Tränen bei Lara Gut-Behrami. Tränen bei Michelle Gisin. Die beiden Schweizer Skiheldinnen zeigten sich hoch emotional. Das sagen sie nach ihren Medaillen-Glanztaten im Super-G.
Beide erlebten in den letzten Monaten schwierige Zeiten. Gut-Behrami kränkelte zu Saisonbeginn, hatte dann auch mit den Folgen eines Sturzes zu kämpfen und später kam auch noch Covid dazu. Und Gisin wurde im Sommer vom Pfeifferschen Drüsenfieber komplett ausser Gefecht gesetzt, was einen normalen Saisonaufbau nicht ermöglichte. Noch heute spürt die Engelbergerin die Folgen und muss ihre Kräfte einteilen.
Entsprechend emotional zeigten sich die beiden Schweizerinnen nach ihrem Medaillen-Coup im olympischen Super-G. Gut-Behrami wischte sich immer wieder Tränen aus den Augen – mit dem Olympiasieg, der ihr bislang noch fehlte, krönt die zweifache Weltmeisterin und Gesamtweltcup-Siegerin von 2015/16 ihre bisherige Karriere. Und auch Gisin konnte an der Medaillenzeremonie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
«Ich war nicht zu hundert Prozent überzeugt»
«Ich war im Ziel nervöser als am Start. Logisch, man kann ja nicht ausblenden, was in Sotschi und Pyeongchang geschehen ist», sagte Gut-Behrami hinterher. Damals hatte sie den Olympiasieg jeweils noch verpasst, in Pyeongchang blieb sie gar ohne Medaille.
«Ich war auch nicht zu hundert Prozent überzeugt von meiner Fahrt. Es war leichter zu fahren, als es bei der Besichtigung ausgesehen hatte. Mein Gefühl war, dass man noch etwas frecher hätte fahren können. Es ist Olympia, da kann man alles riskieren. Deshalb wollte ich warten, bis sich die Nummer dreissig im Ziel befindet. Nicht, dass plötzlich noch eine Fahrerin zwei Hundertstel vor mir ist. Ich habe lange gezittert», so die Tessinerin weiter.
Als sie dann Gewissheit hatte, konnte sie ihr Glück kaum fassen: «Dieser Sieg ist unglaublich, aber für mich noch schwierig zu realisieren so kurz nach dem Rennen. Die Anspannung ist weg, ich bin voller Emotionen. Auf jeden Fall ist es wunderschön.»
«Jetzt ist mit dem Selbstmitleid fertig»
Wunderschön findet es auch Gisin. Denn nach ihrer Fahrt hatte sie nicht mit einer Medaille gerechnet: «Ich hätte definitiv nicht gedacht, dass es mir so weit nach vorne reicht, denn ich hatte ein, zwei kleinere Fehler. Das ist total unglaublich und geht jetzt ziemlich lange, bis mir das so richtig bewusst wird, dass ich an Olympia Bronze im Super-G geholt habe.»
Im Slalom war Gisin noch die grosse Verliererin, weil sie sich nach dem ersten Lauf als Zweite auf Medaillenkurs befand, aber noch auf Rang 6 zurückfiel. Daran hatte sie zu kauen, aber letztlich fand sie den Turnaround-Schalter. «Ich musste mir irgendwann sagen, dass es mit dem Selbstmitleid jetzt fertig ist, und ich auch mal mit dem Weinen aufhören kann. Doch es war hart, denn ich hätte mir im Slalom so fest eine Medaille gewünscht, und ich war ja auch so nahe wie noch nie dran.»
Gisin weiter: «Dann riss ich mich zusammen und begann, mich darauf zu freuen, dass wir zu den Speed-Disziplinen wechseln. Diese geben mir immer viel zurück, wenn es in anderen Disziplinen nicht so läuft.»
Als Medaillenkandidatin wurde auch Corinne Suter gehandelt, doch sie kam nicht auf Touren und landete lediglich auf dem 13. Platz. «Ich bin schlecht Ski gefahren. Ich kam oben nicht in den Rhythmus, hatte das Gefühl, dass es nicht vorwärtsgeht. Der Grund-Speed war nicht extrem schnell. Ich verlor in jeder Kurve etwas Zeit», bilanzierte die enttäuschte Schwyzerin. Immerhin hat sie mit der ausstehenden Abfahrt noch eine zweite grosse Chance auf Edelmetall.