«Wie zum Teufel?» Taktlose Fans, Guardiola unter Beschuss und Klopp verliert die Beherrschung

Von Luca Betschart

17.10.2022

Klopp zu seinem Platzverweis: «Ich habe in diesem Moment die Fassung verloren»

Klopp zu seinem Platzverweis: «Ich habe in diesem Moment die Fassung verloren»

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp sieht in der Partie gegen Manchester City die Rote Karte. Nach dem Schlusspfiff entschuldigt sich der Deutsche für sein Verhalten.

17.10.2022

Im Prestigeduell zwischen Liverpool und Manchester City fliegen am Sonntag die Fetzen. Beide Fan-Lager und der Schiedsrichter lösen hitzige Diskussionen aus.

Von Luca Betschart

Der Premier-League-Kracher zwischen dem FC Liverpool und Manchester City hält, was er verspricht. Die beiden Rivalen liefern sich auf und neben dem Platz ein intensives und mitreissendes Duell, das mit einem knappen 1:0-Sieg für die Reds und der ersten Saisonpleite für Man City endet. Die Emotionen überborden aber schon vor dem Schlusspfiff.

Als der vermeintliche Führungstreffer von Manchester City nach 52 Minuten wegen eines Foulspiels von Erling Haaland aberkannt wird, gerät Pep Guardiola unter Beschuss. Der City-Coach feuert die Liverpool-Fans mit wilden Gesten an und wird im Gegenzug mit Münzen und anderen Gegenständen beworfen. «Die Zuschauer haben es versucht, aber sie haben es nicht geschafft. Vielleicht sind sie das nächste Mal besser», stichelt der 51-Jährige später im Interview mit «BBC Radio 5». Sein Gegenüber Jürgen Klopp macht darauf angesprochen klar: «Oh, das ist furchtbar. Das tut mir leid. Ich entschuldige mich dafür. Das habe ich nicht mitbekommen. So etwas sollte nie passieren.»

Klopp verliert kurz vor Schluss die Beherrschung

Rund eine halbe Stunde nach der Wurfattacke auf Guardiola verliert der Liverpool-Trainer aber selbst die Contenance. Weil der Schiedsrichter ein Foul an Mo Salah nicht als solches auslegt, platzt dem Deutschen der Kragen. Wild gestikulierend legt er an der Seitenlinie einen 20-Meter-Sprint hin, um dem Linienrichter direkt vor Ort die Meinung zu geigen. Für seine heftigen Reklamationen wird Klopp vom Platz gestellt. «Natürlich eine Rote Karte, meine Schuld. Ich habe es übertrieben in dem Moment», gibt der 55-Jährige an der Pressekonferenz nach dem Spiel zu (im Video oben). «Ich habe in dem Moment die Fassung verloren und das ist nicht okay.»

Und weiter: «Ich glaube nicht, dass ich irgendwem gegenüber respektlos war», sagt Klopp. «Aber wenn man sich die Bilder anschaut – ich kenne mich seit 55 Jahren und weiss, dass schon mein Blick in diesen Momenten eine Rote Karte wert ist.»

Klopp hat allerdings auch eine Erklärung für den Aussetzer. «Ein bisschen als Entschuldigung würde ich gern erwähnen: Wie kann man bei diesem Foul nicht pfeifen? Wie zum Teufel ist das möglich? Und ich wünschte, ich könnte dafür eine Erklärung bekommen», kritisiert der ehemalige BVB-Coach.

Guardiola: «Aber das ist Anfield»

Nicht nur Klopp, auch Guardiola ist unzufrieden mit dem Unparteiischen. «Der Referee hat alles laufen lassen, immer laufen lassen, laufen lassen. Es gab eine Million Fouls wie das, aber unser Tor wurde zurückgenommen», beklagt sich der Spanier über den aberkannten Treffer von Foden und spielt darauf an, dass die Schiedsrichter in der aufgeheizten Atmosphäre in Liverpool beeinflusst werden: «Das ist Anfield.»

Guardiola mit dem Schiri unzufrieden: «Aber das ist Anfield»

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Pep Guardiola spricht nach dem 0:1 gegen Liverpool über die erste Saisonniederlage in der Premier League mit Manchester City.

17.10.2022

Das wiederum lässt Klopp nicht so stehen. «Ich glaube, um unser Tor herum gab es drei Fouls. Zuerst an Mohamed Salah, dann an Fabinho, dann an Alisson. Und jetzt habe ich gehört, dass die Leute sagen, es liegt nur an Anfield», entgegnet er und fügt an: «Anfield trifft keine VAR-Entscheidungen. Es war ein Foul an Fabinho. Ich denke, da sind wir uns einig.»

Geschmacklose Fan-Gesänge im Gästeblock

Einig sind sich die Trainer wohl auch in der Beurteilung des Verhaltens einiger Gästefans, die mit Gesängen offenbar auf die Katastrophen von Hillsborough und Heysel anspielen. «Wir sind zutiefst erschüttert, dass während des heutigen Spiels in Anfield abscheuliche Gesänge über die Tragödie in Fussballstadien aus dem Gästeblock zu hören waren», heisst es am Sonntagabend auf Liverpools Webseite. Bei der Tragödie in Heysel 1985 starben 39 Menschen, in Hillsborough 1989 kamen gar 97 Fussball-Fans ums Leben.

Weiter schreibt der Klub: «Wir wissen, wie dieses Verhalten den Familien, Überlebenden und allen, die mit solchen Katastrophen zu tun haben, zusetzt. Wir arbeiten mit den zuständigen Behörden zusammen und werden auch mit Manchester City zusammenarbeiten, um unser Möglichstes zu tun, damit solche Gesänge im Fussball vollständig ausgerottet werden.»