen macht», sagt Bütikofer. «Es wäre nicht das erste Mal, dass eine unerschrockene Politikerin in einer schwierigen Situation die Kohlen aus dem Feuer holen müsste.»
Zudem wäre eine weitere Mitte-Bundesrätin für manche Parlamentarier*innen und Mitglieder anderer Parteien eine grosse Erleichterung: Deren Partei müsste bei der nächsten Vakanz nicht zwingend ein Kandidatinnenticket präsentieren, was wiederum für einige Männer die Chancen erhöhen würde, selbst Bundesrat zu werden.