Lara Gut-Behrami und Michelle Gisin bescheren den Schweizer Ski-Fans am Freitag ein schönes Erwachen. Michael Bont analysiert den sensationellen Auftritt der beiden Medaillen-Gewinnerinnen.
Die Schweiz hat im Super-G der Frauen doppelten Grund zur Freude. Lara Gut-Behrami und Michelle Gisin holen Gold und Bronze und besorgen der Schweiz die Medaillen Nummer 6 und 7 bei den laufenden Winterspielen in Peking. «Schön für uns, dass wir so in den Tag starten können. Zwei Medaillen in einem Rennen mit so vielen Anwärterinnen auf Gold und einem solchen Favoritenkreis auf eine Medaille. Die Schweizerinnen picken sich Gold und Bronze raus – das ist eine super Mannschaftsleistung», schwärmt auch Experte Michael Bont in seiner Renn-Analyse.
Während Jasmin Flury und Corinne Suter nicht ganz mit den Schnellsten mithalten und die Top Ten knapp verpassen, verhindert nur Mirjam Puchner einen Schweizer Doppelsieg. «Michelle Gisin konnte die Enttäuschung vom Slalom sehr schnell abhacken und sich auf die schnellen Disziplinen fokussieren. Sie konnte ihr Können am heutigen Tag zeigen», lobt Bont die Drittplatzierte. «Und Lara Gut-Behrami krönt ihre Karriere mit dieser olympischen Goldmedaille. Als Weltmeisterin in dieser Disziplin kann sie nachdoppeln – schlichtweg eine perfekte Leistung.»
Kein Training als Vorteil für Gut-Behrami?
Die Tessinerin habe über das gesamte Rennen eine gute Fahrt gezeigt. Aber: «Im technischen Abschnitt, wo man etwas radikaler fahren musste, hat sie eine enge Linie gezogen. Dort hat sie gegenüber den anderen Athletinnen sicher den Unterschied gemacht», sagt Bont und unterstreicht: «In den Gleitabschnitten, wo sie nicht die Beste ist, aber immer noch zu den Top-Athletinnen gehört, hatte sie alles im Griff. Durch das konnte sie eine solche Top-Fahrt machen. Für mich war es logisch, dass sie auf den 1. Rang fahren konnte.»
Dabei spielt Gut-Behrami womöglich in die Karten, dass vor dem ausgetragenen Super-G kein Training auf dem Programm stand. «Ich finde das sehr interessant. Dann ist der Super-G genau eine der schwierigsten Disziplinen. Man kommt an einen Berg, den niemand kennt. Sie konnten einmal ein sogenanntes Hang-Fahren machen, ein freies Fahren, um das Gelände etwas zu spüren. Man wusste aber nicht, wo die Kurssetzung hingeht», erklärt Bont im Gespräch mit blue Sport.
Grosse Hoffnungen für die Abfahrt
Das hat entsprechende Auswirkungen auf das Rennen. «Schlussendlich zeigt das den Instinkt, den eine Athletin haben muss. Und welchen Renn-Charakter eine Athletin hat. Darum ist der Name Lara Gut-Behrami zuoberst. Sie ist genau eine Athletin, die frech bleiben und ihre grossen technischen Fähigkeiten auspacken kann.»
Das starke Resultat im Super-G schürt auch die Hoffnungen für die noch ausstehende Abfahrt. «Es sind jetzt drei Trainings angesagt. Da ist auch wichtig, dass man eine Athletin wie Corinne Suter wieder heranführen kann, damit sie das Vertrauen wieder kriegt – ins Material, in den Schnee und in diesen Berg. Das Gleiche gilt für Jasmin Flury. Und Gut-Behrami und Gisin sind eh beflügelt. Die beiden können es jetzt nur noch geniessen.»