Nach «Hau drauf»-Rufen Deutsche Fünfkampf-Trainerin von Olympia ausgeschlossen

SDA

7.8.2021 - 11:17

Annika Schleu und das ihr zugeloste Pferd «Saint Boy» sorgen in Tokio für ein Drama.
Annika Schleu und das ihr zugeloste Pferd «Saint Boy» sorgen in Tokio für ein Drama.
Bild: KEYSTONE

Die deutsche Fünfkampf-Nationaltrainerin Kim Raisner wird wegen ihres Verhaltens beim Olympia-Drama um Annika Schleu von den Sommerspielen in Tokio ausgeschlossen.

Diesen Entschluss verkündete der Weltverband im Modernen Fünfkampf einen Tag nach den umstrittenen Szenen beim Finaltag der Frauen.

Die Trainerin habe das ihrer Athletin Schleu zugeloste Pferd, das im Parcours verweigerte, anscheinend mit der Faust geschlagen, begründete der Weltverband seinen Beschluss. Der Gewinn der Goldmedaille war für Schleu greifbar nah gewesen, doch das ihr zugeloste Leih-Pferd Saint Boy verweigerte mehrfach. Die 31-jährige Berlinerin blieb deshalb ohne Punkte und kam am Ende auf Platz 31.

Danach gab es heftige Kritik an der Sportlerin und an Raisner. «Hau mal richtig drauf! Hau drauf!», hatte Raisner – im Fernsehen deutlich hörbar – der Athletin zugerufen. Die sichtlich überforderte Schleu hatte daraufhin verzweifelt mit der Gerte auf das verunsicherte und verängstigte Pferd eingeschlagen.

Einige Moderne Fünfkämpferinnen bekundeten im Parcours Probleme, hier die Brasilianerin Leda Guimaraes
Einige Moderne Fünfkämpferinnen bekundeten im Parcours Probleme, hier die Brasilianerin Leda Guimaraes
Keystone

Trainerin verteidigt sich

Nach dem Drama relativierte Raisner ihre Aussagen gegenüber SID-Sportnews (via «Blick»). «Ich hab gesagt, hau drauf. Aber sie hat das Pferd nicht gequält, in keinster Weise», so Schleus Trainerin, die für die Kritik wenig Verständnis zeigt. «Dass man mal mit der Gerte hinten draufhaut, ist jetzt keine Quälerei. Sie hat dem Pferd nicht im Maul gerissen. Sie hatte keine scharfen Sporen dran. Pferde quälen sieht anders aus.»



Anders bewertete Isabell Werth, die erfolgreichste Reiterin der Welt,  den Einsatz von Pferden im Modernen Fünfkampf am Freitag. «Das hat mit Reitsport nichts zu tun, wie wir ihn betreiben und kennen», kritisierte die deutsche Dressurreiterin scharf. «Das ganze System muss geändert werden.»

Werth ist siebenfache Olympiasiegerin.
Werth ist siebenfache Olympiasiegerin.
Bild: KEYSTONE