Mit der Hitze in Tokio haben sich die drei Schweizer Beachvolleyball-Duos auf unterschiedliche Weise arrangiert. Einen speziellen Trumpf haben Joana und Adrian Heidrich: familiäre Unterstützung.
Eines der grossen Themen bei diesen speziellen Olympischen Spielen ist die fehlende familiäre Unterstützung aus der Heimat, weil keine Zuschauer nach Japan reisen dürfen. Zu den wenigen Ausnahmen gehören Joana und Adrian Heidrich. Die 29-jährige Klotenerin und ihr drei Jahre jüngerer Bruder teilen sich sogar ein Apartment.
Das Männerduo Adrian Heidrich und Mirco Gerson schaffte den Sprung nach Japan erst bei letzter Gelegenheit beim europäischen Qualifikationsturnier. «Es ist sehr speziell und schön, dass er jetzt hier ist», freut sich Joana, die vor fünf Jahren in Rio mit Nadine Zumkehr den starken 5. Platz belegt hat. «Ich bin unglaublich stolz, dass er es geschafft hat.»
Die Heidrich-WG
Bis im April wohnten die Geschwister sogar gemeinsam in einer WG. Für den Olympianeuling Adrian bedeutet die Schwester vor allem heimatliche Gefühle. «Sie hier zu haben, ist ein Stück Schweiz, ein Stück Heimat», sagt er. Sie hätten als Familie schon auch Hochs und Tiefs erlebt, aber «wir hatten immer einen guten Zusammenhalt.» Sie seien sich sehr bewusst, dass sonst kaum jemand die Familie dabei habe und entsprechend «sehr dankbar».
Dankbar ist der 2,07-m-Hüne auch über die bestens adaptierbaren Betten aus Karton, die sich sehr einfach verlängern liessen. Und mittlerweile schläft er sogar alleine in seinem Zimmer, nachdem Gerson ein Einzelzimmer erhielt. «Das ist schon praktisch. Man hat etwas mehr Ruhe, und alleine im Zimmer heizt sich dieses auch etwas weniger auf», erklärt der Berner. «Jetzt bin ich in einer Heidrich-WG», fügt Anouk Vergé-Dépré, Joanas Partnerin und zweite Bernerin im Schweizer Kontingent, lachend hinzu.
Eine Frage des Kopfes
Heiss genug ist es schon in der Arena, wie die Schweizer in den Trainings feststellen konnten. «Der Sand ist sehr heiss, 43 bis 45 Grad», stellt Vergé-Dépré fest. Sie ging mit Heidrich einen innovativen Weg, um sich daran zu adaptieren, und logierte in Grenchen eine Woche in einem «Hitzezimmer». Für eine Outdoor-Variante entschied sich das zweite Schweizer Frauen-Duo Nina Betschart/Tanja Hüberli. Die beiden Zentralschweizerinnen reisten zur Vorbereitung nach Saloniki in Griechenland.
Neu sind die hochsommerlichen Verhältnisse für die «Sandakrobaten» aber sowieso nicht, sie sind sich hohe Temperaturen im Grundsatz gewöhnt. «Bei der Turnierserie in Cancun (Mexiko) war es ähnlich heiss. Da konnten wir verschiedene Sachen ausprobieren», verrät Betschart. Und Hüberli betont: «Viel spielt sich auch im Kopf ab. Es geht darum, Strategien zu entwickeln, wie man mit der Hitze umgeht.» Joana Heidrich verspricht jedenfalls schmunzelnd: «Mit Leggins wie zum Teil in Rio wird man niemanden sehen.»
Gleich von 0 auf 100
Für die Frauen geht es in der Sandgrube im Shiokaze Park in der Bucht von Tokio am Samstag los, für die Männer am Sonntag. Diese haben nichts zu verlieren und starten gleich gegen die Weltnummer 2, die in Katar eingebürgerten Westafrikaner Cherif/Ahmed.
Die Frauenduos wollen hingegen ein ernsthaftes Wort um die Medaillen mitreden. Heidrich spricht zwar von einer «toughen Gruppe» mit den amtierenden Weltmeisterinnen Pavan/Humana-Paredes aus Kanada, aber «so kommen wir schnell ins Turnier und sind auch sicher für die K.o.-Runden bereit». Die Europameisterinnen starten gegen die Deutschen Sude/Borger, die ersten Gegnerinnen von Betschart/Hüberli sind mit der Olympiasiegerin von 2016, Laura Ludwig, und Margareta Kozuch das zweite deutsche Duo.
Jeweils die ersten zwei der sechs Vierergruppen stehen direkt im Achtelfinal, ebenso die zwei besten Drittplatzierten. Nur für die Gruppenletzten ist Olympia bereits nach der Vorrunde zu Ende.
sda