Zum wiederholten Mal Inter-Star Lukaku übel beleidigt – kommt jetzt der Rassismus-VAR?

dpa / mar

8.4.2023 - 09:26

Romelu Lukaku wird immer wieder zum Opfer rassistischer Beleidigungen.
Romelu Lukaku wird immer wieder zum Opfer rassistischer Beleidigungen.
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Romelu Lukaku wird im Pokal-Duell von Inter bei Juve von Turiner Fans rassistisch beleidigt. Sein Management ist empört und fordert eine Entschuldigung. Zudem gibt es Diskussionen um einen Rassismus-VAR.

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  • In der Serie A kommt es immer wieder zu Rassismus-Eklats. Jüngst wurde Inter-Star Romelu Lukaku von Juve-Fans mit Affenlauten eingedeckt.
  • Vereine und Verbände fordern seit Jahren härtere Massnahmen, bisher aber noch ohne Wirkung.
  • Die Idee eines Rassismus-VAR wird ins Spiel gebracht, der die Schiedsrichter auf unangemessenes Verhalten der Fans aufmerksam machen soll.

Im italienischen Fussball ist es erneut zu einem Rassismus-Eklat gekommen. Der belgische Nationalspieler Romelu Lukaku von Inter Mailand wurde am Dienstagabend im Pokal-Halbfinale bei Juventus Turin (1:1) von gegnerischen Fans beleidigt und verhöhnt. Auf Amateurvideos war zu sehen, wie Leute auf den Rängen Affenlaute machten und den Stürmer mit schwarzer Hautfarbe auch verbal attackierten. «Romelu verdient eine Entschuldigung von Juventus und ich erwarte, dass die Liga das Verhalten dieser Gruppe von Juventus-Anhängern sofort verurteilt», sagte Michael Yorkmark von Lukakus Management Roc Nation.

«Raus mit den Rassisten»

Als «inakzeptabel» geisselte FIFA-Präsident Gianni Infantino die Ausfälle. «Die FIFA und ich halten zu Romelu Lukaku genauso wie zu jedem anderen Spieler, Trainer, Offiziellen, Fan oder Teilnehmer eines Fussball-Spiels, der Rassismus oder irgendeine andere Form von Diskriminierung erleidet», schrieb der Schweizer am Mittwoch bei Instagram.

Juventus teilte zuvor mit, zusammen mit den Ordnungskräften nach jenen Leuten zu suchen, die für die rassistischen Gesten und Aussagen verantwortlich seien. Inter twitterte, entschlossen und geschlossen gegen jede Art von Rassismus und Diskriminierung vorgehen zu wollen. «Raus mit den Rassisten aus den Stadien», schrieb die Liga auf ihrer Homepage.

Lukaku reagierte in einem Instagram-Post auf das Erlebnis. «Die Geschichte wiederholt sich», schrieb der 29-Jährige und bezog sich auf Vorfälle 2019 und 2023. «Ich hoffe, dass die Liga diesmal wirklich etwas tut. Dieses schöne Spiel sollte von jedem genossen werden können», fügte er hinzu.

Das Opfer wird zum Täter gemacht

In dem Traditionsduell hatte Lukaku in der Nachspielzeit per Handelfmeter zum 1:1-Endstand getroffen und dann in Richtung der Juve-Fans gejubelt: Er salutierte mit der rechten Hand an der Stirn und legte den Zeigefinger der linken Hand auf die Lippen. Der Schiedsrichter wertete dies als Provokation und stellte Lukaku mit dessen zweiter Gelben Karte vom Feld.

«Bevor, während und nach dem Strafstoss wurde Romelu Opfer von feindseligen und widerlichen rassistischen Beschimpfungen», sagte Manager Yorkmark und kritisierte den Schiedsrichter für den Platzverweis. Der Vorfall müsse nun genutzt werden, um gegen Rassismus vorzugehen «und nicht, das Opfer der Schmähung zu bestrafen».

Seit Jahren kommt es in italienischen Fussballstadien immer wieder zu rassistischen Eklats. Erst am Wochenende hatten Anhänger der AS Rom den gegnerischen Sampdoria-Trainer Dejan Stankovic lautstark als Zigeuner beschimpft. Roma-Coach Jose Mourinho forderte die Anhänger mit einer Geste auf, die Schmähgesänge gegen seinen ehemaligen Spieler zu beenden. Der frühere serbische Profi Stankovic sagte später: «Ich bin stolz, ein Zigeuner zu sein, das beleidigt mich nicht.»

Was würde ein Rassismus-VAR bringen?

Giuseppe Marotta, der Sportdirektor von Inter Mailand, schlägt nun vor, dass ein VAR gegen Rassismus neben dem Video-Assistenten für strittige Spielsituationen eingesetzt wird. Der VAR würde aus Delegierten bestehen, die von der italienischen Fussballvereinigung zu jedem Spiel geschickt werden, um das Geschehen im Stadion zu beobachten. Wenn diese Delegierten diskriminierende Gesänge hören, könnten sie den Schiedsrichter direkt oder über Funk informieren. Der Schiedsrichter könnte dann entscheiden, das Spiel zu unterbrechen oder sogar abzubrechen.

Es stellt sich die Frage, ob der Schiedsrichter im Spiel gegen Lukaku die rassistischen Chöre überhaupt gehört hat. Laut dem Bericht der Delegierten gab eine Mehrheit der 5034 Zuschauer im unteren Ring der Tribuna Sud in der 80. und 94. Minute primitive und beleidigende rassistische Chöre und Schreie von sich. Alle drei Delegierten bestätigten dieses Vorkommnis. Das bedeutet, dass mehr als 2500 Personen an diesen Gesängen beteiligt waren. Der Bericht wurde dem Giudice sportivo, dem Verbandsrichter, vorgelegt, der daraufhin Sanktionen verhängte.