Am Sonntagabend siegte der FC Barcelona im Rahmen des Joan-Gamper-Pokals souverän gegen Pumas UNAM. Doch im Camp Nou gab es vor dem Anpfiff trotzdem Pfiffe – für den eigenen Spieler Martin Braithwaite.
Die mit den für viel Geld eingekauften Stars Raphinha und Robert Lewandowski angetretenen Katalanen – im Verlauf der Partie wurden mit Franck Kessié und Jules Koundé noch zwei weitere Neuzugänge eingewechselt – machten vor den mehr als 83'000 begeisterten Zuschauern kurzen Prozess mit den Mexikanern (u.a. mit Dani Alves) und gewannen glatt mit 6:0.
Doch ein Barça-Profi verbrachte trotzdem einen schwierigen Abend. Bei der Team-Präsentation wurde Martin Braithwaite vom Publikum mit Buhrufen inklusive Pfeifkonzert empfangen. Der Däne kam noch mit guter Laune aufs Feld, die ihm danach aber schnell verging. Memphis Depay klopfte ihm tröstend auf die Schulter, als er seinen Platz in der Spielerkolonne einnahm.
Der dänische Stürmer kam im Februar 2020 als «Not-Transfer» von Leganés. Immerhin 18 Millionen Euro liess sich der Klub seine Verpflichtung kosten – der Spieler erhielt gleich einen Vertrag bis Sommer 2024. Doch nach 58 Einsätzen und 10 Toren ist Braithwaite beim FC Barcelona nicht mehr erwünscht. Coach Xavi teilte öffentlich mit, dass er keine Verwendung mehr für den Angreifer habe.
Showdown zwischen Klub und Spieler
Die Verbannung ist dabei auch der Not geschuldet. Der Klub muss nicht nur Platz im Kader schaffen, sondern auch seine Gehaltsstruktur und Finanzen auf Vordermann bringen. Jeder eingesparte Euro ist dabei in der aktuellen Lage Gold wert. Denn die spanische Liga könnte mit der Ablehnung der Spieler-Registrierung für die Neuzugänge für einen Super-GAU sorgen.
Wie «Sport» berichtet, hat Barcelona deshalb Braithwaite aufgefordert, seinen Vertrag aufzulösen, damit er sich einen neuen Verein suchen kann. Der 31-Jährige will aber offenbar sein volles Gehalt für die Restlaufzeit seines Vertrags kassieren. Ein lukratives Angebot aus Saudi-Arabien soll ihm derweil vorliegen.
Kurzum: Die Klubverantwortlichen sind der Ansicht, dass Braithwaite von ihrer schlechten finanziellen Lage profitieren möchte und sich zuerst das ganze ausstehende Gehalt holen – und sich dann aus dem Staub machen und anderswo ein üppiges Salär kassieren will. Der Spieler selbst andererseits pocht auf sein ausgehandeltes Gehalt und will seinem Noch-Arbeitgeber kein Jota entgegenkommen. Normalerweise trifft man sich bei einer Abfindung irgendwo in der Mitte, zumal die Karriere des Spielers ja noch weitergehen soll. Der Däne kämpft auch noch um einen Platz im WM-Kader in Katar.
Braithwaite der Businessman
Vielleicht geniesst es Braithwaite aber auch, bei einem Welt-Klub unter Vertrag zu stehen: Nebst dem Gehalt ist auch die Lebensqualität in der Metropole sicher höher einzustufen als anderenorts. «Sport» erwägt zudem noch einen anderen Faktor, der in diesem undurchsichtigen Streit eine Rolle spielen könnte. Braithwaite soll gemäss «Forbes» (via Ran) einer der reichsten Fussballer der Welt sein. Dies, weil er abseits des Rasens offenbar das richtige Näschen hat.
So investierte er laut übereinstimmenden Medienberichten bereits seit 2017 in den amerikanischen Immobilienmarkt und hält gemeinsam mit seinem Onkel Business-Anteile im Wert von rund 250 Millionen US-Dollar. Zudem hat er noch andere Projekte am Laufen. Das Label als Barça-Profi schadet in der Geschäftswelt also sicher auch nicht.
Dass also einer der mutmasslich reichsten Fussballer auf der Welt dem Klub nicht entgegenkommen will, sorgt bei den Barça-Fans zusätzlich für Ärger. Zumal Braithwaite ja deshalb auch nicht zwingend auf sein geschätztes Jahresgehalt in Höhe von vier Millionen Euro angewiesen sei, so der Tenor bei den Anhängern.
Am Ende des Tages ist aber der FC Barcelona selbst verantwortlich für seine Finanzen. Zwar hat noch der frühere Barça-Präsident Josep Maria Bartomeu den Vertrag mit Braithwaite abgeschlossen, doch auch sein Nachfolger Joan Laporta beweist gegenwärtig fast tagtäglich, dass eine ordentliche und seriöse Buchhaltung längst ein Relikt aus der Vergangenheit ist.