Zwischen Ruhm und Ruin Wie sich Barcelona im Olmo-Debakel verirrte

Tobias Benz

3.1.2025

Spielt er oder spielt er nicht? Dani Olmos Registrierung für die zweite Saisonhälfte des FC Barcelona hängt am seidenen Faden.
Spielt er oder spielt er nicht? Dani Olmos Registrierung für die zweite Saisonhälfte des FC Barcelona hängt am seidenen Faden.
IMAGO/Revierfoto

Dani Olmo wechselte im Sommer 2024 für 60 Millionen Euro zu Barcelona. Nur fünf Monate später droht er bereits ablösefrei zu gehen. Wie ist das möglich und wer trägt die Schuld daran?

Tobias Benz

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Dani Olmo droht nach nur fünf Monaten beim FC Barcelona ablösefrei zu wechseln, da der Klub ihn nicht erneut registrieren kann.
  • Grund dafür ist die strikte Gehaltsobergrenze der spanischen Liga, die Barcelona nach dem Anwenden zahlreicher, umstrittener Finanz-Tricks weiter überschritten hat.
  • In seinem jüngsten Manöver versuchte Präsident Laporta die Liga mithilfe eines undurchsichtigen Verkaufs noch nicht erstellter VIP-Logen zu überzeugen. Bislang ohne Erfolg.
  • Medienberichten zufolge könnte Olmo eine Klausel nutzen, um ablösefrei zu wechseln, was sportlich und finanziell einem Desaster für den hochverschuldeten Klub gleichkäme.

Frohes Neues den «Culers»: Gleich zu Beginn des Jahres zeichnet sich mit der Nicht-Registrierung Dani Olmos ein finanzielles und sportliches Debakel sowie eine beispiellose, öffentliche PR-Blamage ab. Der Verein steht kurz davor, den im Sommer für 60 Millionen Euro verpflichteten Europameister Dani Olmo nach nur einem halben Jahr ablösefrei ziehen lassen zu müssen, weil er für die zweite Saisonhälfte nicht registriert werden kann. Wie ist das möglich?

Ein neues Jahr, (k)ein neuer Trick

Anders als in den meisten europäischen Ligen gibt es in der spanischen LaLiga eine Art «Salary Cap», eine Lohnobergrenze. Die ist im Grunde ziemlich einfach erklärt: Ein Klub darf nur so viel Geld ausgeben, wie er einnimmt. Sobald die Ausgaben den Einnahmen gleichkommen, lässt die Liga keine weiteren Spieler-Registrationen zu.

Diese Regel ist alles andere als neu und war dem FC Barcelona auch stets bewusst, doch bislang umging Präsident Laporta den «Salary Cap» immer wieder mit einem neuen Trick. Seit er im März 2021 die Leitung des hochverschuldeten Klubs übernommen hat, blieb ihm kaum etwas anderes übrig. Schliesslich sollte der FC Barcelona seiner Meinung nach trotz hoher Schulden immer noch Weltstars verpflichten und in allen Wettbewerben vorne mitspielen können.

So kaufte er beispielsweise im Sommer 2022 einen gewissen Robert Lewandowski. Um den damals 33-Jährigen registrieren zu können, veräusserte Laporta kurzerhand Anteile an der hauseigenen digitalen Vermarktungsstelle «Barça Studios», heute «Barça Vision». Ein fragwürdiger Schritt für langfristig Denkende, doch einer, der dem Verein 200 Millionen Euro in die Kasse spülen sollte. Lewandowski durfte spielen.

Lewandowski überzeugt seit seinem Wechsel zu Barcelona mit zahlreichen Toren – kostete aber auch viel Geld.
Lewandowski überzeugt seit seinem Wechsel zu Barcelona mit zahlreichen Toren – kostete aber auch viel Geld.
KEYSTONE

Ein Jahr später trickste Laporta erneut – und erreichte die Last-Minute-Registrierung Olmos, weil sich Verteidiger Andreas Christensen kurz vor Ablauf der Frist verletzte. Dank der mittlerweile in Spanien berühmten 77. Regel aus dem Gesetzbuch der spanischen Liga durfte der Spanier anstelle des Dänen registriert werden. Allerdings nur für die Dauer eines halben Jahres, weshalb sich das Drama um Olmo derzeit wiederholt.

Laporta hoffte in der Zwischenzeit durch einen neuen Vertrag mit Trikotpartner Nike die nötigen zusätzlichen Einnahmen zu generieren. «Wir hätten schon diesen Sommer 1:1 sein können, aber wir hielten es für besser, zu warten und dann einen besseren Vertrag zu bekommen», sagte der Barcelona-Präsident am 3. September. Doch der Poker ging nicht auf. Der im November verkündete Vertrag reichte nicht aus, um Olmo registrieren zu lassen.

Ein neues Problem, (k)eine neue Lösung

Anfang Oktober wurde die Situation dann noch komplizierter, als Wirtschaftsprüfer die Bewertung der Tochtergesellschaft «Barça Vision» abwerteten. Der Grund: Die von Barcelona im Jahr 2022 angekündigten Einnahmen von 200 Millionen Euro fielen deutlich tiefer aus. Plötzlich klaffte in der Abrechnung ein Nettoverlust von 91 Millionen Euro.

Die Liga reagierte, indem sie Barcelonas Gehaltsobergrenze weiter herabsetzte – was bedeutete, dass plötzlich noch mehr neues Geld benötigt wurde, um Olmo über den 31. Dezember hinaus registrieren zu können. Doch Laporta wäre nicht Laporta, hätte er nicht mit einem neuerlichen Trick versucht, die Bücher zu berichtigen.

Kurz vor Jahreswechsel wurde ein weiterer Hebel angesetzt: der Verkauf künftiger Einnahmen aus den VIP-Zonen des im Umbau befindlichen Camp-Nou-Stadions. Als «einen klassischen Laporta» beschrieb die Fachzeitung «The Athletic» den Deal: Der Verkauf von Sitzen, die es noch nicht gibt, in einem Stadion, in dem aktuell keiner spielt, an Investoren, deren Identität verschleiert wurde. All das zu einem Preis, den niemand genau kennt.

Joan Laporta soll den FC Barcelona zurück in die Spur führen.
Joan Laporta soll den FC Barcelona zurück in die Spur führen.
KEYSTONE

Problem gelöst – verkündete die spanische «Marca» daraufhin. Allerdings stellte sich diese Meldung als Ente heraus. Die Liga liess sich kein weiteres Mal auf mündliche Versprechen der Katalanen ein, und forderte entsprechende Dokumente. Eine Forderung, der Laporta bislang nicht nachgekommen ist. Auch der Gang vor Gericht half dem FC Barcelona nicht. Eine Klage gegen die Regularien der Liga wurde von der spanischen Justiz abgeschmettert.

Eine verzwickte Vertragsklausel

Doch nebst der Nicht-Registrierung des Spielers droht Barça noch eine andere Ohrfeige – sollte «Mundo Deportivo» richtig liegen. Die spanische Zeitung behauptete nämlich kürzlich, Olmo hätte eine Klausel in seinem Vertrag, die es ihm erlaube, Barcelona ablösefrei zu verlassen, sollte die Registrierung im neuen Jahr nicht gelingen.

Sollte das der Wahrheit entsprechen, würde Barcelona nicht nur einen seiner Leistungsträger auf dem Platz verlieren, der Verein bliebe auch auf den vollen Transferkosten von 60 Millionen sitzen, die die Einhaltung der 1:1-Regel für die nächsten Jahre zusätzlich erschweren.

Frohes Neues den «Culers». Für sie bleibt nur die Hoffnung, dass Laporta in den nächsten Tagen noch ein weiteres Ass aus dem Ärmel schüttelt.

Das könnte dich auch interessieren

Valencia gegen Real Madrid: Am 3. Januar exklusiv im Free-TV auf blue Zoom

Valencia gegen Real Madrid: Am 3. Januar exklusiv im Free-TV auf blue Zoom

Das ist mal ein Jahresanfang! blue Zoom zeigt das Nachholspiel in der spanischen LaLiga zwischen Valencia und Real Madrid live und exklusiv im Free TV am 3. Januar 2025. Anpfiff ist um 21 Uhr. Wir freuen uns auf euch.

20.12.2024

Top-Goals 2024: LaLiga

Top-Goals 2024: LaLiga

23.12.2024