Nach Gender-Debatte Boxverband entlohnt Khelif-Gegnerin aus Mitleid wie eine Olympiasiegerin

dpa/pat

3.8.2024

Angela Carini wirft mit Tränen in den Augen das Handtuch.
Angela Carini wirft mit Tränen in den Augen das Handtuch.
Keystone

Um die Boxerinnen Imane Khelif und Lin Yu-Ting gibt es bei Olympia eine hitzige Geschlechterdebatte. Der internationale Boxverband giesst weiter Öl ins Feuer.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach dem Boxkampf zwischen Imane Khelif und Angela Carini ist eine Geschlechterdebatte entbrannt.
  • Es ist auch ein Streit zwischen dem Boxverband und dem IOC.
  • Der Boxverband bezahlt der unterlegenen Carini nun 100'000 US Dollar. So viel hätte sie in Paris maximal gewinnen können.

Die italienische Boxerin Angela Carini hat am Donnerstag ihren Boxkampf gegen Imane Khelif nach 46 Sekunden aufgegeben. Nach dem Blitzsieg der Algerierin ist eine heftige Geschlechterdebatte entbrannt. Vom Boxverband IBA wurde Khelif im Vorjahr ausgeschlossen, da sie einen nicht weiter spezifizierten Geschlechtertest nicht bestanden hatte.

Das IOC dagegen hat keinerlei Zweifel, dass Khelif eine Frau ist. Und auch die unterlegene Carini hat sich inzwischen bei ihrer Gegnerin für ihr Verhalten nach dem Kampf entschuldigt.

Der Boxverband allerdings giesst weiter Öl ins Feuer, indem er Carini nun ein Preisgeld in der Höhe von 100'000 US Dollar bezahlt, von dem die Hälfte an die Athletin selbst und die andere Hälfte anteilig an ihren Trainer und ihren nationalen Verband fliessen sollen. Es ist der gleiche Betrag, den Carini als Olympiasiegerin hätte gewinnen können.

«Ich konnte mir ihre Tränen nicht ansehen», wird IBA-Präsident Umar Kremlew in einer Verbandsmitteilung zitiert. Der Boxverband werde alle Boxerinnen schützen. «Ich verstehe nicht, warum sie das Frauenboxen töten. Ausschliesslich geeignete Athletinnen sollten der Sicherheit wegen im Ring gegeneinander antreten», schiesst er gegen das IOC.

Hat Boxen an Olympischen Spielen eine Zukunft?

Ungeachtet der aufgeheizten Geschlechter-Debatte und der weiter ungeklärten Verbands-Zuständigkeit soll auch 2028 in Los Angeles ein olympisches Boxturnier ausgetragen werden. «Wir wollen Boxen im Programm der Olympischen Spiele. Das ist das Ziel, aber nur mit einem verlässlichen Partner», sagte IOC-Präsident Thomas Bach.

Für die Organisation des Box-Turniers in Paris trägt das Internationale Olympische Komitee genau wie drei Jahre zuvor in Tokio die Verantwortung. Der Grund ist die Suspendierung der inzwischen ausgeschlossenen International Boxing Association (IBA) 2019. Die IBA wird für Korruption, Führungsprobleme und Wettbewerbsverzerrung kritisiert, die aktuelle Führung um den russischen Präsidenten Umar Kremlew berichtete jedoch von «umfassenden Reformen».

Ein Einspruch der IBA war vom Internationalen Sportgerichtshof Cas abgewiesen worden. Bis Anfang nächsten Jahres muss ein Verbandspartner auf internationaler Ebene gefunden werden, will Boxen auch 2028 bei den Spielen in Los Angeles olympisch sein. Stand jetzt ist das nicht der Fall.

Im November gründete sich in Frankfurt/Main der neue Verband World Boxing, der demnächst den Zuschlag des IOC erhalten will. «Wir haben jetzt 38 Mitgliedsverbände und es werden jede Woche mehr. Wir brauchen zwischen 60 und 70 für die Zulassung vom IOC. Das ist machbar bis September», sagte Generalsekretär Simon Toulson im ZDF.

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