Moralisch vertretbar? Holländischer Vergewaltiger für Olympia selektioniert

Martin Abgottspon

28.6.2024

Steven van de Velde soll mit Holland an die Olympischen Spiele in Paris reisen.
Steven van de Velde soll mit Holland an die Olympischen Spiele in Paris reisen.
Imago

Der Beachvolleyballer Steven van de Velde aus den Niederlanden hat sich für die Olympischen Spiele qualifiziert. Er wurde 2016 wegen Vergewaltigung eines Kindes verurteilt und sass im Gefängnis.

Martin Abgottspon

28.6.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der niederländische Beachvolleyballer Steven van de Velde hat sich für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert.
  • 2016 wurde er wegen der Vergewaltigung eines 12-jährigen Mädchens verurteilt und inhaftiert
  • Van de Veldes Comeback stellt das Internationale Olympische Komitee vor ein moralisches Dilemma.

Der niederländische Beachvolleyballer Steven van de Velde hat sich für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert – eine Nachricht, die nicht nur sportliche Begeisterung, sondern auch moralische Fragen aufwirft. Denn van de Velde wurde 2016 wegen der Vergewaltigung eines 12-jährigen Mädchens verurteilt und sass dafür im Gefängnis.

Wie der britische «Telegraph» berichtet, reiste der damals 19-jährige van de Velde 2014 aus den Niederlanden nach Grossbritannien, um ein Mädchen zu treffen, das er über Facebook kennengelernt hatte. Im März 2016 wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt, kam jedoch nach nur zwölf Monaten frei. Richter Francis Sheridan bezeichnete seine Hoffnung, die Niederlande bei den Olympischen Spielen zu vertreten, bei der Urteilsverkündung als «geplatzten Traum».

Letzter Entscheid noch nicht gefallen

Nun, acht Jahre später, stellt van de Veldes Comeback das Internationale Olympische Komitee (IOC) vor ein moralisches Dilemma. Jeder Olympiateilnehmer muss eine Erklärung über die Rechte und Pflichten der Athleten unterschreiben, in der er ausdrücklich aufgefordert wird, als Vorbild zu handeln. Van de Velde selbst äusserte sich zu den Vorwürfen aus seiner Vergangenheit und sagte: «Ich möchte all den Unsinn, der über mich geschrieben wurde, als ich im Gefängnis war, richtigstellen.»

Die britische Wohltätigkeitsorganisation zum Schutz von Kindern, die National Society for the Prevention of Cruelty to Children (NSPCC), reagierte auf seine Äusserungen mit scharfer Kritik. In einer Erklärung hiess es: «Van de Veldes Mangel an Reue und Selbstmitleid ist unglaublich.»

Das niederländische Olympische Komitee hat sich bislang nicht zu van de Veldes Qualifikation für Paris geäussert. Auch der niederländische Volleyballverband muss sein endgültiges Aufgebot noch bestätigen.