In einem wahren Slalom-Krimi holt sich Wendy Holdener Bronze und gewinnt damit die vierte Medaille für die Schweiz. Olympiasiegerin wird Petra Vlhova, Michelle Gisin fällt im zweiten Lauf zurück und geht leer aus.
Nach Silber in Pyeongchang 2018 gewinnt Wendy Holdener im Slalom erneut eine Olympia-Medaille. Die Schwyzerin wird in Yanqing hinter Siegerin Petra Vlhova und Katharina Liensberger Dritte. Insgesamt ist es bereits ihre vierte Olympia-Medaille, nachdem sie vor vier Jahren einen ganzen Medaillensatz holen konnte.
Nur zwölf Hundertstel fehlten Holdener, die nach dem ersten Lauf Fünfte gewesen war, zur Goldmedaille. Vor vier Jahren hatten ihr dazu gar nur fünf Hundertstel gefehlt.
Alle vier Schweizerinnen in den Top 10
Neben Holdener klassierten sich auch die weiteren Schweizerinnen in den Top 10. Für Michelle Gisin, zur Halbzeit hinter der am Ende viertklassierten Deutschen Lena Dürr noch Zweite, war Rang 6 mit sechs Zehnteln Rückstand auf Vlhova allerdings ein schlechter Lohn und schwer zu verdauen. Doch die Engelbergerin verlor in der Entscheidung auf ihrer Fahrt nach hervorragendem Start zunehmend an Schwung.
Camille Rast hingegen durfte sich über ihren 7. Rang vorbehaltlos freuen. Die 22-jährige Unterwalliserin machte im Finaldurchgang dank drittbester Zeit (hinter Vlhova und Liensberger) noch drei Positionen gut. Aline Danioth - wie Rast Olympia-Debütantin - wurde Zehnte. Ein voller Erfolg für die 23-jährige Urnerin, welche nach ihren zwei schweren Knieverletzungen erst seit dieser Saison wieder Rennen bestreiten kann.
Vlhova mit acht Hundertsteln Vorsprung
Ein noch grösserer Sprung nach vorne als Holdener gelang den zwei anderen Fahrerinnen auf dem Podest. Vlhova, die in dieser Weltcup-Saison fünf Slaloms gewann, stiess von Position 8 mit Laufbestzeit noch an die Spitze vor. Die 26-Jährige, die seit letztem Sommer vom Tessiner Mauro Pini trainiert wird, sorgte damit für den ersten Olympiasieg einer gebürtigen Slowakin.
Der ehemalige Schweizer Cheftrainer Pini war es auch, der in Yanqing den zweiten Lauf gesetzt hatte. Vlhovas Vorsprung auf Slalom-Weltmeisterin Liensberger, die fünf Positionen gutmachen konnte, betrug acht Hundertstel.
Shiffrin in der Krise
Ganz anders war die Gefühlslage bei Vlhovas grosser Konkurrentin Mikaela Shiffrin. Im ersten Lauf des Riesenslaloms am Montag war die Amerikanerin nur elf Sekunden im Kurs geblieben, im Slalom schaffte sie dies sogar nur für deren fünf Sekunden. Die Slalom-Olympiasiegerin von 2014 und insgesamt 47-fache Slalom-Siegerin im Weltcup sass danach vor Enttäuschung minutenlang am Rand der Piste. Später bei den Interviews im Zielraum schossen Shiffrin immer wieder Tränen in die Augen.
Holdener hochemotional, Gisin hadert
«Ich hatte die Medaille schon aufgegeben», erklärte Holdener, die letztlich davon profitieren konnte, dass Dürr und Gisin zurückfielen und die drittklassierte Sara Hector ausfielen. «Ich hatte heute nicht das Gefühl wie im Training, nicht dieses Spielerische und die Lockerheit wie sonst. Ich konnte nicht zeigen, was ich wollte, konnte aber trotzdem eine Medaille gewinnen, entsprechend happy bin ich nun, dass es doch noch zur Medaille gereicht und sich die Arbeit ausbezahlt hat», so Holdener hochemotional gegenüber SRF.
Derweil haderte Gisin mit dem Schicksal: «Ich wollte es zu sauber fahren, das war ein Fehler. Ich habe nach dem ersten Lauf daran geglaubt, dass ich es packe. Dass ich es dann so weggebe, ist sehr bitter.»