Im Auftrag der Regierung? Doping-Arzt Fuentes spricht von systematischem Beschiss in Spanien

Martin Abgottspon

19.7.2024

Eufemiano Fuentes erhebt im Rahmen einer ARD-Dokumentation schwere Vorwürfe gegen die Regierungen im eigenen Land.
Eufemiano Fuentes erhebt im Rahmen einer ARD-Dokumentation schwere Vorwürfe gegen die Regierungen im eigenen Land.
Keystone

Wenige Wochen vor den Olympischen Spielen in Paris sorgt die ARD mit einer brisanten Enthüllung für Aufsehen. Ein Video zeigt den berüchtigten Dopingarzt Eufemiano Fuentes, der von einem umfassenden Betrugssystem bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona berichtet.

Martin Abgottspon

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Dopingarzt Eufemiano Fuentes berichtet über ein umfassendes Dopingsystem bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona.
  • Der damalige 400-Meter-Läufer Cayetano Cornet, nun Chef de Mission der spanischen Olympia-Mannschaften, soll Dopingmittel wie Hormone und Anabolika erhalten haben.
  • Fuentes beschreibt, wie Nachwuchsathleten über Jahre hinweg technisch, körperlich und medizinisch auf Höchstleistungen vorbereitet wurden.

Wenn es um Doping geht, fällt der Name eines bestimmten Arztes immer wieder: Eufemiano Fuentes. Er war für den Betrug von Jan Ullrich mitverantwortlich. Auch mit Rafael Nadal wurde der Spanier in den letzten Jahren immer mal wieder in Verbindung gebracht.

Nach seinen eigenen Aussagen ist das Ausmass seiner Arbeit aber noch viel grösser. In einer am Donnerstag veröffentlichten ARD-Dokumentation schildert Fuentes, dass er ein umfassendes System rund um die Olympischen Spiele in Barcelona betrieben habe.

«Die Regierung hat gesagt: ‹Tu, was du tun musst›», zitiert Fuentes in dem Video, das im Rahmen des Filmprojekts «Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele» entstanden ist. Laut diesem habe Fuentes bereits 2021 über die Vorgänge ausgepackt. Das Gespräch mit Fuentes sei von einem internationalen Team investigativer Journalisten unter falschem Vorwand in einem Hotel in Madrid geführt worden.

Vier Jahre Vorbereitung im Schatten

Fuentes berichtet, er habe vier Jahre im Verborgenen gearbeitet, um nicht mit den Erfolgen von 1992 in Verbindung gebracht zu werden. Vielversprechende Nachwuchsathleten seien Jahre im Voraus ausgewählt und durch technische, körperliche und medizinische Vorbereitung auf Höchstleistungen getrimmt worden.

«Wir kopierten das System aus den Ländern des Ostblocks», so Fuentes weiter. Die spanische Regierung habe klar gemacht, dass Medaillen das Ziel seien, ohne positive Dopingtests oder gesundheitliche Probleme, die den Athleten schaden könnten. Blutdoping sei seine bevorzugte Methode gewesen, aber auch andere Techniken seien zum Einsatz gekommen.

Belastungen für Spaniens Olympia-Delegationschef

Besonders brisant sind die Aussagen Fuentes’ bezüglich des damaligen 400-Meter-Läufers Cayetano Cornet. Diesem seien «Wachstumshormone, Testosteron und Anabolika» verabreicht worden. Cornet, der seit 2006 Chef de Mission der spanischen Olympia-Mannschaften ist, steht nun unter massivem Druck, da er auch für Paris in dieser Rolle vorgesehen ist.

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Spanien gewann bei den Spielen 1992 in Barcelona 13-mal Gold, sieben Silber- und zwei Bronzemedaillen und belegte im Medaillenspiegel den sechsten Rang. Unter den spanischen Goldmedaillengewinnern befanden sich auch junge Fussball-Talente wie Pep Guardiola und Luis Enrique. 

Das Nationale Olympische Komitee Spaniens COE streitet derweil die Vorwürfe ab. «Wir weisen jede Anschuldigung zurück, die darauf abzielt, die Sauberkeit, Integrität und Transparenz des spanischen Olympiasports infrage zu stellen, und zwar möglichst noch stärker, wenn eine solche Anschuldigung auf Aussagen einer Person beruht, deren Karriere im Sportbereich eindeutig diskreditiert ist», teilte das COE wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris mit.